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  • Kucki 232

Folge 40 - Endstation Problem-Park (Teil 2)


 

Als ich selbst um die Ecke komme, sehe ich, wie Paps sich auf den Boden kniet. Egal, wie nass und matschig es gerade ist: Er kniet sich hin.

Schließlich erkenne auch ich, was passiert ist: Jimmy liegt bewusstlos auf dem Boden. Das Bild kennen wir ja irgendwie schon. Der arme Kerl.

Ich komme mit Alaska zu ihnen hin und schaue, ob ich helfen kann. Warum immer in diesem Park?

Paps sitzt einfach nur da. Ganz erstarrt.

„Kann ich irgendwas tun? Einen Notarzt rufen? Paps? Hey.“

Doch er reagiert nicht.

„Paps?“

Er steht auf und schüttelt mit dem Kopf.

„Jimmy ist tot. Ich glaube nicht, dass er noch einen Notarzt braucht.“

„Wie bitte? Aber!“

„Er ist tot.“

Es braucht eine Weile, bis ich es einigermaßen registriere. Vielleicht irrt Paps sich ja auch nur. Woher soll er das denn jetzt auch wissen?

„Weißt du, Joel? Ich hatte für kurze Zeit mal einen Bruder. War ein schönes Gefühl. Ich hatte doch nicht mal richtig eine Familie. Und dann das. Geh jetzt aber bitte. Du kannst hier nichts tun, okay? Und du sollst dir das jetzt nicht anschauen.“

Alaska hat erst gar nicht verstanden, was los ist. Als sie jedoch erkennt, dass da ihr Herrchen liegt, sprintet sie auf ihn los und fängt an zu heulen. Spürt sie, was ihm widerfahren ist?

So richtig wollen meine Tränen aber nicht kullern. Es fühlt sich eben nicht so an, als wäre ein guter Freund oder Familienmitglied verstorben. Trotzdem fühle ich mit. Es tut weh. Paps geht es schlecht. Er kniet sich auch wieder zu ihm runter und ich höre, wie er anfängt zu weinen. Und ich kann nichts tun.

Einige Zeit später rafft er sich auf und kommt zu mir. Er zückt sein Handy und meldet den Todesfall. Die Stimmung ist so richtig verstummt.

Er darf ihn jetzt auch nicht anfassen. Wenn es nämlich Mord ist, kann Paps ganz schnell mit reingezogen werden. Das wäre fatal.

„Alaska? Kommst du? Wir nehmen dich erstmal mit.“

Die Hündin schaut mich jedoch nur an und dann wieder zu Jimmy. Sie hat sich dazu entschlossen, bei ihrem Herrchen zu bleiben.

„Okay, Süße. Du weißt ja, wo wir wohnen.“

Und so gehen wir wieder nach Hause.


Zuhause lasse ich meiner Wut jedoch freien Lauf.

„Jimmy war bestimmt irgendwie in was verwickelt. Und der arme Mann musste dafür sterben. Wir müssen dem nachgehen, Paps! Du und ich!“

„Wir müssen hier gar nichts, okay? Wir wissen gar nichts.“

Er schaut mich mit roten Augen an und versucht sich ständig zusammenzureißen.

„Mann, ja. Du hast recht, sorry, Paps.“

Als er aufstehen will, nehme ich ihn in den Arm.

„Es tut mir leid. Ich fühle mit dir.“

Paps schaut nach Michelle. Wenn die Kleine wüsste, was wir gerade erlebt haben. Sie hat jetzt nicht mal mehr Onkels und Tanten. Oder gar Großeltern. So wie ich. Das fühlt sich irgendwie nur so halb an, wenn ich mal so darüber nachdenke. Oft sehe ich, wie Kinder auf dem Spielplatz mit ihren Großeltern spielen. Das habe ich nie erlebt.

Ich lasse die beiden allein und geh erstmal unter die Dusche. Echt widerlich. Ich fühle mich so richtig bäh.

Und so packe ich mich einfach nur noch vor die Glotze und versuche zu vergessen, was gerade passiert ist. Aber trotzdem kommen die Gedanken immer wieder hoch, dass ich gerade eine Leiche gesehen habe. Eine Leiche. Boah, da muss ich mich schütteln. Wie lange er da wohl schon lag?

