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  • Kucki 232

Folge 102 - Immer langsam


 

Erste Herbstwoche: Donnerstag

Geburtstag: keiner

Event/Feiertag: keiner

Erzähler/in: Marc

 

Meine Güte, habe ich Muskelkater. Emily und ich hauen in der letzten Zeit ordentlich rein, damit wir es wieder gemütlich haben. Aber ich sehe schon, dass die Kinder langsam wieder ausgewogener werden. Das Gemecker der letzten Wochen nimmt langsam ein Ende. Oder doch nicht?

Die Themen sind kunterbunt, aber keine Spur von Gemecker. Also habe ich alles richtig gemacht. Wunderbar. Ich wollte sowieso nochmal mit Joel reden. Seit er das mit Jimmy aufgewirbelt hat, lässt mir das keine Ruhe.

„Paps? Kannst du dann aber schnell machen, mit Mira und Jimmy? Es wird langsam Winter und ich mache mir Sorgen.“

Wie stellt Joel sich das vor?

„Hey, ich kann dir ja den ganzen Batzen Papiere vor die Nase legen und du bearbeitest alles. So schnell geht das auch wieder nicht. Hörst du mir überhaupt zu?“

„Paps, ich mache mir doch nur Sorgen. Ich weiß nur, dass Miras Schwester gestorben ist. Vielleicht hat es damit ja zu tun. Und vielleicht kann Aurelie ja auch helfen, da die beiden sich kennen. Du bist doch nicht allein damit.“

„Ja, aber das geht trotzdem nicht so schnell. Ich muss auch erstmal sehen, dass ich mit den beiden rede, damit ich überhaupt an dem Fall arbeiten darf. Mit Mira weiß ich noch nichts und Jimmys Fall ist eigentlich abgeschlossen.“

„Miras Eltern haben sie wohl rausgeworfen. Das ist doch mies. Nach so einem Verlust sollte man doch erst recht zusammenhalten.“

„Ja, ich sehe, was ich machen kann. Ich rufe nachher im Revier und in der Kanzlei an und dann hoffe ich, dass ich die Fälle bekomme.“

Das eine ist abgehakt fürs Erste und dann folgt das Nächste.

„Paps? Ich finde es’nen bisschen Scheiße, dass die anderen voll die Party schmeißen konnten und ich kann nicht feiern oder wie? Ihr müsst mal ein bisschen hinne machen. Meine Fresse. Dachte voll an die Party morgen. Wo soll man denn feiern? Im Kuhstall?“

Gerade er muss reden, dass wir hinne machen sollen. Er hat sich kaum die Hände schmutzig gemacht.

„Hättest du mit angepackt, dann hättest du unten schon schön feiern können. Aber du knutschst ja lieber mit Naomi rum. Also mecker nicht, okay?“

Er muss nämlich wissen, dass ich gerade etwas traurig bin. Jetzt fällt auch die zweite Entscheidung für eines meiner Kinder. Selbst Emilio würde hier ordentlich fehlen. Der Junge konnte mich trotzdem oft zum Lachen bringen.


Nachdem die Kids in die Schule gegangen sind, liegt erstmal der übliche Spaß an. Und dann geht es weiter mit dem Hausbau.

Bis später Benny noch vor der Tür steht. Auf ihn ist meine Frau im Moment etwas sauer. Es ist immerhin ihr Bruder verstorben und dass jetzt nichts kommt zwecks Beerdigung ist mies.

Er sieht auch noch sehr niedergeschlagen aus. Jetzt, wo seine Mam auch noch verstorben ist. Oh, man. Kommt schon. Bis Weihnachten muss es doch alles besser werden. Nochmal so ein Trauerfest oder so möchte ich nicht erleben.

„Hey, mein Beileid. Ist eine miese Zeit im Moment.“

„Du sagst es.“

Benny hat auch richtig rote Augen und bekommt kaum etwas raus.

