top of page
  • Kucki 232

Folge 27 - Geheimnisse


 

„Hi, Jimmy“, sagt Paps. „Dir scheint es wirklich besser zu gehen, wie ich sehe.“

„Ja. Ich bin froh, dass Alaska dich gefunden hat. Sie ist so wunderbar.“

Paps und ich sehen sofort, dass er gar keine Schuhe anhat. Aua. Wir schweigen uns aber nur an.

„Ähm, ich würde gerne mit dir, ähm, mit euch reden. Können wir reingehen? Ich habe so viel auf dem Herzen und das möchte ich jetzt einfach mal alles rauslassen.“

Ich glaube, Paps denkt das Gleiche wie ich: So lange hört man nichts mehr von ihm und plötzlich steht er bei einem vor der Tür. Warum jetzt? Ich bin jetzt aufgeklärt, was damals passiert ist. Warum hat er ihn nicht gleich um Hilfe gebeten?

Doch Jimmy möchte sichergehen, dass Mam nicht in der Nähe ist. Erstmal will er mit uns reden. Na gut. Also gehen wir rein. Und seht ihr? Er hat wirklich keine Schuhe an.

„Also, Jimmy. Du weißt, ich bin dein bester Freund und so, aber dass du dich nie gemeldet hast, das nehme ich dir schon sehr übel. Warum? Du hättest dich jederzeit melden können. Plötzlich warst du weg.“

„Weißt du, Joel?! Wir sind wirklich durch dick und dünn gegangen. War eine schöne Zeit. Die ganzen Monate hatte es mich zerrissen, dass Jimmy sich nicht gemeldet hatte.“

„Und jetzt sitzt er hier, als wäre nichts gewesen und ich bin kurz davor, ihm den Kopf abzureißen. Arghs.“

„Das liegt daran, weil ich euch schützen wollte. Er wäre auch auf euch losgegangen und das wollte ich nicht riskieren.“

„Wen meinst du? Warum sollte er auf uns losgehen? Man. Du hättest dich melden können.“

„Ja, das ist es ja, Marc. Du hattest selbst damals gesagt, dass du mittellos bist, okay? Und deswegen wollte ich dich nicht mit reinziehen. Und jetzt könnte ich deine Hilfe gebrauchen. Jetzt bist du eben nicht mehr mittellos.“

„Trotzdem verstehe ich nicht, was du damit meinst, dass er auf uns losgehen würde. Was hat meine Familie damit zu tun?“

„Na ja. Weil du mein Halbbruder bist. Deswegen.“

„Was sagt der da, Joel? Halbbruder? Ey, komm.“

„Dann hör mir doch mal zu.“

„Meinst du, das ist meine echte Haarfarbe? Augenfarbe? Ich trage niemals eine Brille. Tja. Das liegt daran, weil man das sonst erkennen würde. Also, dass wir Brüder sind. Marc. Das ist eine lange Geschichte und deswegen bin ich hier, um mit euch darüber zu reden.“

„Herr je. Ich habe mir Sorgen gemacht. Du hast halbtot im Park gelegen. Hast du da zu viel Sonne abbekommen? Du bist mein bester Freund. Und ich habe keine Geschwister.“

Da bekomme aber auch ich langsam große Augen. Was hat Jimmy da nur für eine Geschichte? Plötzlich so aus dem Nichts, soll Paps ihm helfen und dann soll er mein Onkel sein? Wow.

„Also ich würde gerne die Geschichte hören. Oder nicht, Paps?“

Mein Paps sitzt da mit ganz großen Augen und das hat ihm jetzt so richtig die Stimme verschlagen.

„Ne, sorry. Das is´ mir jetzt nen bisschen zu viel. Ich muss raus.“

Paps steht also auf und geht raus. Kann ich verstehen. Er hat mir so viel von Jimmy erzählt aus alten Tagen und er musste immer mit dem Geheimnis leben, dass er eigentlich sein Halbbruder ist? Jetzt bin selbst ich neugierig. Meine Großeltern sind schon eine Weile tot. Ich kannte sie nicht mal wirklich.

„Joel? Meinst du, er redet mal mit mir? Oder habe ich das gerade voll vergeigt?“

„Ich glaube, ich gehe jetzt wohl auch besser. Habe mir den Start eigentlich ganz anders vorgestellt. Ich würde auch gerne Alaska wieder mitnehmen. Sie fehlt mir.“

„Äh, ja ja. Klar. Klar. Kriegen wir hin.“

„Ich wollte hier auch gar nicht so reinplatzen, aber ich trage das halt schon ewig mit mir rum.

Wir gehen in den Flur und ich schaue, wo Alaska ist. Jimmy sagt mir, dass er in seiner alten Unterkunft ist und gut für den Hund sorgen könnte. Zwar noch nicht perfekt, aber ihm ist es gerade wichtiger, dass seine Hündin wieder bei ihm ist. Paps hatte ihm noch etwas Geld überwiesen, damit er nicht wieder in den Park muss.

