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  • Kucki 232

Folge 30 - Du warst das?

Aktualisiert: 28. März


 

Erst wollte ich ja heute eigentlich gar nicht los, da das ja schon peinlich genug war auf dem Festival, aber irgendwie habe ich trotzdem Bock in die Schule. Wird hoffentlich schon nicht so schlimm sein. Also checke ich erstmal die Lage, bevor ich irgendwas anderes mache.


Okay. In der Mensa ist es schon mal ruhig. Die anderen schauen mich zwar nur kurz an, aber sind dann gleich wieder mit ihrem Zeugs beschäftigt. Jeder schreibt noch den Rest der Wochenberichte, wie es aussieht.

Ich setze mich zu Christopher, wechsel jedoch kein Wort mit ihm. Was soll ich ihm auch erzählen außer: „Hey, ich hab´ mich voll blamiert. Und was hast du so gemacht?“

Auch von Daniel und Alex kommt nichts. Na ja, fast. Alex hat mir eben voll zugezwinkert. Äh, ja.

Und dann ist da noch Katharina. Etwas versteckter, aber ich sichte sie dann doch. Schnell wieder verstecken. Irgendwie süß.

Svenja redet auch nicht wirklich viel mit mir. Gut, sie hat „Hi“ gesagt. Schon mal besser als gar nichts.

Das da ist übrigens Dean. Bester Bro von Daniel oder wie man das nennen soll. Dean ist der Checker schlechthin, aber mich hat er jetzt noch nicht dumm von der Seite angemacht. Sehe ich als Kompliment.

Mein Tisch wird immer voller. Wow. Selbst Daniel kommt mit dazu und schaut mich kurz an. Das sah letztens hier ja noch alles ganz anders aus.

„Alter, habt ihr die Jessica gesehen? Die roch voll nach Puff. Ey. Aber nen sexy Hintern hat sie. Muss ich wohl mal abchecken, die Gute.“

Ich muss gerade nur schmunzeln, da ich ihm gern mal Melody vorstellen würde, haha. Sie wäre die Richtige für ihn. Tja, ihr wundert euch nämlich gerade schon, warum ich überhaupt so gut drauf bin, oder? Das liegt daran, weil ich mir die halbe Nacht den Kopf zerbrochen habe. Na klar. Erst wegen Melody. Es tut eben weh. Ja, immer noch. Aber ich möchte das vergessen und arbeite sehr stark daran. Denn irgendwo hier in der Schule ist ein Mädchen, das mir ein verdammt süßes Gedicht geschrieben hatte und ich kann mir langsam denken, wer das war. Ihr Name? Tja.


Nein, es ist nicht Svenja.


„Hey. Sorry, dass ich mich vielleicht etwas danebenbenommen habe. Hoffe, ich habe mich nicht zu sehr zum Kasper gemacht. Tut mir leid, wenn und so.“

„Nein, alles cool. Das hat nur bewiesen, dass du nicht so ein Aufreißer wie manch anderer bist. Echt alles cool. Oder hattest du keinen Spaß?“

„Äh, doch. Doch klar. War witzig. Echt.“

Und eben peinlich, aber das muss sie ja nicht wissen. Fand's halt trotzdem dumm. Wäre ich nämlich nicht dagewesen, dann hätte ich jetzt nicht gewusst, wer dieses Mädchen mit dem Gedicht ist. Wie ich darauf gekommen bin? Na ja. Ganz einfach. Ich bin der Sohn eines Detektivs und mache sogar Praktikum als einer. Es war irgendwo ganz leicht, aber trotzdem möchte ich jetzt erstmal wissen, ob ich recht habe. Also gehe ich zu Katharina.

„Hey, hast du kurz Zeit? Ich würde gern mit dir reden.“

„Äh. Wie bitte? Mit mir?“

Sie kommt etwas zögerlich und verwundert mit. Gut, mich kostet das nun einiges an Mut, aber so wirklich möchte ich mir das nicht anmerken lassen. Ich bin mir so sicher. Wenn nicht, dann darf ich mich ab sofort nicht mehr Sohn eines Detektivs nennen. Das steht außer Frage.