Wir gehen rein und er sagt auch direkt, was Sache ist:

„Wir haben heute Morgen Mam und Paps ohne viel Drumherum beerdigen lassen, weil die Kosten einfach zu immens geworden wären. Ich hoffe, ihr versteht das. Natürlich wollen wir nachträglich nochmal zusammen kommen und ihnen eine kleine Trauerfeier widmen, aber alles andere wäre zu viel geworden.“

Da bekomme ich so richtig große Augen, als Benny mir das erzählt.

Emily hat das Gespräch mitbekommen und kommt in die Küche. Puh. Da ist jemand so richtig sauer. Wenn sie Türen knallt, ist das nie ein gutes Zeichen. Aber das kann sie jetzt mal machen, finde ich. Das ist ein Unding und deswegen lasse ich die beiden erstmal allein. Sie wird ihn schon nicht erstechen.


Ich schaue mir erstmal den kleinen Teich in Ruhe an, der gestern fertiggeworden ist. Eine gemütliche Ecke, um sich zurückzuziehen. Erstmal alles sacken lassen und dann weitermachen.

Bis es unten im Keller weitergeht. Emilio soll nämlich schön den Ball flach halten, da ich nämlich mit dem Bautrupp hier unten was geplant habe, damit mein Sohn feiern kann. Ich hoffe nur, dass wir es bis morgen einigermaßen aufbauen können.

Noch ist es ein graues, dunkles Irgendwas doch meine Schwester hat ein gutes Timing. Der Bautrupp kommt runter. Auf geht's.

Bis wir schließlich bis zum Nachmittag etwas Wunderbares aus dem schwarzen Loch zaubern konnten. Meine Schwester steht unserem Paps in nichts nach. Sie hat die Firma super übernommen.

Ein bisschen bleibe ich noch hier unten. Es ist angenehm ruhig. Ich hoffe nur, dass sie da oben alles klären konnten. Mord und Totschlag habe ich in meinem Beruf schon genug.

Nein, so ganz rein mag ich noch gar nicht. Ich höre, wie Emily immer noch irgendwas laut zuknallt. Gleich gehe ich langsam mal dazwischen, aber erstmal noch in der Kanzlei anrufen, ob es schon was Neues gibt.

„Okay. Ja, danke, Charlie. Kannst du mir dann Bescheid geben, was das Revier gesagt hat? Und wenn du irgendwas hast, dann schick es mir bitte.“

Nun aber rein. Ich sehe, dass Bennys Tochter noch mit dazugekommen ist. Wow, sie ist ganz schön groß geworden. So ganz wieder auf dem Boden ist Emily immer noch nicht, aber sie versucht, vor Gwendolin ruhigzubleiben.

„Na, Süße. Habt ihr auch ordentlich Abschied genommen, so ohne uns? Hmm?“

Sie versucht es wirklich.

„Ja, es war nur schade, dass wir allein waren. Wir hätten euch gern mit dabeigehabt.“

„Ach, wirklich? Hättet ihr das? Wie schön“, sagt sie so richtig überspielt.

„Und bei dir so, Benny? Wie war dein Tag so?“

„Grrrrrrr.“

Ich finde es ja selbst nicht in Ordnung. Wir hätten doch was mit dabei getan, damit die beiden eine schöne Beerdigung bekommen. Daran soll es doch nicht scheitern.

So, aber ich muss erstmal einen Kuchen machen, da Joshi gleich mit dem Kleinen kommt. Emily lasse ich das lieber jetzt nicht machen, da die Messer dann ganz woanders landen würden. Vor allen Dingen das Nudelholz.

„Hey, Jingles. Bist du hier, um beim Backen zu helfen oder wartest du dann eher nur darauf, dass irgendwas runterfällt?“

„Wuff.“

Während der Kuchen dann backt, beschäftige ich mich mit dem Hund auf der Couch. Benny ist bereits abgezischt. Ich hoffe nur, dass sich die Wogen hier bald wieder glätten, da wir morgen Emilios Geburtstag feiern wollen, ohne dass irgendwas durch die Gegend fliegt. Heute Abend kann ich mir bestimmt ordentlich was von meiner Frau anhören.

