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  • Kucki 232

Folge 33 - Mr. Undercover


 

Na toll. Jetzt haben wir auch noch die Meldung bekommen, dass wir heute in die Schule kommen müssen, weil einige Herrschaften meinen, ihr Praktikum zu schwänzen. Klar. Gerade heute. Und was soll ich jetzt machen? Wenn Katharina den Rotz gelesen hat, dann ist eh alles vorbei. Obwohl. Bringe ich es hinter mich.

Oder nein. Hey. Ich habe eine viel bessere Idee. Ich geh´einfach undercover in die Schule. Yes. Richtig gute Idee.

„Ähm, Joel? Was soll das denn werden? Übertreibst du nicht ein bisschen?“

„Wieso? So kann ich in die Schule gehen, ohne dass mich Katharina entdeckt. Ich finde die Idee gut.“

„Bei dem, was du da geschrieben hast, würde ich auch abhauen. Wie kommst du bitte auf so einen Mist?“

Das Problem bei Paps gerade ist, dass er nicht weiß, ob er grinsen oder ernst gucken soll. Ja, Mann. Ich habe halt nur die Wahrheit gesagt.

„Und außerdem: Was soll ich jetzt machen, Paps? Es ist eh zu spät. Sie wird mich hassen und ich habe halt Pech mit den Mädchen. Muss ich wohl durch. Liegt wohl ein Fluch auf mir. Ich wollte das doch gar nicht abschicken. Du hast mich abgelenkt.“

„Natürlich. Jetzt bin ich wieder schuld.“

„Ja, was denn auch, Schatz? Er kann doch ruhig seine Gefühle äußern. Was ist daran falsch?“

„Emily? Nicht, wenn er an MEINEM Rechner schreibt, dass sie schöne Brüste hat und ihre Schenkel auch nicht ohne sind. Und der Hintern erstmal. Ich bitte dich.“

„Oh.“

„Ja. Ich muss jetzt aber los. Es ist doch meine Aufgabe, das wieder geradezubiegen.“

Mich erkennt jetzt eh keiner. Hoffe ich zumindest.

Ich sehe Katharina nicht im Bus. Sehr schön. Dann wird es heute halb so wild und ich kann gelassen durch den Tag gehen.

Aber na klar: Uniform. Ich habe das mal wieder voll verpeilt. Wer hat sowas überhaupt erfunden? Ich sehe darin aus, wie Mr. Professor Möchtegern.

Das neue Schuljahr beginnt ja schon richtig cool. Ich laufe so rum und möchte mich am liebsten in der Besenkammer verstecken. Man, ey. Was bin ich auch für ein Idiot? Warum habe ich überhaupt diesen Schrott so geschrieben? Das hätte ich doch niemals so abgeschickt.

Also ab durch den Flur und einfach irgendwo hinsetzen, wo niemand ist. Katharina habe ich auch im Schulgebäude nicht gesichtet. Aber man weiß ja nie.

Aber okay. Es wäre langsam dann doch mal besser, sich bei den anderen blicken zu lassen. Sage ich halt, dass ich im Moment lichtscheu durch eine Krankheit bin, oder so. Was soll ich denen denn sonst erzählen?

Ich setze mich also an den Tisch und die anderen schauen mich kurz an und reden dann weiter. Ja, hab´ halt heute mal eine Sonnenbrille auf und ein Kapuzenshirt. Was ist dabei? Würden die auch alle machen, wenn sie lichtscheu wären, oder so.

Katharina sichte ich auch weiterhin nicht. Gut. Tief durchatmen und sein Ding machen.

Alles cool. Svenja fragt mich zwar, ob ich krank bin, aber dann habe ich ihr das einfach gesagt, dass meine Augen ziemlich brennen.

Na gut. Dann geh´ ich vor dem Unterricht nochmal kurz auf'n Pott und dann ziehen wir den Stoff durch.

Als ich dann so die Tür aufmache und durch den Flur gehe, bemerke ich, wie jemand hinter mir ist. Ich drehe mich um und denke nur: Ach du Kacke! Mist. Wo kommt sie denn her? Ich hab´ sie doch eben nicht in der Mensa gesehen und dachte, die Luft wäre rein. Na toll. Ich versuche, cool zu bleiben.

„Hey, Joel. Warte doch mal.“

Wie hat sie mich bitte erkannt? Ich hab´ mich doch voll gut versteckt.

Ich setze mich hin und erwarte jetzt einen ordentlichen Anschiss. Doch sie ist total gut drauf und lacht auch und so.

„Hey, na Sportsfreund? Wie ist dein Tag so? Hihi.“

„Äh.“

„Äh. Du bist mir nicht böse? Also wegen der Mail?“

Katharina schaut mich an, als würde sie von gar nichts wissen. Doch dann verzieht sie die Miene und schaut mich nur noch an.

„Also, ich weiß, dass die Mail sehr dumm war und ich wollte das eigentlich so gar nicht abschicken. Ähm.“

„Also, das sollte noch überarbeitet werden und war noch nicht fertig.“

„Moment mal. Du hast mir die Mail geschickt? Ich dachte, das wäre nur so ein Spam.“

„Äh, nun ja, also.“

Waaaaaas?!!!! Sie wäre nicht drauf gekommen, dass das von mir kam? Verdammt. Warum habe ich nur mein Mundwerk aufgemacht? Warum zum Teufel?

