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  • Kucki 232

Folge 42 - Gedanken eines Vaters


 

Mein Sohn hat immer viel zu erzählen und mir ist aufgefallen, dass meine Geschichte untergeht. Deswegen möchte ich mich gern bei ihm einklinken und das Leben eines Detektiven beschreiben. Nun ja. Und das eines Mannes, mit einem gebrochenen Herzen. Was eben passiert ist, kann und will ich nicht akzeptieren. Selbst mein Sohn ist baff. Natürlich. Es ist seine Mam. Plötzlich geht sie. Nur warum?

Ich muss auch die ganze Zeit darüber nachdenken, was passiert sein könnte. Irgendwas ist da doch faul? Ja, wir haben uns in der letzten Zeit etwas gestritten. Aber nicht gleich so viel, dass sie an eine Trennung denken könnte.

Und pfff. Sie will Michelle haben? Sie hat doch nicht mal die Zeit, um sich um die Kleine zu kümmern. So weit kommt es noch. Sie bleibt hier. Basta. Sie schläft so friedlich und bekommt gar nichts mit. Verdammt nochmal. Tränen laufen meine Wangen runter, doch ich muss bei Sinnen bleiben.

Jetzt stark bleiben und so. Sie wird schon wiederkommen. Doch dann bin ich richtig sauer auf sie. Da werde ich ihr ein paar Takte erzählen.

Ich gehe erstmal duschen und gehe die letzten Tage durch. Hm. Ja, sie war wirklich länger weg. Plötzlich setzt sie Parfüm auf und den besten Lippenstift. Warum eigentlich? Sie nannte das immer Aufstiegschancen. Wie denn? Erstmal mit dem Chef ins Bett, oder was? Arghs. Nein. Nicht solche Gedanken jetzt.

Und dann was essen. Sieht doch gut aus. Power am Morgen. Aber stimmt. Selbst gestern kam sie sehr spät nach Hause. Ich habe nicht mal mitbekommen, dass sie ins Bett kam. Wenn ich diesen Kerl erwische, dann kann der flitzen.

„Und? Was wollen wir heute machen? Das Haus weiter renovieren? Ist ja vieles liegengeblieben in der letzten Zeit.“

Ich lasse mir doch nichts anmerken. Nicht Marc Duvan.

Mein Sohn sitzt auch nur da und starrt ins Leere und lächelt immerhin. Tja, wir sind halt eine starke Truppe. So schnell wird uns nichts runterreißen.

Aber was kann nur passiert sein? Emily hat in der Zeit sehr viele Veränderungen durch. Sie kam immer gut gelaunt nach Hause und das gönnte ich ihr richtig. Als ob ein neues Leben für sie begann. Ein Neuanfang. Moment! Ein Neuanfang?!

Ich schaukle das auch ohne sie. Na klar, bin ich des Öfteren auch mal unterwegs, aber ich kann meine Zeit frei einteilen. Manche Mandanten sagen dann zwar explizit, wann ich schauen soll, aber das kommt auch nicht jeden Tag vor. Und wenn, dann nehme ich Michelle auch gern mal mit, wenn ich sowieso weiß, dass da nichts sein wird. So bekommt man alles super unter einem Dach.

„Hey, Maus. Ich bin gleich wieder da. Muss nur den Garten machen. Gleich wieder da.“

Und wenn ich mir das so anschaue: Puh, wie hat Emily das alles nur gemacht? Klar, ich habe auch zwischendurch geholfen, aber ich kann doch nicht den ganzen Morgen jetzt Hühnerkacke aufsammeln?

Nö, ich mach´ jetzt nicht schlapp. Ich zeige Emily, dass sie das bei mir gar nicht abziehen braucht. Soll sie doch gehen. Vielleicht ist das ja dann noch so ein junger Typ, der nicht mal weiß wie man ihn ..... Man, halt die Klappe, Marc. Allein der Gedanke setzt mir wieder nur Tränen in die Augen. Ich schüttle einmal den Kopf und weiter geht's.

Immerhin sind die Hühner schon mal glücklich.

Joel hat sich nach unten in den Keller verpieselt, um zu trainieren. Auch er möchte sich einen klaren Kopf schaffen. Ist auch gut so. Der Junge kommt richtig nach mir. Die Stärkeren halten zusammen.

