- Kucki 232
Folge 10 - Der letzte Atemzug

Meine Eltern und Madleen schlafen immer noch tief und fest. Sie haben noch nicht mal richtig registriert, dass Melody hier ist. Ich habe heute Nacht auf der Couch geschlafen. Aua. Habe jetzt voll den steifen Nacken. Doch das ist mir egal, solange es Melody gut geht. So richtig konnte ich sowieso nicht schlafen, weil ich mir wegen allem den Kopf zerbrochen habe. Das ist also jetzt meine Welt. Gut, okay. Sehe ich ein, aber was ich nicht einsehe ist, dass ich fremde Eltern habe.
Trotzdem habe ich jetzt einen Mordshunger.

Aber so richtig.
Die Stille hier ist wieder mal richtig unheimlich. Erst war ich der, der tagelang geschlafen hat und jetzt sind es meine Eltern und meine Schwester. Ich schaue ja immer, ob sie noch leben.

Bis ich dann aufschrecke, als ich Jingles höre, wie er richtig laut bellt. Wow. So habe ich ihn noch nie erlebt. Er bellt das ganze Haus zusammen. Woah. Was hat er nur?

Als ich nachschaue, sehe ich erstmal nichts Auffälliges, doch Jingles hüpft hin und her und bellt immer noch wie verrückt.

Er kommt auf mich zu und eine kleine Streicheleinheit kann ihn wenigstens ein bisschen beruhigen.
„Hey, Großer. Was ist denn los mit dir? Hattest du einen schlechten Traum? Alles gut. Bin ja da.“

Bis ich dann sehe, dass Chelsey sich mühsam aufrappelt und fast schon wieder zur Seite kippt. Huch? Sie war doch gestern noch putzmunter.

„Miau.“
Irgendwas stimmt nicht mit ihr. Ich sehe nach und plötzlich ist es so, als wenn mich jemand irgendwo hinreißen will. Ich verliere fast das Gleichgewicht. Ich halte Chelsey ganz fest, doch kann ich mich plötzlich nicht mehr bewegen oder gar sprechen. Wie versteinert stehe ich da. Als würde man mich in einen Traum hineinziehen.

„Joel. Hör´zu. Ich habe nicht mehr viel Zeit. Ich bin es. Kucki. Hör bitte genau zu. Ich habe versucht, bei dir zu sein, aber es funktioniert einfach nicht. Ich werde endgültig sterben. Arghs. Eigentlich wollte ich dir die Welt zurückholen, die du verlassen hattest, aber ich schaffe es nicht. Es tut mir leid. Deine Eltern und Geschwister konnte ich zwar wiederherstellen, aber das war es leider auch. Alles andere ist verloren. Es tut mir leid, was du die letzten Tage durchmachen musstest. Ich war es dir schuldig, dass deine Familie wieder sie selbst ist. Entschuldigung für das Chaos, was ich angerichtet hatte.“
Kurz kann ich mich wieder bewegen.
„Kucki. Ich werde nicht zulassen, dass du von uns gehst.“

„Es ist zu spät. Aber du kannst die Welt aufrechterhalten, solange ich dir die Magie übertrage. Du wirst sie nicht nutzen können, aber das Siegel wird fest verankert sein. Es ist besser, wenn die Magie keine Chance mehr bekommt. Baue dir ein schönes Leben mit deiner Familie auf und gebe das Siegel stets an deine Nachfahren weiter. Ihr habt genug für uns getan. Doch jetzt muss Schluss damit sein. Du wirst die alte Welt vergessen. Du wirst mich vergessen und die Magie. Du wirst aufwachen, als würdest du nichts anderes kennen als diese Welt. Es ist besser so. Du wirst Erinnerungen haben aus schönen Kindheitstagen. Ohne all diese Gefahren.“
„Aber Kucki. Du darfst nicht sterben.“
„Joel. Lass mich bitte gehen. Bitte. Ihr habt euch alle ein schönes Leben verdient. Geh dein Praktikum machen, mit deinem Paps. Helft den Sims da draußen. Dein Vater hat noch genug Aufträge. Das ist doch das, was du immer wolltest.“
Ich muss weinen. Natürlich war es eine anstrengende Zeit in meiner alten Dimension, aber es gab auch viele schöne Erinnerungen daran.

