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  • Kucki 232

Folge 15 - Warum glaubt mir nie jemand?


 

Dritte Winterwoche: Freitag

Geburtstage: keine

Events/Feiertage: Winterferien

Erzähler/in: Emilio

 

Ich bin schon früh wach und sauer zugleich. Zwar liebe ich die Feiertage und liebe es, zuhause zu sein, aber wenn Niklas in meiner Nähe ist, dann ist es vorbei. Am liebsten würde ich ihm sagen, wie sehr ich ihn hasse. Er nimmt mir alles weg.

Am Tisch setze ich mich auch ganz weit von ihm weg. Ich sage nichts und möchte mir den Tag nicht verderben lassen. Und wenn, dann ist Mam ja auch noch da. Ach, nein. Sie hat ja nie Zeit, mir mal zuzuhören. Also bin ich lieber still.

„Hast du deine Sachen gestern im Bad liegengelassen? Und es ist ekelig, nicht zu spülen. Warst du das auch?“, fragt sie mich plötzlich. Meine Laune ist jetzt noch mehr dahin.

Mein Herz rast und ich raste aus: „Warum denken immer alle, dass ich sowas mache? Ich räume immer auf. Ich lasse nichts liegen. Hört auf damit.“ Dabei brülle ich richtig. Und dann dieses Gesicht von Niklas. Genießt er das etwa? Mam erschreckt sich. Tja, damit hat sie nicht gerechnet. Aber ich wehre mich nur, wenn man lügt.

„Ich habe das nicht gemacht, okay? Aber ich kann sowas ja mal machen, weil es ja eh egal ist, wie ich mich bemühe. Bäh.“ Mam findet gerade keine Worte. Richtig so.

Also lasse ich meine Schüssel stehen und gehe einfach. Ich habe keine Lust mehr und bleibe den ganzen Tag in meinem Zimmer oder haue ab, oder sowas. Irgendwas fällt mir schon ein, aber ich bleibe keine Minute länger in der Nähe von Mam und Niklas. Die beiden haben sich wohl verbündet und kämpfen nun gegen mich.

Draußen ist der Schnee gerade richtig schön. Es hat mal aufgehört zu schneien und da kann man bestimmt gut spielen. Ich entschließe mich also, rauszugehen und ignoriere alles um mich herum.

Die Ruhe ist wunderbar. Der Schnee ist total schön und kann ordentlich anbacken, wenn man Schneebälle formt. Vielleicht mache ich ja einen Schneemann. Ich baue mir einen besten Freund, der mir zuhört. Hinten habe ich ja schon meinen Schneemann. Er hört mir auch immer zu. Also baue ich mir noch einen. Kurz vergesse ich alles um mich herum.

Einfach in den Schnee schmeißen.

Und Spaß haben. Keiner kann dagegen was tun.

Ich begrüße die Tiere. Es macht Spaß, mit ihnen zu spielen. Einige habe ich schon besonders gern. Manche picken mich auch immer. Aua, das tut dann immer weh. Aber das ist nicht schlimm. Ich weiß ja, dass sie es nicht böse meinen.

Schließlich habe ich erstmal genug. Es ist wirklich sehr kalt draußen. Ich gehe unauffällig rein und schaue, ob jemand in der Nähe ist. Keiner da. Kann ich in Ruhe meine Hände wärmen.

Dann gehe ich in mein Zimmer und starre die Tür an. Es ist langweilig. Ich weiß nicht so recht, was ich machen soll. Draußen höre ich Stimmen und das dreckige Lachen von Niklas. Er wird bald schon erfahren, wie sehr ich ihn hasse. Er ist doch bestimmt der, der immer alles liegen lässt. Ganz bestimmt. Ich bin es jedenfalls NICHT!

Es klopft an der Tür, aber ich sage, dass ich nicht da bin und derjenige wieder gehen soll. Anscheinend ist diese Person schwerhörig, da sie trotzdem reinkommt. Paps schaut mich an. Ich hab ihn ja eigentlich lieb, aber er hört mir genauso wenig zu, wie Mam. Also was will er hier nun?

Er setzt sich zu mir aufs Bett und fragt: „Was bedrückt dich? Du kannst offen reden. Wir sind unter uns.“ Hat er mich das gerade wirklich gefragt? Ich bin verwundert.

„Niklas lügt immer und gibt mir die Schuld, immer Dinge zu tun, die ich nicht mache. Und in der Schule redet er schlecht über mich. Die anderen mögen mich deswegen nicht mehr. Sie wissen, dass ich schnell wütend werde und dann ärgern sie mich immer.“

„Na, dann lass sie doch einfach alle reden. Hör einfach nicht hin. Solange sie sehen, dass sie das mit dir machen können, werden sie auch weitermachen.“

„Aber ich werde einfach immer wütend. Ich kann dagegen nichts machen. Es braucht nur jemand blöd grinsen. Und da grinsen eigentlich alle blöd in der Schule.“