„Also, du hast mir geschrieben, dass ich tolle Brüste hätte und sowas? Du warst das? Nicht dein ernst, oder? Von wegen lichtscheu. Du schämst dich.“

„Äh, nein. Ich.“

Wie gern würde ich jetzt im Boden versinken?

„Ach, lass gut sein. War scheiße von mir und ich geh´ jetzt einfach. Alles klar. Sorry, für diesen dummen Fehler. Kommt nicht wieder vor.“

Ich stehe auf und gehe einfach. Nur weiß ich gerade nicht so richtig, wohin überhaupt. Schlimmer kann es einfach nicht werden.

Mann, sie ist aber so hübsch, lieb und eben anders. Anders als Melody. Anders als Svenja und Co. Also gehe ich zurück und versuche noch zu retten, was zu retten ist.

„Ich bin auch nur ein Kerl und ich habe doch gesagt, es tut mir leid. Wollte ja nochmal drübergehen und dachte, das wird schon und so. Und dann. Ach, Mann. Was willst du jetzt von mir hören? Es ist nun mal die Wahrheit und warum kann ich nicht ehrlich sein?“

„Hätte ich dir sagen sollen, dass du hässlich bist? Mann, ja. Das mit den Brüsten und so hätte nicht sein sollen. Ey. Aber du ähm. Ach, ich halte jetzt die Klappe.“

Okay, ich sehe, dass Katharina doch langsam etwas wütend wird. Als ich gehen will, da schubst sie mich leicht.

„Du bist auch nur so ein Perversling wie die anderen auch. Kein Wunder, dass du jetzt immer mit Daniel abhängst. Wie konnte ich nur glauben, dass du mein Gedicht süß findest?“

„Wie viele hattest du denn schon in der Kiste, hmm? Na sag´schon! Wie viele? Boah, wie konnte ich nur glauben, du bist anders? Ich bin so naiv.“

Okay, das zerreißt mir gerade doch etwas das Herz. Irgendwie kenne ich die Situation schon. Oder bin ich hier vielleicht der, der einfach zu doof für die Mädchen ist? Soll ich das lieber aufgeben? Blöder Mist hier gerade.

Deswegen muss ich einfach handeln. Ich merke, wie ihr das selbst wehtut und das tut uns beiden gerade nicht gut. Ich will ihr nicht wehtun. Nein. Es sieht schlimmer aus, als es ist. Ich könnte ein Mädchen nie hauen. Niemals. Wir berühren uns sogar mit den Händen und ich weiß nicht, was das gerade ist. Ich schaue sie an und sie schaut mich an. Tja, und dann:

„Ich hatte bislang noch keine Freundin und habe auch noch nie mit einem Mädchen geschlafen.“

Damit hat Katharina dann doch nicht gerechnet. Sie hält irritiert meine Hand fest und tja. Dann passiert es. Ich halte ihre auch nun kurz fest, doch dann löse ich mich.

„Nur, du musst eines wissen: Ich hatte das letztens schon, dass man mich einfach so wegschubst. Und das mag ich nicht.“

Und so gehe ich weg. Da bleibt sie baff stehen. Bis sie schließlich doch nachkommt, weil es klingelt.

Ich gehe schnurstracks in den Klassenraum. Wow. Politik. Absolut nicht mein Fach. Katharina hat sich woanders hingesetzt, aber nö. Das mache ich nicht mit.

Bis dann der Probealarm auslöst. Zum Glück. Ich kann im Moment sowieso nicht so richtig atmen und brauche frische Luft. Nein, nicht wegen Katharina. Ja, vielleicht doch. Aber nicht nur wegen ihr. Ich habe Angst, wieder zu versagen. Nicht noch einmal.

Katharina kommt erst viel später raus. Wir stehen hier alle, wie bestellt und nicht abgeholt.

Bis ich sie sichte und es gleich klarstellen möchte.

„Hey, wie gesagt: Ist alles ein bisschen scheiße gelaufen und ich würde dich trotzdem gern zu einem Kakao einladen.“

Und hinter mir höre ich eine bekannte Stimme nuscheln.

„Uh, der kleine Joel hat Beziehungsprobleme. Oder eher ein Startproblem.“

Ich drehe mich um.

„Gibt es ein Problem, Alex? Passt es dir nicht, dass ich sie anspreche, oder wie?“

Ja, ich bin angepisst.

„Nein, alles gut, Joel. Mach´ du mal. Weiß, ich halt nur für die Zukunft Bescheid. Aber hast dann ja eben nicht den besten Start, hihi.“

Die Zeit zieht sich danach wie ein Gummiband. Wieso breche ich nicht einfach das blöde Gymnasium ab und gehe arbeiten? Dann mache ich Dinge, die Erwachsene tun und muss mich nicht mit so einem Teeniekram rumschlagen. Ich weiß ja nicht mal mehr, ob es was mit Katharina und mir wird. Ob es überhaupt irgendwann mal mit irgendwem was wird?

Eine kleine Hoffnung habe ich aber noch. Als wir dann endlich mal Schulschluss haben, stecke ich Katharina einen Zettel zu. Es muss einfach klappen.

Zuhause bemerkt Paps auch schnell, dass es wohl nicht so gut lief heute. Aber möchte ich im Moment darüber reden? Nö.

Mich interessiert es nicht mal, dass Emilio und Joshi da sind. Was ich aber mitbekomme ist, dass Aurelie immer häufiger die Schule schwänzt und auch ihr Praktikum nicht wahrnimmt. Und Emilio hat sich wieder mit Naomi versöhnt. Tja, schön.


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