Und ich? Na ja. Ich gieße Blumen. Hm. Ich müsste mir mal den Laden unter die Lupe nehmen, wo Emily jetzt arbeitet. Vielleicht treffe ich sie dann ja. Mit ihm. Und dann renne ich los und polier ihm die Fresse. Marc? Schön weitergießen. Die Gießkanne kann da jetzt auch nichts zu.

Morgen kommt sie wieder und dann lege ich so richtig los. Und wenn sie dann nicht redet, dann bleibe ich ganz cool. Mir doch egal. Oder meint sie jetzt, dass ich ohne sie nicht klarkomme? Tja, weit gefehlt. Alles erledigt.

Nur, wie macht sie diese verdammten Dinger immer? Wollte das ja schon länger mal ausprobieren und das sieht irgendwie leichter aus, als es ist.

Ob Emily sich bei den anderen schon gemeldet hat? Vielleicht wissen sie ja mehr als ich? Und warum sagt Emily, dass Madleen und Aurelie Angst haben, hier wieder zu wohnen? Ich kapier’ gar nichts mehr. Was soll hier denn passieren? Alles nur Ausreden? Erzählt Emily ihnen vielleicht noch Blödsinn?

„Au, verdammt. Maaaaaan. Kacke hier. Blöder Kram.“

„Brauchst du Hilfe, Paps?“

„NEEEEEIN!“

„Ich schaffe das schon. Siehst du? Ganz easy.“

„Meinst du, Mam wird zurückkommen?“

„Hm, klar wird sie. Ich habe ihr nichts getan. Aber hörst du bitte auf, über sie zu reden? Wäre nett. Muss mich konzentrieren.“

Und wie soll dieses Ding funktionieren? Was es nicht alles gibt. Emily musste auch alles recyclen.

Nein, ich werde nachher mal schauen, wo ich diesen Laden finde. Und dann werde ich da reintanzen und erstmal ein paar Dinge klarstellen. Pfff. Idiot. Wer auch immer. Mach meine Frau an und ich mache dich aus. So weit kommt es noch.


Aber verdammt. Was ist eigentlich mit Michelle da oben? Die Kleine habe ich ja ganz vergessen. „Joel? Hast du mal nach deiner Schwester gesehen?“

„Äh, nö. Verdammt. Ich. Sorry, Paps. Wollte ich eigentlich.“

Und so renne ich schnell nach oben. Die Kleine kann nämlich langsam schon krabbeln und wenn sie da bestimmt einmal auf Entdeckungsreise geht, dann ...

Ich schaue im Zimmer nach, doch sie ist nicht hier. Oh nein. Wenn Emily das sieht, dann nimmt sie die Kleine doch mit. Immer ruhig bleiben.

Ich höre aus dem Wohnzimmer ein Rumpeln kommen. So flitze ich ganz schnell rüber.

„Oh, nein. Oh, nein. Oh, nein. Michelle. Nicht!“

Dann kommt auch noch eine Nachricht. Verdammt. Ich muss ja bald zu einem Mandanten. Wie soll ich das denn jetzt noch hinbekommen?

Und dann sehe ich Michelle. Sie macht nur Blödsinn.

Schließlich kann ich das dann doch nicht mehr aufhalten. Ich fange ordentlich an zu heulen. Alle Emotionen kommen plötzlich zusammen und ich platze einfach nur noch.

„Michelle. Hör auf. Hör auf, ja? VERDAMMT NOCHMAL!!!!! HÖR AUF!!!!!“

Ich sacke zu Boden und fühle mich das zweite Mal in meinem Leben hilflos. Damals, als ich in die Gang wollte, war das schon so. Und jetzt wieder. Aber war es da nicht Emily, die mir aus der Hilflosigkeit geholfen hat? Heute ist sie der Grund. Ich kann einfach nicht mehr.

„Paps? Ich übernehme Michelle. Alles gut. Wir bekommen das hin.“

Ich bin gerade so froh, dass ich meinen Sohn habe. Er ist der Einzige, der mir den Halt gibt, den ich jetzt benötige.


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