„Hey, du, ähm. Ich. Also ich wollt´ dich eigentlich nur fragen, ob du ähm. Hast du mir dieses Abschlussball-Gedicht geschrieben?“

Puh. Echt gerade. Ich fühle mich, als ob ich vor hunderten Leuten was aufsagen muss und den Text vergessen habe. So schwer kann das doch gar nicht sein. Meine Wangen fangen an zu glühen. Ich glaub´, ich werde krank. Irgendwie sowas.

Katharina schaut mich ganz irritiert an und gerade finde ich das so richtig Kacke. Also diese Situation. Ey, ich lieg´ voll falsch. Verdammt.

„Du kannst es ruhig sagen. Also da wäre nichts falsch dran.“

„Ähm. Nun ja. Ich. Äh. Ähm, wieso soll ich dir denn gerade sowas schreiben? Wir kennen uns doch gar nicht und beachtet hast du mich auch noch nie.“

Da muss ich schmunzeln.

„Und genau das stand in dem Gedicht. Dass ich dich noch nie beachtet oder gesehen habe oder so. Hey, komm schon. Ich habe recht, oder?“

„Hmpf, also .... boah. Das äh.“

„Alles klar. Du warst das. Hey, da ist doch nichts Schlimmes dran.“

„Äh.“

„Ist das wirklich nicht schlimm, dass ich sowas geschrieben habe? Also ich denke mir, hallo? Du bist Joel Duvan. Äh. Überhaupt, dass du mit mir sprichst, ist ähm. Aber ja, ich war das.“

Sie atmet irgendwie jetzt erleichtert auf. Wow. Ja, ich gebe zu, dass sie sehr unauffällig ist, aber irgendwie mag ich das lieber, als wenn man mir um den Hals fällt. Haben wir ja gestern gesehen. Oder eben auch auf dem Festival.

Und mir fällt es gerade auch leichter, mit Katharina zu reden. Ich hatte recht und darauf bin ich etwas stolz. Aber warum behaupten alle immer, dass ich mich eher in die Mädchenmeute schmeiße? Man, das nervt. Mülltüte über den Kopf stülpen, mit einer hässlichen Fratze und dann noch mit Hundekacke einschmieren und dann kann es losgehen. Ah, nein. Das Thema Hund lasse ich lieber. Auch davon möchte ich mich eigentlich ablenken. Jingles fehlt mir. Ich verstehe immer noch nicht, warum er da einfach mitgegangen ist. Irgendwie schaffe ich es immer, dass alle vor mir abhauen. Bin ich echt so gruselig? Stopp, aus.

„Nein, wirklich. Ich fand´ das süß. Du hast dir die Mühe gegeben und das ist schön. Und ja. Jetzt beachte ich dich. Sonst würde ich jetzt hier nicht sitzen und rausbekommen haben, dass du das Gedicht geschrieben hast, oder?“

„Du, ich. Äh. Ich muss jetzt in den Unterricht. Wir sehen uns.“

„Klar.“

„Vorsicht. Da ist die Tür!“

Dong. Zu spät.

„Alles gut?“

„Ja, hihi.“


Das Witzige ist, dass wir in einer Klasse sind und sie sogar hinter mir sitzt. Das wird mir jetzt erst bewusst. War ich wirklich so mit Melody beschäftigt, dass ich alles um mich herum vergessen habe? Und die andere Frage ist: Muss Katharina nicht vor mir hier angekommen sein? Also in den Unterricht? Wo bleibt sie? Soll ich lieber mal nachschauen gehen? Nachher hat sie eine Beule oder so.

Doch dann kommt sie in den Klassenraum. Wow. Echt jetzt? Eben war das Lipgloss noch nicht drauf.

Und sie saß wirklich immer die ganze Zeit hinter mir. Mir fiel das nie auf. Ich rätsele und rätsele, wer mir dieses Gedicht geschrieben haben könnte und da sitzt sie die ganze Zeit hinter mir. Ob ich sie mal auf einen Kakao einladen soll?

