top of page
  • Kucki 232

Folge 25 - Alte Geschichten


 

Zweite Frühlingswoche: Montag

Geburtstag: keiner

Event/Feiertag: keiner

Erzähler/in: Marc

 

Heute Morgen übernehme ich wieder die Stellung hier und versorge die Jungs für die Schule. Nun sitzen sie zu viert am Tisch. Die Zeit rast nur noch an einem vorbei, finde ich.

Joel musste ich wecken, da er es irgendwie nicht aus den Federn rausschaffte. Ein wunderbarer Start in den ersten Schultag.

Ich muss mich nämlich noch auf meinen Job vorbereiten. Mittlerweile kommen viele Aufträge rein und ich muss weiterhin fit sein. Da interessiert es niemandem, wenn nachts die kleinen Mädchen ins Zimmer kommen und heulen, weil sie einen schlechten Traum hatten. Ich muss wachsam sein.

Emily ist ja jetzt auch wach und macht alles andere.

Wenn ich bedenke, wie Emily früher noch drauf war, bin ich heute sogar sehr stolz auf sie. Sie war gerne auf Partys und hat selbst als Teenagerin schon gerne mal getrunken. Und immer ein bisschen zu viel. Davon ist heute absolut nichts mehr zu sehen. Deswegen identifizieren wir uns so gut. Sie hilft mir und ich helfe ihr. Eine gute Kombi. Während sie also unten den Garten macht, bin ich wieder oben und pass auf die Mädchen auf.

Puh. Aurelie ist ja ein richtiges Dickerchen. Was gibt meine Frau ihr immer zu essen?

Bald brauche ich meine Sportgeräte gar nicht mehr, weil ich einfach nur noch die Kleine hochheben kann, um fit zu bleiben. Praktisch. Madleen ist da schon etwas zierlicher.

Valentino ruft mich an und fragt, ob wir uns wieder oben auf den Klippen treffen könnten. Passt ganz gut, da ich mit ihm ja eh über mein Vorhaben reden möchte. Ich habe eine leere Immobilie gefunden, die perfekt für meine Detektei wäre. So kann ich meine Aufträge noch besser erledigen und das nicht nur mehr für die Anwaltskanzlei von meinem Schwager.

Emily ist unten noch ganz vertieft in ihren Aufgaben, also warte ich. Schon bekloppt, so eine Kuh im Garten zu haben. Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass ich einst einmal eine Kuh haben werde.

Schließlich ist sie fertig und kommt direkt auf mich zu.

„Du, ich ähm. Ich muss los. Valentino möchte sich mit mir treffen“, sage ich und versuche ihren Blick immer auszuweichen. Wenn sie so guckt, ist das nie gut. Ich ahne Böses.

Es bleibt aber bei einer Umarmung.

„Okay. Aber denk dran. Dich darf keiner töten, ärgern oder anmeckern. Dann bekommen sie es alle mit mir zu tun, hihi.“

„Äh, ja.“

Und dann macht sie es doch. Verdammt.

„So, nun darfst du gehen, hihi.“

„Ich beeile mich auch. Bis später.“


Oben wartet auch schon Valentino auf mich. Er ist sogar sehr erleichtert, mich zu sehen. Wenn wir uns hier oben treffen, dann hat es irgendwas mit dem Fall zu tun. Diesmal ist er ja allein, also kann Paps nicht wieder Geld wollen, oder sowas. Mein Schwager nimmt mich in den Arm.

„Hey. Schön, dass du so schnell kommen konntest. Ich muss mit dir über diese Kinder sprechen“, kommt sofort aus ihm raus.

„Kein Ding.“

Wir gehen direkt ins Häuschen. Bald kann ich hier echt einziehen. Oder ich verlege meine Detektei hierhin. Dann kann ich mit Emily nebenbei einen schönen Tag haben oder neue Aufträge annehmen. Wäre echt praktisch.

Valentino schaut mich irgendwie schon so niedergeschlagen an. Ist was Schlimmes passiert?

„Ich habe gemerkt, dass bei euch Duvans Schweigen nicht gut ist. Entweder ich werde überfallen oder mir wird gleich gesagt, dass jemand verstorben ist oder die Welt untergeht. Also, was ist es diesmal?“, frage ich, da das Schweigen auch mal gebrochen werden muss.

„Oder nein, warte. Ich mache uns erstmal einen Kaffee und dann geht's los. Willst du auch einen?“

Valentino antwortet jedoch nicht. Was ist da los?

Valentino steht nervös auf und schaut sich alles an. Warum redet er verdammt nochmal nicht? Er wollte doch, dass ich unbedingt hier hochkomme. Ich setze mich auf seinen Platz und warte einfach mal ab. Schließlich kommt er dann endlich zu mir und fängt an: „Ich kann mir das einfach nicht erklären, Marc. Ich weiß nicht, aber diese Situation mit den Kindern kommt mir bekannt vor. Entweder werde ich langsam alt oder meine Träume fressen mich langsam auf. Ich habe die Kinder in den Keller sperren müssen, weil sie nachts plötzlich meine Melania angegriffen haben. Sie wollten sie beißen. Aber hey. Ich habe das nicht gemacht, weil ich Kinder hasse, oder sowas.“

„Sie essen nicht mal vernünftig, obwohl ich ihnen gut was gebe. Marc. Jedes Mal, wenn ich sie anschaue, dann spüre ich was. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht erklären, okay? Aber diese Kinder brauchen meine Hilfe. Wir müssen herausfinden, was da los ist, okay? Bitte. Kannst du das? Ich drehe bald durch.“