„Setz´mich bitte ab, Joel. Ich bin schwach. Wenn du jetzt nicht stark bleibst, dann ist alles verloren. Finde Shadow. Er irrt noch da draußen rum. Deine Geschwister werden auch noch etwas verwundert sein darüber, dass sie plötzlich mit anderen Sims im Bett aufwachen, aber das werden sie verschmerzen. Dafür sind sie wieder die alten. Genau wie deine Eltern. Finde Shadow. Und pass gut auf Melody auf. Die Zwillinge haben niemanden in dieser Welt außer euch. Danke, Joel, dass du mein Schützling sein durftest. Lebe wohl.“
Plötzlich bin ich wieder im Hier und Jetzt und Chelsey alias Kucki macht Anstalten, abgesetzt zu werden. Ich setze sie hinunter und kann jetzt erst recht nicht mehr meine Tränen halten.

Bevor Chelsey oder eben auch Kucki ihren letzten Atemzug macht, bildet sich bei mir ein Tattoo auf dem Arm.

Tja. Und dann. Dann weiß ich gar nichts mehr, außer dass ich einen Mordshunger hatte und Jingles plötzlich anfing zu bellen.

Ich schüttle den Kopf und gehe meinen üblichen Tätigkeiten nach. Immerhin ist Wochenende. Mal schauen, was so anliegt. Und vieles muss noch ausgepackt werden. Wir sind nämlich erst ganz frisch nach Copperdale gezogen.
Joel verliert jegliche Erinnerungen an seine alte Dimension. Sein Leben wird nun so sein, als hätte er nie woanders gelebt. Kucki konnte nur leider nicht alle retten, die ihm nahe standen und so sind nur seine Eltern und Geschwister mit ihm hier. So wie die Zwillinge Shadow und Melody. Und viele andere fremde Sims.
Und hier beginnt nun offiziell die Geschichte von Joel Duvan. Das Chaos mit den Dimensionen ist Geschichte.
Es tut mir also ein wenig leid, wenn die nächsten und letzten Folgen noch etwas für Verwirrung sorgen und sorgten, aber nach und nach kommt ihr da dann auch rein. Versprochen :)
Ende des Generationsspiels mit der „Neverending Story“ und „Die Duvans - Zwischen Windeln und Gebissreinigern“.
Die Geschichte von Joel Duvan
Paps ist heute aber spät dran. Er schläft in letzter Zeit sehr viel. Eigentlich wollte ich ja mit dem Praktikum anfangen. Er ist schon richtig cool. Hat einen Job als Privatdetektiv und hilft jedem, egal, wie groß der Geldbeutel doch ist. Paps ist eher für sich und macht sein Ding. Mam versucht ihn ja immer in der Dusche zu verführen, was sogar vor einigen Wochen dazu führte, dass sie wieder schwanger wurde. Cool. Ich habe ja nur schon sechs Geschwister.

Ich selbst gehe noch in die Schule. Gymnasium, elfte Klasse. Mein Traum ist es, einst einmal in die Fußstapfen meines Vaters zu treten. Als Privatdetektiv. Bei uns in Copperdale ist es so, dass man dafür studieren muss. Und genau das ist mein Ziel. Meine Mam und die anderen Geschwister stelle ich euch auch nach und nach vor. In unserer Familie bin ich der drittjüngste.
Paps sitzt ganz verträumt vor seinem Frühstück. Das macht er gerne so, wenn er wieder an einem schwierigen Fall sitzt.

„Paps? Wann kann ich jetzt eigentlich mit dem Praktikum anfangen? Die Schule fragt schon. Nächste Woche soll es nämlich eigentlich losgehen.“

„Außerdem habe ich eine 5 geschrieben und es tut mir leid. Werde mich aber mehr anstrengen. Aber das Fach interessiert mich total nicht.“
Ich bin erst seit ein paar Tagen auf der Copperdale, aber hatte bislang alles andere als einen guten Start.

