- Kucki 232
Folge 48 - Ich kann auch anders

Erste Herbstwoche: Mittwoch
Geburtstag: keiner
Event/Feiertag: keiner
Erzähler/in: Joshua
Heute bin ich voller Tatendrang. Pff. Mich bekommt so schnell niemand klein. Klar, mir tat die Message ziemlich weh, aber mir soll das doch egal sein. Ich mache mein Ding und gut ist. Also, auf geht’s.

Mam möchte trotzdem nochmal sichergehen, ob alles in Ordnung ist. Sie ist fest entschlossen, wirklich in die Schule zu kommen, wenn was ist. Aber das braucht sie nicht. Nicht, wenn Joshua Duvan das selbst klären kann.
„Vergisst du dann auch die Marianne und schlitterst dich nicht in noch mehr Ärger?“

„Klar, Mam. Ich bin vorsichtig.“
Und so mache ich mich fertig für die Schule. Mittlerweile haben wir doch so einige Mädels in der Schule, die nicht so doof sind wie Marianne. Vielleicht verliebe ich mich ja doch eines Tages, auch wenn ich aktuell noch nicht so die Zeit habe. Ich bin nun mal ein Workaholic, oder wie man das nennt. Mädchen nerven mich da nur bei meinen Zielen.
Also nehme ich meine Sachen und fahre in die Schule. Und das erste Gesicht, was ich sehe, ist das hier:

Eigentlich will ich da dann einfach nur dran vorbeigehen und sie doof angucken. So richtig grimmig gucken. So in etwa:

Aber irgendwas verleitet mich dann doch dazu, dass ich sie anspreche. Hier und jetzt. Und dann so richtig die Meinung geigen. Das tu´ich schließlich dann auch.
„Hey, hör mal zu, du Grauhaar. Lass mich in Ruhe und erzähl nicht solch einen Mist, klar? Ich weiß nicht, was da mit Marianne läuft, aber das ist mir auch egal, okay? Sie soll dahin, wo der Pfeffer wächst und dann ist gut.“
Ha. Damit hat sie jetzt nicht gerechnet.

Ich gehe auch sofort weiter und zeige ihr, wie stark ich bin. Ich und Memme? Niemals. Die erste Hürde ist überwunden.

Als ich so in die Schule reingehe, mache ich einfach mal das, was die anderen auch machen: Stundenlang auf das Handy schauen? Alles klar. Gibt hier nichts Besonderes, außer das mein Kumpel Mike vom Pfadfinderverein neue Käfer züchtet und sie wachsen und gedeihen. Wunderbar. Das muss ich gleich liken.

Ich sehe, dass wir eine neue Mitschülerin haben. Gleich mal nett sein und sie herzlich willkommen heißen.
„Hey, ich bin Joshua und du?“

Läuft doch alles wie geschmiert. Na ja fast. Egal. Geselle ich mich halt woanders dazu.

Denn ich habe noch total viel Zeit und so und mein Frühstück war auch nicht so der Brüller mit dem Melonensalat. Also schnappe ich mir einen Brownie. Mit Smarties. Yummie.

Die sind zwar aufgebacken und nicht frisch, das schmeckt man, aber das ist mir egal. Sie schmecken trotzdem. Mam meint ja immer, wir sollen nichts aus der Tüte essen. Lieber, was Frisches. Aber mir egal. Hauptsache schmeckt.

Sollen sie nämlich reden da draußen. Ich bin jetzt hier und es schmeckt soooo köstlich. Vielleicht esse ich gleich noch einen. Zeit habe ich ja noch.

Schließlich muss ich dann doch mal da vorbei. Egal. Handy zücken und alle ignorieren. Mrs. Grauhaar redet da schon wieder so, hihi. Als, wenn sie sich mit den anderen da abgeben würde. Die sind doch nicht ihre Wellenlänge. Schnepfe. Pff.

Vielleicht kann ich ja doch das ein oder andere erhaschen. Vielleicht gibt es ja was Neues von Marianne. Klar ist mir das eigentlich egal, aber ich bin trotzdem stutzig. Entweder spielt sie ein Spiel mit mir oder es ist wirklich was dran. Ich weiß es noch nicht. Paps hat da bestimmt mehr Ahnung von und mal schauen, ob er den einen oder anderen Tipp für mich hat. Er analysiert ja gerne und guckt sich erst alles ganz still an. So wie gestern. Habt ihr das gemerkt im Café? Das macht er dann immer so. Fakten sammeln.

Als ich dann so zurückgehen möchte, sehe ich, wie Mrs. Grauhaar einen weiteren Schachzug plant. Was zum Teufel ist bei der Frau falsch? Sie droht doch echt tatsächlich damit, alle unsere Spinde in die Luft zu jagen. Uff.

Das bleibt natürlich nicht unbemerkt.
„Hey, was geht mit dir? Bist du nicht ganz sauber?“, brüllt ein Mitschüler rum, als er sieht, was sie da einfach so in aller Öffentlichkeit so vor uns fabriziert. Haha, ist die doof.

Ob Marianne weiß, wie doof ihre beste Freundin ist? Hm, ich könnte ja eigentlich mal wieder eine SMS schreiben. Irgendwie ist sie heute nämlich immer noch nicht da. Ja, ich weiß, eigentlich sollte es mir ja egal sein. Ich versuche es ja schon zu ignorieren.

Etwas später komme ich zurück und möchte noch etwas aus meinem Spind holen. Hat sie doch wirklich den Spind demoliert? Meinen? Warum? Ich. Toll. Meine ganzen Bücher sind dann ja nass. Also langsam ist gut.

Was habe ich den anderen nur getan, dass man so gegen mich ist? Ich verstehe das nicht.

