- Kucki 232
Folge 56 - Eine neue Spielwiese

Natürlich liege ich noch die ganze Nacht wach und überlege, was ich mit Emilio machen soll. Habe ihm jetzt auch eine SMS geschickt, dass er das mit Frau Steinberg bei der Polizei klärt. Das ist deren Sache und so wäre ich aber außen vor. Alles andere sollen sie übernehmen. Kann ja jetzt auch nichts dran ändern. Frau Steinberg kommt heute Nachmittag dann auch hierher. Rest besprechen.
Denn ich muss nämlich noch was anderes wieder in den Griff kriegen. Na klar, gibt sich Joel auch nebenbei noch Mühe, hier alles unter Kontrolle zu halten, aber selbst er kommt schon an seine Grenzen. Also liegt es an mir, morgens um 5 meine Tochter zu versorgen, während es draußen regnet und die Wäsche vergessen wurde. Juhu.

Ich hoffe nur, die Polizei kommt jetzt nicht zu mir und denkt, dass ich Emilio dazu angestiftet hätte oder was auch immer. Hatte gestern so eine Panik. Ganz entschlossen gehe ich dahin und suche den Kleinen und plötzlich taucht mein Sohn auf. Ich wusste erst gar nichts mehr.

Sei es drum. Heute habe ich einen anderen Auftrag. Ich baue mir unten meine eigene Spielwiese. Und das eben so, wie ich es will. Endlich mal wieder vernünftig trainieren. Joshi hat mich etwas inspiriert und jetzt möchte ich es so haben, wie draußen die Terrasse von den Farben her. Kann also losgehen. Und nachher ruft die Arbeit.

Will sowieso mal Alex anrufen, ob es schon was Neues gibt zu Jimmy. Er wird jetzt bald beerdigt und die Tatwaffe wird gesucht. Es nervt mich sehr, dass ich nicht mit ermitteln kann. Es fühlte sich eh nicht wirklich so an, als wäre er mein Halbbruder gewesen. Ein Freund. Mehr auch nicht. Muss ihm aber lassen, dass er sich gut tarnen konnte. Wow. Als ob er ein Profi war und sich schon öfter verstecken musste. Hm.

Na ja. Mal schauen. Wer weiß, wo mich die Reise noch hinführt? Keine Ahnung, wer der Typ sein soll, mit dem er sich gestritten hatte. Die Welt ist eben nicht klein, auch wenn es sich oft so anfühlt.
„Und? Bei dir so? Was macht die Schule?“
„Hey, du wirst es nicht glauben, Paps. Wir dürfen bald unser Praktikum weitermachen. Der Schulrat soll so entschieden haben, da sich viele Eltern beschwert haben. Cool, oder?“
„Na, siehst du, geht doch.“

„Aber ich war halt am Überlegen, ob ich bei Alex was machen könnte. Detektiv ist schon recht cool, aber hey. Ich wollte auch das andere mal ausprobieren. Finde ja beides cool.“
„So, wie du denkst. Wenn die Schule sagt, dass es in Ordnung ist, dann soll es so sein. Du kannst mir ja trotzdem helfen.“
„Deswegen ja.“
Hm, okay. Auch eine gute Entscheidung. Ich kann hier mit ihm ja eh nicht viel machen. Außer Bücher lesen und wenn wir eben auf der Lauer liegen, dann wird geangelt. Bald wäre er mehr ein Angelprofi als ein Detektiv. So kann er sich die Gesetze genauer anschauen und den ganzen Spaß. Nicht schlecht.

Ich bin stolz auf meine beiden Söhne. Ja, Joshi ist irgendwo auch mein Sohn. Immerhin habe ich ihn großgezogen. Aber Emilio und Joel sind mein Fleisch und Blut. Und jetzt wird auch der andere langsam 18 und erwachsen. Wo die Zeit doch hinrennt.

Erst versorge ich Michelle und mache dann den ganzen Kram hier. Lukas geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Bislang kam zum Glück noch nichts von seiner Mutter. Aber was soll ich da eigentlich machen? Kann doch jetzt nicht das Jugendamt spielen. Habe noch so viel andere Dinge zu tun. Verdammt. War gestern eh schon nicht leicht, das alles.