Paps redet nie viel, aber man sollte es sich nicht mit ihm verscherzen. Wenn dann kann er sich ordentlich zur Wehr setzen.
„Wenn es nur das wäre. Deine Lehrerin hat schon wieder angerufen, dass du deine Hausaufgaben vergessen hast. Was ist los mit dir? Wo sind deine Gedanken hin? Oder ist es doch falsch gewesen, dass wir Melody bei uns aufgenommen haben? Lenkt sie dich etwa ab?“

„Ja, was? Guck´mich nicht so an. Ich hätte Melody ja auch auf der Straße sitzen lassen können.“

Ich weiß eigentlich gar nicht mehr so richtig, wie ich Melody überhaupt kennengelernt hatte. Sie lebte in einer ärmeren Familie. Na ja. Nicht arm. Ihr Opa war so ein Psycho, den Paps dingfest machen musste. Nachher haben wir sie und ihren Zwillingsbruder Shadow bei uns aufgenommen. Sie hatten sonst niemanden mehr. Eines Tages hatte ich mich in Melody verliebt. Hey, kommt. Sie ist aber auch so eine Schönheit. Nur eine verpeilte Schönheit. Sie macht viele unüberlegte Dinge. Wollte mit mir früher in einem Schloss leben. Puh. Sehr kitschig.
Tja. Was Liebe so richtig bedeutet, wusste sie nicht. Sie lebte einfach in ihrer Märchenwelt. So hatten wir uns also oft gestritten und so. Doch seit Kurzem ist das irgendwie anders. Melody ist mit ihrem Bruder abgehauen, doch als sie wieder zurückkamen, da war. Tja. Da war eben alles anders. Wir lachen seitdem mehr. Als ob es bei ihr Klick gemacht hat. Keine Ahnung. Wir haben beschlossen, nochmal von vorn anzufangen. Nur Shadow ist mal wieder abgehauen.
„Melody hat da überhaupt nichts mitzutun. Überhaupt nicht, okay?“

Paps ist im Moment ein bisschen krank. Scheint wohl eine Sommergrippe zu sein. Und immer mehr Fälle stapeln sich bei ihm auf dem Tisch. Da ist es doch jetzt umso besser, wenn sein Sohnemann jetzt mit dem Praktikum beginnen kann und seinem Paps unter die Arme greift.

Er bittet mich, mit in sein Büro zu kommen. Geht es jetzt endlich los? Das wäre richtig cool. Na klar. Ich erwarte jetzt nicht wirklich viel, doch hoffe ich, bei kleinen Fällen dabei sein zu können. Bin so richtig gespannt.

„Du möchtest also anfangen? Gut. Dann gebe ich dir eine Nummer, die du anrufst. Reiß dich aber zusammen. Du musst dran denken, dass niemand davon erfahren darf. Mit der Polizei kann man nie gut zusammenarbeiten. Soweit klar?“
„Klar, Paps. Kein Wort zu niemandem.“
Das Problem bei Paps seinem Job ist nämlich, dass er genau denen hilft, denen so niemand hilft. Oder die zu Unrecht bestraft wurden. Er hat mir mal von einem Obdachlosen erzählt, der seine Frau verloren hat und jetzt auf der Straße lebt. Paps glaubt jedoch nicht daran, dass seine Frau einfach so gestorben ist, sondern dass das Krankenhaus gepfuscht hat. Diesem Mann hilft er nun.
Viele Fälle konnte er schon aufdecken, die da oben als abgeschlossen galten, es jedoch nicht so war.
„Hier. Ich habe die Nummer. Ruf da an und vereinbare ein Treffen. Ich muss mich eben nochmal hinlegen. Mir ist schlecht. Aber du machst das schon.“

„Oder hast du jetzt ein Problem damit?“

„Nein, nein. Alles cool. Person anrufen. Date ausmachen. Alles klar. Das schaffe ich locker.“

„Na dann ist ja gut. Ich haue mich wieder hin. Und hilf Mam bitte dann gleich noch bei der Wäsche, okay?“
Nein, Moment. Halt. Was mache ich hier? Ich soll da echt anrufen? Ich kenne die Person doch gar nicht und soll direkt ein Treffen arrangieren? Äh. Ups. Was soll ich denn sagen? Nein, ich schaffe das schon.