„Nur, was soll ich denn machen? Irgendwann musste ich halt mit der Wahrheit rausrücken und immerhin ist er jetzt Detektiv. Endlich brauche ich ihn nicht mehr beschützen, verstehst du? Man. Das ist alles schon schwer genug. Meinst du, ich lüge nun?“

„Äh. Nein, nein.“

„Ich werde bald wiederkommen und dann werde ich Marc zeigen, wie ich wirklich aussehe. Dieses Versteckspielen muss ein Ende haben, aber dazu brauche ich seine Hilfe, verstehst du?“

„Gib ihm Zeit. Für mich ist das ja auch gerade etwas ähm. Nun ja.“

„Nur sagt bitte keinem was davon. Ich muss erst sichergehen, dass Marc es auch annimmt. Vorher brauche ich gar nicht anfangen, wieder Ich zu sein.“

„Klar.“

Ich rufe Alaska uns sie hat noch gar nicht mitbekommen, dass ihr Herrchen hier ist. Als sie ihn aber sieht, bellt sie so richtig drauflos. Jetzt heißt es wohl Abschied nehmen.

„Hey, Süße. Du gehst wieder nach Hause. Aber ich hoffe, dass ich dich besuchen darf. War eine schöne Zeit mit dir. Auch wenn sie kurz war.“

„Wuff.“

Ich habe das Gefühl, dass mich Alaska doch ein wenig ins Herz geschlossen hat. Aber ihr Zuhause ist eben woanders.

Jingles möchte sich dann auch noch von seiner neuen Freundin verabschieden. Er kommt angerannt.

Und er merkt wohl, was gerade passiert. Jingles wirkt jetzt richtig traurig, als ich dann noch ein paar Sachen nach draußen stelle, die wir für Alaska gekauft hatten.

„Hey, was ist denn los, Kleiner? Wir können sie doch trotzdem besuchen.“

Plötzlich fällt mir Jingles in die Arme.

Und schleckt mich ab. Er ist ganz aufgedreht und als ich ihn wieder runtersetze, geht es so richtig los.

„Äh, Jimmy? Ich glaube, Jingles möchte bei Alaska bleiben. Puh, das ist gerade etwas verrückt, weil Jingles ist eigentlich mein Hund und äh. Und du kannst dich ja eh nicht um zwei Hunde kümmern, denke ich. Also müssen wir irgendwie jetzt zusehen, dass Jingles nicht hinterherkommt und ähm.“ Jetzt bekomme ich doch etwas Panik, da ich jetzt nicht gedacht hätte, dass sich Jingles so mit Alaska anfreundet. Aber er möchte wirklich mit.

„Sobald alles sicher ist, möchte ich wieder anfangen zu arbeiten und dann könnte ich mich auch um beide Hunde kümmern. Ich liebe Hunde und sie sind eine nette Gesellschaft, seit meine Frau nicht mehr ist. Und wenn, dann wohne ich nicht weit weg. Es wäre doof, wenn wir die beiden trennen würden. Sie haben ihren eigenen Willen.“

Ich bekomme Tränen in den Augen, als Jingles und Alaska plötzlich so weggehen und Anstalten machen, „nach Hause“ zu gehen. Kann das gerade wirklich sein? Ich habe Jingles, seit er ein Welpe ist. Er ist mein Hund. Hmpf.

Alaska dreht sich um und macht weiter Anstalten, dass ihr Herrchen langsam kommen soll. Das tut gerade so richtig weh. Jingles? Hallo? Kommst du wieder zurück? Er kann doch nicht einfach so abhauen. Hallo?! Aber er scheint sich entschieden zu haben.

„Hör zu, Joel. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich plötzlich hier so reinschneie. Habe mir das ja auch alles leichter vorgestellt. Ich brauche deinen Vater. Er wird alles verstehen, wenn er bereit zum Reden ist. Und auf deinen Hund werde ich auch gut aufpassen. Versprochen.“

Nur, dass gerade alles wie ein Kartenhaus bei mir zusammenfällt, das interessiert wohl keinem. Langsam habe ich das Gefühl, dass ich einfach keine Sims fest an mich binden kann. Also, das klingt komisch, aber ich dachte auch, dass Melody meine große Liebe wäre und jetzt hasse ich sie. Ich dachte, Jingles wäre mein treuer Gefährte und wir können Abenteuer erleben und sowas. Und jetzt verschwindet er einfach? Nein, ich bin gerade doch etwas fertig und ich weiß nicht, ob ich Jimmy dafür hassen soll. Wer ist dieser Mann überhaupt? Was bildet er sich ein? Er hat mir gerade meinen Hund geklaut und ich stehe einfach nur da und schaue dem Geschehen zu.

Und fühle mich immer mehr einsam.

Ich gehe rein, ohne ein Wort zu sagen. Mam war die ganze Zeit draußen im Garten zugange und wird ziemlich verwundert darüber sein, wenn plötzlich zwei Hunde fehlen. Paps sitzt auf der Terrasse und starrt ins Leere.

Aber Jingles hat entschieden. Ich jedoch beschließe, jeden Tag zu Jimmy zu gehen, um sicherzugehen, dass er meinem Hund dann doch nichts Böses will. Vielleicht ist er ja auch ein Betrüger oder so. Möchte uns ausnehmen. Auch diese Gedanken habe ich. Er ist bestimmt nur so ein Spinner. Und ich lasse einfach Jingles bei ihm mitgehen. Wie herzlos bin ich?

Ich muss mich ablenken.

„Wie wäre es, Süße? Ich mache mit dir ganz viel. Egal, was du machen möchtest - ich bin dabei. Wäre das cool?“

Und schließlich lese ich dann einfach nur noch. Das reicht mir alles für heute.

Ich bin eben nicht für die Masse gemacht. Kann doch eh niemanden bei mir halten. Pfff.

Na ja. Zumindest nicht ganz.

„Sie mag dich, Joel.“

„Meinst du?“

Okay. Ja. Haha.

Es ist wohl doch nicht alles verloren.


0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page