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  • Kucki 232

Folge 26 - Wer seid ihr?


 

Zweite Frühlingswoche: Dienstag

Geburtstag: keiner

Event/Feiertag: keiner

Erzähler/in: Emily

 

Ich stehe irgendwie so halb wach auf. Irgendwie da, aber irgendwie auch nicht. Na ja, sei es drum. Auf geht es also in den Tag.

Es ist eh wieder das Übliche, also reden wir nicht groß darüber. Muss eben gemacht werden.

Das Haus wird langsam leerer. Morgens der Tisch immer voller, aber danach ist das Haus leer, hihi. Trotzdem bin ich stolz auf meine kleinen Racker. In der Schule geht es langsam ruhiger zu. Vielleicht deswegen, weil die Jungs sich benehmen können, solange sie zusammen sind. Gestern wurde ich ja doch nach einiger Zeit mal wieder von der Schule angerufen, weil Emilio meinte, an der Tafel eine nackte Frau zu zeichnen. Also Andeutungen einer nackten Frau. Eigentlich ist es doch harmlos, finde ich. Sie lernen doch gerade in Bio das männliche und weibliche Geschlecht. Immerhin kann er schon alles gut zuordnen, hihi.

Die Kids sind aus dem Haus und die Mädchen spielen ganz in Ruhe vor sich hin. Ich gehe nach unten und mache den Garten. Marc zieht oben die Gardinen auf. Er ist schon ein Engel.

Bis ich dann ins Esszimmer komme und er schon wieder so heimlich tut beim Telefonieren. Stör ich etwa? Das kann ich einfach nicht leiden. Natürlich darf er über seine Fälle nicht reden, aber ich bin doch nicht doof. Das möchte ich ihm heute mal klarmachen. Von Marc kommt wieder nur ein „Ja“ und „Nein“. Das war's.

Langsam koche ich etwas. Normalerweise kenne ich den Unterschied zwischen „geheimen Auftrag aus der Kanzlei“ und irgendwas anderes. Und das hier gehört eindeutig in die Kategorie „irgendwas anderes“. Mache ich eben die Wäsche und dann frage ich mal nach.

Ich höre eh, wie Aurelie mit ihm redet. Also scheint das Telefonat beendet zu sein. Ich setze mich dazu und Marc sieht mich schon so an. Tja, mein Blick sagt auch gerade alles. Aber was soll ich machen? Ich weiß trotzdem, wann er wichtige Aufträge hat und wann nicht und dann bin ich ja auch ruhig. Aber diesmal ist es was anderes. Marc hat sowieso im Moment mehr mit dem Aufbau seiner Detektei zu tun. Da wird er bestimmt nicht irgendwo anders rumeiern.

Ich sage, dass Aurelie doch bitte einmal mit Madleen spielen soll. Nachher kommt auch noch Sven vorbei mit seiner Firma. Wir wollen hier etwas umbauen. Das Wohnzimmer soll vergrößert werden. Da sind die Kids eh bei ihrem Onkel.


Ich schaue Marc eine Weile an und hoffe darauf, dass irgendwas von ihm kommt. Doch er schaut mich einfach nur an. Unsicher und nervös. Also mache ich den Anfang:

„Also, was machst du da bitte mit meinem Bruder? Du kannst mir nicht erzählen, dass ihr an einem Fall sitzt. Hör bitte auf und erzähl die Wahrheit. Also?“

„Du weißt, ich lieb dich und wenn du Probleme hast, dann bin ich für dich da. Aber dafür müsste ich auch wissen, was du für ein Problem hast.“

Irgendwann gibt Marc dann doch nach. Wenn es wirklich ein Fall wäre, würde ich das spätestens jetzt erkennen. Aber nein, mein süßer Blondschopf ist gerade einfach zu nervös.

„Okay, du hast recht. Sorry, aber Valentino und ich wissen einfach nicht weiter und wir wollen niemanden in Gefahr bringen. Es soll auch nicht öffentlich werden und so.“

Wie bitte? Habe ich gerade richtig gehört? Was labert Marc da? Mich in Gefahr bringen? Na ja.

„Valentino hat zwei Kinder im Wald gefunden, die ziemlich verwahrlost sind. Aber mit ihnen ist irgendwas und sie wollten Melania beißen und sowas.“

So erzählt er mir endlich die ganze Geschichte. Na, geht doch.