Nein, ich bleib’ jetzt cool. Ich darf nicht einknicken. Vielleicht hat ja die Neue was gesehen. Kann sie ja mal fragen.

Dazu komme ich nur leider nicht mehr, da es klingelt. Wunderbar. Kommt ja doch noch was Produktives bei dem Tag raus.

Mrs. Schachschild kommt an mir vorbei und lächelt total.
„Hey, Joshua. Wie geht’s?“
„Hm?“

In der kleinen Pause unterhalte ich mich mit der Neuen. Sie ist witzig. Ihr Name ist Veronika. Ich erfahre, dass sie sogar bei uns in der Nähe wohnt und mit ihrem Hund oft bei uns vorbeikommt.
„Wie schön, dass jemand mal aus der Bruchbude was gemacht hat.“

Denn ich habe vor, mir Freunde zu suchen. Ich habe ja eigentlich schon einige Freunde vom Pfadfinderverein, aber ich sag’ mal so: Die sind so um die sechs Jahre alt. Kann schon ganz cool sein, aber für die bin ich nur der Brummbär. Also trommel ich mir in der Schule was zusammen. Versuche es zumindest. Und wer passt da nicht besser ins Bild, als ein anderer Duvan? Ich habe mit der Familie in Glimmerbrook nicht viel am Hut, aber trotzdem mal interessant.

Und dann ist Pause. Die ganze Zeit so zu quatschen ist ganz schön anstrengend und trocknet die Kehle aus. Also hole ich mir mal solch coole Mini-Burger. Immer so Automatenfraß ist dann ja auch langweilig. Auch wenn ich die Peperoni-Pizzarolle übelst cool finde.

Marcel kommt mit dazu. Er ist richtig in Ordnung und irgendwann fange ich dann halt auch mal an zu erzählen.
„Wer kommt nur so auf die Idee, so einen fiesen Text zu schreiben? Würdest du das bringen? Boah. Mädchen sind schon anstrengend.“

Bis Veronika sich noch mit dazugesellt. Sie lächelt mir zu. Schön. Aber ich höre aufmerksam dem anderen Duvan da zu.
„Also, wenn ich das so sehe, denke ich nicht, dass das von ihr kommt. Ich kenne Marianne etwas. Eigentlich ist sie ganz nett. Seit sie aber mit dem Bruno zusammen ist, ist das anders. Mir war das dann aber irgendwann egal. Wer nicht will, der hat schon, oder nicht?“

Später kommt auch noch Mrs. Schachschild dazu. Wow. Mir hört mal jemand zu und sprengt nicht meinen Spind oder schreibt mir solche blöden Sachen. Ganz ungewohnt. Aber lustig.

Wir lernen sogar zusammen. Heute ist doch ein guter Tag, oder nicht? Na ja fast. Auf die da hinter mir könnte ich verzichten.

Doch dann heißt es ab in die nächste Stunde. Meine neuen Freunde und ich beschließen sogar mal was zusammen zu machen. Yeah. Das klingt doch mal gut. Bin dabei. Mal was anderes.

Sie fragen mich sogar, ob ich nicht auch noch im Anschluss mit zu der Gruppe komme, die nachmittags für die Prüfungen übt. Eigentlich möchte ich ja. Bin auch kurz davor, durch die Tür zu gehen. Doch dann sehe ich sie durch den Schlitz.

Und als sie da drin schon wieder so rumschreit, vergeht mir die Lust und ich drehe um. Genug für heute. Ich habe immerhin Freunde gewonnen und da will ich mir den Triumph nun nicht kaputtmachen lassen.

Also zische ich mit gemischten Gefühlen ab. Ich bin am Überlegen, bei Marianne mal vorbeizuschauen. Wenn sie eigentlich wirklich so nett ist, dann ist doch da bestimmt was faul. Letztlich traue ich mich nicht. Nicht das ich alles noch schlimmer mache.

Deswegen fühle ich mich hier etwas wohler. Einfach zuhause sein und dann so zwischen meinen Geschwistern. Bald gibt es ja wieder die geballte Ladung Duvan in der Schule. Ob Emilio da aber einen guten Start hinlegen wird? Ich sehe schon, dass ich ihn überall zurückziehen muss. Und wenn er Mrs. Grauhaar kennenlernt - uff.

Trotzdem bin ich fest entschlossen, weiterzumachen. Mich bekommt niemand platt. Ich habe jetzt immerhin Freunde und ähm nun ja. Feinde und eben ein Mädchen, was mir nicht aus dem Kopf gehen möchte. Ich versuche zu reparieren, was zu reparieren geht. Aber dafür muss ich erst verstehen, worum es geht.

Und vielleicht finde ich mit Paps seiner Hilfe ja doch mehr raus als gedacht.
„Wie war es heute denn so? Ich habe mich mal etwas informiert über Mariannes Eltern. Ist auf jeden Fall interessant. Was meinst du? Ist es Marianne wert, dem mal nachzugehen?“

„Paps, ich möchte da eigentlich nicht so ein großes Ding draus machen. Ich habe mit Marianne schon genug Probleme. Ich konzentriere mich lieber auf meine neuen Freunde. Das war heute richtig lustig.“

„Okay, ich wollte nur helfen. Wenn du es dir anders überlegst, dann melde dich. Ich sehe doch, dass dich die SMS nicht so ganz kaltlässt.“

Hm, mit Paps an meiner Seite wäre ich natürlich noch stärker, aber ich denke, ich lasse gut sein. Deswegen bringe ich meine Geschwister nur noch ins Bett.

Und verpiesel mich in mein Zimmer. Und denke nach und nach und nach und zZzZzZz.