Na toll. Nun sitze ich hier und werde langsam hibbelig. Paps ist ein beliebter Detektiv. Was ist, wenn ich das jetzt total versemmel? Hmpf.

Ich schaue auf das Handy und sehe, dass Paps mir die Nummer von einem Colin Wishbone offengelassen hat. Witziger Nachname.

Na gut. Ran an den Speck. Einfach anrufen und losquatschen. Was ist dabei?
Doch als das Freizeichen kommt, rast mein Herz doch ganz schön. Wer weiß, was derjenige hat? Ich habe doch keine Ahnung, was ich jetzt machen muss. Hmpf. Einfach telefonieren. Klar. Maaan.

Bis dann schließlich jemand abnimmt und ich sofort lossabbel.
„Hey, du. Sie. Ähm. Hier spricht Joel Duvan. Ich rufe im Namen meines Vaters an und ähm. Ja. Er sagte, du, ähm, Sie brauchen uns. Also. Ich bin der Sohn von Marc Duvan und mache mein Praktikum bei ihm. Also nicht, dass Sie jetzt denken, das ist ähm. Mann. Okay, nochmal, sorry. Ist da Colin Wishbone? Ich soll Sie anrufen und ein Treffen arrangieren.“

Läuft doch. Irgendwie. Erstmal Pause machen und warten, was da kommt. Toll. Der Colin redet total wenig. Na geil. Was soll ich denn jetzt sagen? Haha. Witzig.

Bis dann schließlich doch noch was kommt. Ich antworte:
„Nein, das ist klar. Niemand wird was erfahren. Mein Paps arbeitet allein. Also fast. Nun ja. Ich mache ja das Praktikum und wenn wir helfen können, dann machen wir das auch. Mein Paps schlägt ein Treffen vor. Wäre das okay?“
So nervös war ich das letzte Mal, als ich mit Melody telefoniert hatte, als sie im Krankenhaus war. Boah, das war so peinlich. Bevor wir sie bei uns aufgenommen hatten.

Colin ist mit dem Treffen einverstanden. Wunderbar. Läuft doch wie am Schnürchen. Ich merke aber auch, dass er noch recht jung klingt. Und ist so nervös wie ich. Sind wunderbare Aussichten, nehme ich mal an. Doch dann fällt mir ein, dass Paps mir gar nicht gesagt hat, wo wir uns denn dann treffen. Wow. Ich bin wunderbar vorbereitet. Man, ist das peinlich. Verdammt. Gleich legt er bestimmt auf und sucht sich wen anders. Ich versuche trotzdem cool zu bleiben.
„Ähm, ja also. Ähm .... Ja, wo eigentlich? Mist, das habe ich jetzt nicht nachgefragt. Arghs. Sorry. Ich. Hmpf. Hey, ich versau’ das jetzt hoffentlich nicht alles. Ist es okay, wenn mein Paps einen Treffpunkt per SMS schickt?“

Paps hat mir ja nicht mal erzählt, was der Typ überhaupt will. Ich soll ihn einfach nur anrufen. Toll. Ich fühle mich gerade wie Paps sein Sekretär, der hier Termine vereinbart. Muss das wirklich alles so geheim bleiben?
Auf jeden Fall habe ich es dann doch irgendwie geschafft, den anderen da irgendwie total fachmännisch darüber zu informieren, dass ich nicht mal weiß, wo dieses verdammte Treffen stattfinden soll. Das ist doch peinlich. Man. Ich fühle mich wie so ein totaler Baddel. Was ein Baddel ist? Weiß ich wohl selbst nicht. Hmpf.
Ich lege auf.
Aber aller Anfang ist eben schwer. Auch wenn es nur ein blöder Anruf ist.

Paps kümmert sich schließlich um den Rest. Juhu. Mein erster Fall. Ob ich da dann mitdarf? Okay, vielleicht muss ja ein Massenmörder gefunden werden oder sowas. In die Schusslinie darf ich dann ja auch nicht.
Aber egal, was mich erwartet: Ich bin bereit.
Hi, mein Name ist Joel Duvan und ich möchte euch gerne meine Geschichte erzählen. Ihr denkt, ihr kennt meine Geschichte schon? Tja. Ich glaube nicht. Denn sie fängt jetzt erst an.