„Es tut mir leid, Emily. Ich wollte dich nur beschützen und wir wissen halt noch gar nichts.“ Marc bittet mich aufzustehen und er entschuldigt sich noch einmal auf seine Art und Weise.

„Kann ich sie mir denn mal anschauen? Vielleicht kann ich helfen. Ich bin immerhin eine Mam von sechs Kindern. Da kann man vieles schneller erkennen, hihi.“

„Nein. Ich bin ehrlich. Ich bestehe drauf. Lasst mich euch helfen, okay? Ich werde bestimmt niemandem verraten, was Valentino da in seinem Keller hat. Bitte.“

Marc schaut mich nur seufzend an und versucht eigentlich ein „Lieber nicht“ rauszubekommen, aber schließlich ruft er dann doch Valentino an, dass wir gleich vorbeikommen. Sven ist eh gleich mit seiner Firma da, also passt das doch ganz gut. Ich gehe auch ganz sicher, dass Marc auch wirklich nachfragt.

Ich mache die beiden Mädels startklar und wir gehen schon mal nach unten, um auf Sven zu warten. Keine Geheimnisse mehr.

Wir bringen die Mädels anschließend bei Phillip vorbei. Sie wohnen alle noch in Brindleton Bay. Ungewohnt, wieder hier zu sein.


Also auf zu Valentino.

Es ist gerade nur Nico da. Valentino ist mit Melania fix noch einkaufen. Nico ist mittlerweile auch erwachsen geworden und scheint auf die Kinder im Keller aufzupassen.

„Hey, schön dich wiederzusehen. Wie geht's?“

Jedoch merke ich langsam, wie schwindelig mir wird. Puh. Ich muss mich setzen. Alles dreht sich und ich bekomme nicht mal mehr richtig mit, was die beiden da reden. Werde ich krank? Jetzt so plötzlich?

Ich höre sehr laut und deutlich ein Kratzen an der Tür. Nur dieses kratzen und dieses fauchen. Wie in Trance gehe ich zu dieser Tür. Was ----- ist ------ hier ----- los?

Ich mache die Tür auf und dann wird mir nur schwarz vor Augen. Dieser Knall.


*******


Mir ist schwindelig, als ich wieder zu mir komme. Alles dreht sich und ich erkenne Valentino verschwommen. Was ist passiert?

Langsam richte ich mich auf, aber das ist gerade gar nicht so einfach. Hab ich etwa etwas an den Kopf bekommen? Ich habe einen totalen Blackout. Als ich Marc sehe, bin ich sehr froh.

Er hilft mir beim Aufstehen und nimmt mich sofort in den Arm. Da hat sich jemand ja ganz schön Sorgen gemacht. Ne, so schnell bekommt man mich auch nicht klein. Aber uiuiui - es dreht sich immer noch alles. Muss ja ein ordentlicher Schlag gewesen sein. Ich falle schon richtig in Marcs Arme.

Ich setze mich zu Valentino auf die Couch und erhole mich langsam. Jetzt möchte ich erst recht wissen, was passiert ist.

„Was bitte habe ich da um die Ohren bekommen?“

Marc kommt schließlich auch mit dazu. Ab und an halte ich mich an ihm fest. Ich kippe fast zur Seite.

„Du bist einfach so umgefallen, als du die Tür geöffnet hast. Das Problem ist nur, dass die Kinder weg sind. Sie sind panisch davongelaufen“, erklärt mein großer Bruder.

„Es ging alles so schnell. Du fällst um und die Kinder sind panisch. Emily, sag. Hast du das auch gespürt? Das ist total komisch. Hast du es gespürt? Marc meint, dass du total in Trance zu dieser Tür gegangen bist. Er hat dich sogar aufhalten wollen.“

„Äh, gespürt?“ Ich schaue Marc total verwirrt an. Was soll ich denn gespürt haben? Immerhin bin ich gerade ohnmächtig geworden.

Ich bitte Marc, dass wir erstmal nach Hause gehen. Ich verstehe nämlich gerade gar nichts mehr und möchte einfach nur noch ins Bett. Lasst mich bloß alle in Ruhe im Moment. Im Flur nehme ich Marc auch nur in den Arm und sage: „Tut mir leid. Ich wollte das nicht. Kommst du hier klar?“

„Ja.“

Er gibt mir einen Kuss auf die Wange. Unser neues Schlafzimmer ist zwar noch nicht wirklich fertig, aber das ist mir gerade egal.


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