Es klingelt an der Tür und ich gehe hin. Ach, du scheiße. Das ist Katharina. Also nicht, dass ich mich nicht freuen würde oder so. Hmpf. Nein. Wir sind eigentlich heute verabredet und dann kam das dazwischen und, maaaan. Dementsprechend ist auch ihre Laune jetzt wohl. Oh ja. Sie ist mies drauf. Nein, nicht mehr heute. Bitte nicht.

Oh, man. Das tut mir voll leid. Und sie musste da im Regen stehen und ich vergesse das total. Aber sie wird doch hoffentlich verstehen, warum ich nicht gekommen bin, wenn ich ihr erzähle, was eben passiert ist.

Hmpf.

„Du hast mich einfach sitzen lassen, Joel? Du hättest dich melden können. Oder triffst du dich mit anderen Mädchen? Sei ehrlich. Du kannst es ruhig sagen.“

Äh, was bitte denkt sie über mich? Ey, das geht zu weit. Das macht mich gerade sogar irgendwie sauer. Und da springen meine Emotionen gerade schon im Salto.

Und dann kann ich mich nicht mehr halten.

„Boah, echt jetzt? Du denkst, ich flirte mit anderen Mädchen und so? Ey. Wahnsinn. Cool. Hör zu, ich habe im Moment andere Probleme, ja? Kein Bock grade.“

Die spinnt doch voll. Mein Herz rast auch gerade. Mann. Ich muss mich beruhigen. Tief durchatmen. Das Problem ist auch, dass ich gerade sogar heulen könnte. Alles schießt hoch, nur weil sie sowas glaubt und ich eben noch einen Toten gesehen habe. Am besten die Klappe halten. Das hat heute keinen Sinn mehr.

„Ach, wie schön. Was fährst du mich jetzt so an? Sag doch, dass ich dich nicht stören soll. Wäre ganz einfach gewesen, bevor du mich da so im Regen stehenlässt. Gut. Dann weiß ich ja Bescheid, dass du mich nur verarschst. Schön. Ich gehe!“

„Ja, dann hau doch ab. Keine Lust jetzt. Tschüss.“

Und so gehe ich rein und lasse Katharina stehen.

Nur. Was tu’ ich hier jetzt eigentlich? Bist du bescheuert, Joel? Was kann sie denn jetzt zu allem, hmm? Vollidiot du. Du hast sie immerhin sitzenlassen. Also beweg deinen Arsch nach draußen. Los!

Und das tu´ich auch. Ich drücke sie ganz fest an mich und sehe, dass sie mittlerweile auch weint. Tut das gerade echt Not? Sie ist so eine Süße. Eine Süße, in die ich so richtig verliebt bin. Und ich mache alles kaputt? Niemals.

„Sorry. Ich wollte das nicht sagen. Hey, du. Mein Onkel ist gerade verstorben und ich habe das total vergessen dadurch, dass wir uns treffen wollten. Holen wir nach.“

„Nur, dass du mir unterstellst, dass ich mich mit anderen Mädchen treffe, nimmst du zurück.“

„Ja, sorry. Wollte ich nicht sagen. Hey, mein Beileid. Manno. Tut mir leid. Ich. Hmpf.“

Ich weiß doch, dass so eine Beziehung schon ganz schön stressig sein kann. Aber sie kann auch schön sein. Hey, Moment. Beziehung?

„Wir holen das nach. Versprochen. Wir haben ja auch bald wieder mehr Zeit, wenn das Praktikum vorbei ist. Dann treffen wir uns eh jeden Tag.“

„Okay, hihi.“

Und schließlich geht es mir wieder besser.

„Möchtest du eben noch mit reinkommen? Also, ich hätte nichts dagegen und so.“

„Ja, cool. Gerne.“

Als wir ins Wohnzimmer kommen, wischt Paps sich noch schnell Tränen aus dem Gesicht.

„Hey, Paps. Ich habe dir Katharina noch gar nicht richtig vorgestellt. Also: das ist Katharina. Und Katharina. Das ist mein Paps.“

„Hallo, Herr Duvan.“

Ich setze mich zu ihr rüber und flüstere nur:

„Sie ist nämlich meine Freundin.“

Und jetzt möchte ich auch gerne wissen, was mit Jimmy passiert ist. Es wundert mich sowieso, dass er im Park war. Paps meinte doch, dass er untertauchen soll. Aber im Park?

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