Meine Gedanken schweifen wieder überallhin. Wird Zeit, dass ich mit dem Umbau beginne. Michelles Sachen nach unten räumen und auf geht's. Habe noch genug Zeit, bis zum Termin. Und wenn ich meine Muckibude habe, kann ich auch wieder besser arbeiten. Wunderbar.
„So, Süße. Paps muss dann ein bisschen arbeiten. Wird richtig schön werden.“

Ich muss eben irgendwas machen. Emily will bald ihre restlichen Sachen holen und dann gibt sie mir die Haustürschlüssel. Sie meint wohl, hier dann ständig rumtanzen zu können. Pff. Nicht mit mir. Soll sie bei ihrem Maik machen. So weit kommt es noch.
„Ja, sorry. Nicht der beste Ort, aber du kannst spielen. Und ich zauber derweil was Tolles hier draus.“

So viel zu tun und der Vormittag ist fest verplant. Joshi kommt nachher noch vorbei und hilft. Ansonsten kommt meine Bestellung hoffentlich gleich noch pünktlich. Zwischendurch dann noch mit Michelle in den Baumarkt. Ja doch. Der Tag ist gerettet. Keine unnötigen Gedanken.

Und schließlich nimmt meine Spielwiese immer mehr Gestalt an.

Alles werde ich wohl noch nicht schaffen, aber das ist ja wohl klar.

Und Joel soll dann aber auch zusehen, dass er trotzdem weiter trainiert. Kann nie schaden. Ob es ihm hier auch gefallen wird?


Ich kann leider nicht den kompletten Umbau aufnehmen. Die Helfer haben eben schon die Kamera umgeschmissen. Nicht das sie kaputtgeht. Möchte doch alles festhalten.
Für heute habe ich so weit alles erledigt. Hier und da noch ein paar Schraubarbeiten, aber sonst, wird das hier meine neue Wohlfühloase.


Das Telefon klingelt zwar zwischendurch, aber als ich sehe, dass es Emily ist, gehe ich nicht ran. Habe es jetzt auf stumm gestellt und dann ist Ruhe. Habe Wichtigeres zu tun. Auch Michelle wird langsam neugierig.

Ganz interessiert schaut sie mir zu. Sie merkt, dass sich hier etwas verändert hat und fragte letztens auch nach ihrer Mam. Das wird auch noch eine große Hürde, ihr das beizubringen. Das tut mir jetzt schon richtig weh. Trotzdem finde ich es besser, wenn sie bei mir bleibt.

So viele Hürden sind noch zu überwinden, doch ich werde nicht aufgeben. Ganz im Gegenteil. Bei der Süßen kann ich auch mal kurz wieder schmunzeln.

„Soll ich dir mal alles zeigen, Michelle? Wie findest du das? Toll, oder?“
„Papa, da da.“
Ich nehme sie auf den Arm und gehe mit ihr rum.
„Habta dada.“

Sie ist immer so neugierig und neuerdings schläft sie sogar durch. Na ja. Wenn sie nicht gerade Emily ruft. Boah, ich drehe durch, wenn sie das immer macht. Da kann ich meine Gefühle einfach nicht im Zaum halten.

Deswegen habe ich beschlossen, dass wir es Michelle beibringen, wenn sich die Lage etwas beruhigt hat und ich Emily wieder in die Augen schauen kann. Ich kann meine Tochter einfach nicht anlügen. Mit Joel habe ich gestern Abend ja schon geredet. Es war ihm aber schon klar, dass es so weit kommen würde. Ihm ist jetzt nur noch wichtig, dass er Emily besuchen kann. Alles andere könne er ja eh nicht ändern, meinte er dann.

Ich bleibe einfach nur mit der Kleinen hier so stehen und sage nichts. Was soll ich denn auch sagen? Dass mich alles im Moment überrennt? Wird sie das verstehen? Ich denke nicht.

Trotzdem habe ich heute viel geschafft. Ich bin zufrieden mit meinem Werk. Michelle ist jetzt auch hundemüde und so lege ich sie ins Bett.
Berichte müssen noch geschrieben werden, Mails gelesen und dann mal schauen, was es noch Neues von Alex gibt. Frau Steinberg hat mich auch schon angeschrieben, dass alles so weit ruhig war und sie mit Emilio nun bei der Polizei war. Alles Weitere dann später.

Ich bin froh, dass es hier schon mal keinen Ärger gab. Auch mit mir nicht.

Also eben noch Berichte schreiben und dann auf den Termin vorbereiten.

Später rufe ich dann Alex an. Sie haben jetzt diesen Karl ins Visier genommen. Hm, wieso denn jetzt diesen Karl? Okay, klar. Er war ein Freund von Jimmy. Das weiß ich. Aber er jetzt bei der Polizei? Na, da bin ich mal gespannt. Da bleibe ich dran.