„Als ich so alt war wie du, habe ich es auch nicht leicht in der Schule gehabt. Wir hatten nicht viel Geld und Mam konnte uns nie richtig was kaufen. So haben sie selbst immer mein Brot gestohlen, worauf ich mich in der Pause immer so gefreut habe. Irgendwann habe ich die anderen Kinder nur immer angeschaut. Solange, bis sie weggegangen sind. Einfach angeschaut. Stell dir das vor. Einen ernsten Blick aufziehen und nie den Blick zum anderen verlieren. Das hilft und da haben sie mich in Ruhe gelassen. Habe mir nichts mehr gefallen lassen.“

„Wirklich?“

„Ja. Einfach labern lassen.“

Ich wusste das alles über Paps gar nicht. Kann ich mir schwer vorstellen, dass er es auch mal schwer hatte. Paps ist immerhin der Coolste. Daher werde ich ihm zeigen, dass auch ich stark sein kann und werde das ab sofort wie er machen. Einfach alle angucken und nichts sagen, hihi. Ernst kann ich gut gucken. Manchmal sieht das richtig zum Fürchten aus. Ein bisschen werde ich das am Spiegel üben.

„Hey, wir wollen zum Strand. Hast du nicht Lust, mitzukommen? Da soll es heute schön warm sein.", fragt Paps mich. Ich überlege kurz. Niklas wäre dann ja auch mit dabei und das würde mir alles verderben. Obwohl. Ich kann dann doch diesen coolen Blick üben. Vielleicht kann Paps mir ja ein paar Tipps geben, wie man dann am besten so guckt. Also beschließe ich, mitzukommen. Ich werde nun allen zeigen, dass ich kein Loser bin und werde auch immer zur Schule gehen und Hausaufgaben machen.

Bevor wir gehen, umarme ich Paps noch einmal ganz dolle und sage ihm, dass ich ihn lieb hab.

Ich packe meine Schwimmsachen und verlasse das Zimmer. Die anderen sitzen dort schon und warten. Niklas verdreht zwar die Augen, aber ich bleibe jetzt stark.

Eine Stunde später kommen wir in Sulani an. Es ist wirklich sehr warm hier. Ich freue mich, schwimmen zu gehen.

Paps bleibt auch gerade immer in meiner Nähe und passt auf, dass ich meinen Spaß habe. Ich habe mich noch nie so glücklich gefühlt wie heute. Er möchte wissen, ob wir zusammen schwimmen wollen. Da sage ich nicht nein.

Paps ist jetzt immerhin auch ein starker Mann und konnte sich wehren. Das möchte ich ab heute auch so machen. Er rennt plötzlich vor und sagt nur „Lahme Tasche“ zu mir. Boah, das lasse ich mir nicht gefallen, hihi.

Anmerkung: Das Bild könnt ihr ab sofort in der Galerie unter https://www.kuckis-geschichten.de/galerie finden. Wird Zeit, dass ich dort mal wieder ein paar Bilder reinpacke. :)


Ich bleibe immer in seiner Nähe und es fühlt sich wirklich schön an, wenn jemand da ist. Ich rede viel mit Paps und sage ihm, dass ich mich bessern möchte. Die Schule ist wichtig. Wir legen uns nach dem Schwimmen auf die Liegen. Mit Paps im Wasser rumzutollen, ist ganz schön anstrengend. Er hat ja auch etwas mehr Muckis als ich.

Mich stört es auch nicht, dass Niklas mich die ganze Zeit beobachtet. Ich tu’ so, als wenn ich meine Augen zuhätte. Ich bleibe ganz cool.

Doch ich kann verstehen, dass er jetzt erstmal mit Joshua angeln möchte. Das machen sie mittlerweile immer hier. Mein großer Bruder ist in Ordnung und da darf dann Paps auch ruhig mit ihm angeln. Bin ja nicht böse. Ich überlege mir mitzumachen. Vielleicht macht mir das ja Spaß. Eigentlich mag ich die Dinge ja nicht, die Joshua tut, weil sie langweilig sind, aber Paps macht das auch und das möchte ich jetzt auch machen.

Also schnappe ich mir eine Angel und los gehts. Joshi zeigt mir, wie das geht. Es sieht leichter aus, als es ist. Puh. Und dann fange ich nachher den größten Fisch und kann vor Niklas angeben. Sowas hätte er nämlich niemals dann gefangen.

Ich glaube, ich habe da was, denke ich. Ich bin total aufgeregt und deute Joshi an, dass da was dranhängt.

Tatsächlich angle ich den größten Fisch aller Zeiten. Schaut ihn euch an. Das ist so toll und macht Spaß. Jetzt möchte ich auch immer mitkommen.

Ab heute werde ich alle nur noch so angucken, wie Paps das immer gemacht hat. Keiner wird mich mehr ärgern und in der Schule möchte ich nun auch besser werden. Ich werde keine Streiche mehr machen und auch andere nicht mehr ärgern. Das werde ich schaffen.


Zuhause mache ich mich auch sofort an die Hausaufgaben.

Mein Leben wird sich ab sofort ändern. Versprochen. Niklas guckt nämlich den Rest des Tages nur doof und ist wohl neidisch, dass ich jetzt Paps als Verbündeten habe. Ganz sicher.


Anmerkung: Ich habe das Merkmal „gemein“ für Emilio in „Hitzkopf“ umgetauscht, weil es besser passt.




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