„Sie reden nicht mal und sitzen den ganzen Tag im Keller rum. Wenn ich mit ihnen rede, dann kommt rein gar nichts. Man wird mich verklagen, wenn man erfährt, dass ich Kinder im Keller habe. Aber nein, diese Kinder kann ich nicht einfach so in die Obhut des Jugendamtes geben. Nicht, wenn ich nicht weiß, was da los ist.“

„Soll ich den Ort nochmal untersuchen? Vielleicht finde ich woanders ja noch was. Oder darf ich mir die Kinder selbst mal anschauen? Du vertraust mir doch eh schon alles an. Vielleicht finde ich Hinweise.“

„Eventuell wäre das wirklich mal eine Option. Mit den Kindern stimmt etwas nicht. Es muss was Grauenvolles passiert sein, was ihnen widerfahren ist. Aber ich habe absolut keine Spur. Plötzlich finde ich sie nur.“

Ich merke, wie fertig er ist. Dass die Kinder seine Familie angreifen, ist wirklich schon übel.

„Was haben die Kinder denn bei Melania gemacht?“

„Sie wollten sie beißen. Einfach so.“

„Beißen?“

„Schau sie dir am besten an, okay? Du hast recht. Ich sollte dich langsam richtig mit ins Boot holen. Ich kann die Kinder da nicht ewig verstecken. Ich weiß, ich kann dir vertrauen.“

Valentinos Handy klingelt und er verschwindet nach draußen. Ich wiederum bleibe noch drin und trinke meinen Kaffee aus. Kinder, die beißen? Sieht man auch nicht alle Tage. Bald werde ich es mir mal anschauen.

Als er fertig ist mit telefonieren, erfahre ich, dass er auch seinen besten Freund mit dazu geholt hat. Der andere Anwalt, der damals Mams Fall übernommen hatte. Ich sage ihm aber, dass er trotzdem vorsichtig sein soll. Aber Valentino vertraut ihm genau wie mir.

„Egal, jetzt. Marc? Hast du nicht noch Lust zu kicken? Das könnte ich gerade gut gebrauchen. Und sag mir Bescheid, wann du mal rüberkommen kannst. Vielleicht spürst du dann ja auch, was ich meine. Vielleicht bin ich ja nicht allein damit. Es ist total komisch.“

„Klar, mache ich.“

Wir spielen eine Runde Tischkicker. Etwas erleichtert ist der Lockenkopf ja nun doch. Er merkt, dass er die Sache nicht allein durchstehen braucht. Er meint nämlich, dass Melania langsam keine Lust mehr hat und ihr die Kinder Angst machen. Aber wo sollen sie denn hin?

Die Gedanken verschwinden kurz im Nirgendwo, während ich spiele.

Valentino geht mit mir anschließend nach Hause, kann aber nicht bleiben, weil es wieder nur Ärger geben wird. Verständlich.

„Hör zu. Wir kriegen raus, was da faul ist, okay? Vielleicht haben sie ja ihre Mam auf grausame Weise verloren und noch ein Trauma oder sowas. Da kann ich verstehen, wenn sie da so reagieren würden.“

„Ja, du hast recht. Das wäre traurig.“

Zuhause schnappe ich mir erstmal eine Schüssel Cornflakes und muss die Sache verdauen. Ich stelle mir die armen Kinder bildlich vor. Verängstigt und kauernd in der Ecke.

Emily wird natürlich auch neugierig. Ich bin ja von je her schon so ruhig, aber wenn ich mal zu ruhig bin, dann macht sie sich doch etwas Sorgen.

„Du hast aber heute keinen Toten gesehen, oder?“

Später kommt Tommy noch vorbei. Schön, ihn mal wiederzusehen. Eben mein bester Freund. Er hat heute auch gute Laune. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, dass mir die Sache mit den Kindern keine Ruhe lässt. Vielleicht tut es jetzt auch einfach mal gut, unter anderen Sims zu sein. Ich weiß halt nicht, was mich bei Valentino erwartet. Das macht selbst mir etwas Angst.

Aber jetzt ist erstmal mein bester Freund hier und er nimmt mich in den Arm und nun ja. Und wieder und wieder. Da muss ich dann doch etwas grübeln.

„Äh. Alles gut?“

„Stell dir vor, Marc. Ich werde Papa. Ich bin doch mal über meinen Schatten gesprungen.“

„Oh. Wirklich? Cool. Gratuliere.“

Aber dann muss ich mich doch erstmal verpieseln. Ich weiß gerade nicht so recht, wo ich mit meinen Gedanken hin soll. Was mir Valentino da erzählt hat, ist gruselig. Was spürt er da? Ich gönne mir ein Bad und stelle mir weiter die Bilder vor. Die Bilder, wo sie Melania angegriffen haben.

Schließlich schmeiße ich mich in meine Wohlfühlklamotten und sehe, dass die Kids bereits da sind. Ich stelle mir vor, wenn auch sie uns plötzlich so angreifen würden. Nein, was denke ich hier nur? Das ist Schwachsinn. Ich schüttele mit dem Kopf und gehe ins Wohnzimmer.

Tommy bleibt noch eine Weile und unterhält sich mit Emily.


Als wir zu Abend essen, bin ich auch sehr ruhig. Verdammt. Ich wollte es doch verdecken. Ich wollte mir einfach nichts anmerken lassen, dass mich das mit meinem Schwager immer mehr mitnimmt. Er sah heute total fertig aus. Irgendwie verzweifelt. Das lässt mir einfach keine Ruhe. Ich teile Emily und den Kindern aber mit, dass es mir gut geht.


0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page