Wir haben am Samstag so viel zusammen gelacht. Ich dachte erst, dass es diese rosa Pampe wäre, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es die ganze Zeit Katharina war. Das am Samstag fühlte sich so anders an. Tja. Und dann hat mir Melody alles versaut.

Es klingelt. Jetzt oder nie. Ich frag´sie einfach, ob sie nicht mal Lust hat. So nach der Schule dann so. Auf gehts Joel. Das ist ganz einfach. Ansprechen und ....

...... vorbeilaufen. Vorbildlich. Arghs.

Okay. Dann vielleicht später. Gehe ich erstmal zum Spind und so.

Ey, komm schon, Joel. Echt jetzt? Du gehst da jetzt wieder hin und fragst sie. Ganz einfach. Hingehen und ....

„Äh. Hättest du Dings, weil dann wegen und dann hätte kann Dings?“

Boah, maaaaaan.

„Man. Nochmal. Also. Hättest du Lust, mit mir mal 'nen Kakao trinken zu gehen?“

Katharina dreht sich zu mir um und schaut mich mit großen Augen an.

„Stopp mal kurz. Joel Duvan fragt mich gerade, ob ich mit ihm 'nen Kakao trinken möchte? Könnte mich mal bitte jemand zwicken?“

„Ja, warum nicht? Bin ich irgendwie der Bundespräsident, oder so? Man ey. Bin auch nur so 'nen Typ, der auch gern mal Kakao trinkt. Solls geben.“

Gut, der war scheiße. Aber man. Ich vergeig’ es doch eh immer wieder. Okay, kann ich ja eigentlich nicht wissen, weil ich noch nie ein Mädel gefragt habe. Japps. Selbst Melody nicht.

„Sorry. Nein. So war das nicht gemeint. Ich würde mich sehr freuen. Ja. Immerhin würde es mich schon interessieren, wer mir da dieses Gedicht geschrieben hat.“

„Oh, cool. Ja. Ich. Warum nicht? Morgen? Ah, nein. Morgen kann ich nicht. Hmpf. Ich melde mich bei dir, okay? Hihi.“

Wow, ich hab grade echt nen Mädchen gefragt? Echt? Krass. Ihr wisst gar nicht, wie schnell ich den Unterricht verlassen kann. Sehr schnell. So richtig schnell. Wusch. Ab in den Bus und nach Willow Creek. Tja. Da sitzt dann auch Katharina, aber wir sprechen nicht mehr miteinander.


Post holen und dann rein. Ich könnte die Welt umarmen.

„Hi Mam, hi Paps. Ich habe euch lieb.“

„Äh.“

„Na, meine süße Lieblingsschwester. Lass dich knuddeln. Hab dich lieb. Bist die beste.“

Ich räume auf, mach die Hausaufgaben. Helfe bei Michelle und so weiter. Alles blitzblank. Später helfe ich Paps dann noch beim Baumhaus.

Gegen 20 Uhr klingelt es und ich schaue nach. Katharina? Jetzt noch? Uff. Jetzt habe ich mich bestimmt umsonst gefreut und sie klatscht mir jetzt voll eine, weil ich halt den doofen Satz vorhin gelassen habe. Oh, man. Ich habe es voll vergeigt. Echt.

Lieber nicht aufmachen. Aber sieht dann auch doof aus, wenn sie mich eh schon gesehen hat.

„Äh, hiiiiiii. So spät noch? Kann ich dir helfen? Oder möchtest du mir wieder was bringen, was ich vergessen habe?“

Sie riecht voll nach Vanille. Cool. Und ich nach Schmierfett. Und japps. Ihr Lipgloss ist auch nachgezogen worden. Woah.

„Äh. Ich habe deine Nummer gar nicht. Wie soll ich dir denn Bescheid geben? Wir sehen uns doch erst nächsten Montag wieder.“

„Oh ja. Meine Nummer, hehe. Ja. Cool. Stimmt. Jo. Meine Nummer. Kein Ding. Japps. Hier ist sie.“

„Alles klar. Mehr wollte ich nicht. Schönen Abend dir noch, hihi.“

„Äh, ja ja. Dir auch. Tschüss.“

Und dann soll man da noch vernünftig Essen machen? Verdammt. Aua. Hmpf.


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