Bis es an der Tür klingelt und mein Ältester gut gelaunt vor der Tür steht. Ein kleiner Lichtblick an diesem Tag.

„Hey, Paps. Lass dich knuddeln. Wie geht es dir?“

„Wo ist denn der Kleine?“

„Oh, er wollte da vorne noch die Blumen anschauen. Er mag Herbstblumen.“

„Äh.“

Ich schaue um die Ecke, während ich Joshi bitte, schon mal reinzugehen. Vielleicht kann er Emily ja schon mal etwas beruhigen.

„Hey, na du kleiner Windelpupser. Wie geht's?“

„Da Blume gelb. Habt viel Hause.“

„Ah, cool. Alles klar. Hey, aber wie wär’s, wenn wir erstmal reingehen? Da gibt es lecker Kuchen.“

Ich hebe den Kleinen hoch und kann es irgendwie gerade nicht so richtig glauben, dass das mein Enkel ist.

Gwendolin ist auch noch zum Kuchen geblieben. Sie kann ja nichts für den Zwischenfall.

„Hui, der Kuchen ist lecker. Wow.“

Und Joshi denkt irgendwie gar nicht so richtig an Kuchen.

Schließlich nimmt das nächste Drama seinen Lauf. Aber mich stört das nicht. Ich mach’ mir keinen Stress. Immer schön langsam.

Emilio natürlich immer noch stinkig, dass er seinen Geburtstag hier nicht feiern kann und Joel todtraurig wegen des Parks. Aber etwas können wir dann doch noch wie eine Familie zusammen verbringen, ohne dass hier irgendwas kaputtgeht. Immerhin freue ich mich, dass Maximilian hier ist und er uns mal etwas auf andere Gedanken bringt.

„Und, hey. Bevor du hier weiter so eine Schnute ziehst und denkst, mir an die Kehle zu wollen oder so, kommst du jetzt einfach mal mit, okay? Und wehe, du maulst danach immer noch. Dann kann ich für nichts garantieren.“

Ich gehe mit Emilio die Treppe runter und ich hoffe, dass er dann endlich Ruhe gibt. Es ist schon schwer genug für mich, auf die Entscheidung von Ahnin Kucki zu warten. Wenn von ihr denn etwas kommt. Noch haben die anderen nicht davon berichtet, irgendwas von ihr gehört zu haben.

Als ich dann die Tür öffne, ist Emilio plötzlich ganz ruhig. Ich sage auch soweit nichts.

„Paps. Ich. Ich. Man. Es tut mir leid. Ich. Wow. Das sieht gut aus.“

Tja, auch den härtesten meiner Kinder, habe ich mal fast zum Heulen bekommen.

„Paps. Das. Puh.“

„Es ist noch nicht ganz fertig, aber wenn du mir morgen helfen würdest, anstatt so zu meckern, dann könnte das was werden, okay?“

„Hey, klar. Mach’ ich.“

Es kehrt langsam Ruhe ein bei uns und die Kids haben vor, mir am Wochenende weiter bei dem Bau zu helfen. Es wird natürlich immer gemeckert, aber keiner ist bereit, auch mal mit anzupacken. Ein unfaires und unpassendes System, wie ich finde. Sie meckern, weil ihre Zimmer noch so kahl sind? Tja. Eimer und Pinsel stehen jetzt drin. Sie können anfangen.

Aber heute machen wir uns einfach nur noch einen ruhigen Abend und erzählen uns die neusten Dinge.

Während Emily nicht von ihrem Enkel ablassen kann. Sie soll vorsichtig sein, sonst kippt sie mir da noch um.

Bevor wir ins Bett gehen, rede ich mit meiner Frau auch nochmal in Ruhe. Nachher bekomme ich es wenigstens noch so weit hin, dass sie sich auf die Trauerfeier vorbereitet und doch mal aus ihrem Geweine rauskommt. Ich bin immer da, wenn was ist.

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