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  • Kucki 232

Folge 67 - Bevor ich mich stelle


 

Als Paps gestern Abend verschwunden war, kam Katharina noch einmal zu mir. Sie macht sich total die Sorgen und möchte einfach bei mir sein. Da haben wir unsere Eltern gefragt, ob sie denn über Nacht bleiben könne. Ihr Paps war erst total dagegen, aber irgendwann hat er dann doch mal nachgegeben, haha.

Und so war sie einfach nur bei mir und meinte mich zu beschützen. Wahnsinn, diese Frau, oder?

Sie ist sowieso etwas aufgewühlt wegen des Tattoos. Was soll das überhaupt bedeuten? Ich habe es nie so richtig verstanden, aber es war mir eh irgendwann egal.


Klar, dass sich meine Freundin am nächsten Morgen meinen Pullover schnappt. Irgendwie bin ich total happy, dass ich es endlich mal geschafft habe, einem Mädchen etwas näherzukommen. Ich bereue keine Sekunde. Aber der Rest wird dann ab sofort langsamer laufen. So weit will ich dann doch nicht gehen.

„Keine Ahnung warum, aber du siehst total süß in meinen Klamotten aus. Kannst den Pullover ja nun immer für mich warmhalten. Wie wäre das?“

Heute Nacht bin ich zwar noch oft wachgeworden, weil es plötzlich wieder so grässlich zog im Bauchbereich, aber auch das wird irgendwann ein Ende haben. Diese Narbe werde ich auch immer in Ehren halten. Ich kann sagen, dass ich tapfer meinen Paps beschützt habe.


„Hör zu, Joel. Ich habe mir so viele Gedanken wegen deines Tattoos gemacht. Das wäre so grandios, wenn du das bist, was ich denke und ich weiß nicht. Meine Oma würde sagen, dass wir füreinander bestimmt sind und Gott es wollte, dass wir uns treffen, aber ich bin ehrlich. Ich bin gar nicht so religiös, hihi. Aber an Wunder darf man doch trotzdem glauben, oder nicht?“

Ich habe absolut keine Ahnung, wovon sie da spricht, aber sie lächelt und das bereitet mir gerade sehr viel Freude.

„Früher wollte man es immer so machen, dass die Magier gut mit den Sims leben konnten. Sie sollten in einer Welt leben, doch das ging leider irgendwann schief. Die Kirche war dagegen. Oder eben auch Sims, die Angst vor dem Unbekannten hatten.“

„Aber es gab eben auch die guten Sims, die den Magiern helfen wollten. So wie ich das tun würde. So viel habe ich darüber gelesen und je mehr ich gelesen hatte, desto mehr faszinierte es mich. Eine Dynastie, deren Name nie genannt wurde, hat dieses Opfer auf sich genommen und die Magie fest in sich versiegelt.“

„Und du denkst, dass ich der heutige Träger bin? Bin ich jetzt sowas wie ein Magiermeister, oder was?“

Ich muss schmunzeln, da ich den Blödsinn einfach nicht glauben kann. Nette Märchen, aber das war es auch schon.

„Weißt du, was dieser Magiermeister aber eher ist?“

Ich pirsche mich langsam hinter Katharina.

Und flüstere ihr ins Ohr:

„Einer, der unsterblich in dich verliebt ist.“

„Joel, du veräppelst mich. Was ist, wenn ich recht habe, hmm? Was machst du dann? Dieses Tattoo sieht zwar blasser aus, als in den Büchern, aber ich bin mir sicher. Das wäre fantastisch.“

Wir hören Paps in der Küche rumklimpern. Später dann:

„Kommt ihr essen?“

Okay, dann auf ins Esszimmer. Ich habe Mordshunger. Habe seit Tagen nicht richtig gegessen, da ich ja mehr am Schlafen war. Aber langsam kann ich wieder auf meinen zwei Füßen stehen, also auf geht's.

Paps ist sehr ruhig und nachdenklich. Mir geht der Streit nicht mehr aus dem Kopf. Vielleicht rede ich mit Paps nachher mal. Keine Ahnung, was schon wieder passiert ist.

„Wie geht es dir, Joel? Besser? Brauchst du noch Hilfe bei einem neuen Verband?“

„Nein, alles cool. Ich glaube, ich brauche bald nur noch ein Pflaster.“

„Wissen Sie eigentlich davon, Herr Duvan? Also von der magischen Dynastie?“

Wow, sie kann wirklich auch mal sehr direkt werden. Ich beobachte Paps seine Reaktion darauf. Und mir fällt auf, dass seine Augen größer werden und er nur kurz mit dem Kopf schüttelt.

„Ihr Sohn wäre ein Magier, wenn das alles stimmt. Wussten sie das?“

„Äh, Paps? Die Kirche erzählt viel. Ich denke nicht, dass da etwas dran ist.“

„Wieso? Nein. Natürlich ist da was dran. Vielleicht nicht haargenau so.“

Paps schweigt wiederum. Aber ein Magier? Sowas gibt es doch gar nicht. Und warum dann ich? Ne, ich kann es einfach nicht glauben. Das klingt eher nach 10001 Geschichte.

Trotzdem scheint es Katharina sehr zu beschäftigen.

„Plötzlich waren die Magier weg und man wusste eben nur noch von diesem Erben der Magie. Alles andere blieb geheim. Eine Dynastie, die stets das Zepter weitergegeben hatte. Ich finde es halt faszinierend. Hätte ja nie gedacht, dass Joel mit diesem Tattoo herumläuft, hihi. Aber er muss vorsichtig sein. Er sollte da nicht mal eben in der Kirche sichtbar mit herumlaufen. Es gibt viele, die das nicht verstehen würden, aber andere wären auf seiner Seite. Es ist so viel, um das zu verstehen. Ich zeige mal alles da drüber. So viele alte Bücher. So viele Schriften. Es ist sehr spannend.“

„Meine Familie ist gegen die Magie. Nur meine Oma findet den Gedanken toll, so wie ich, den Magiern zu helfen, falls wir sie einst finden sollten. Sie hat mir schon so viel erzählt. Das Magier nicht schlimm sind und so. Sie haben viel Gutes getan. Aber es gab eben auch die, die alles vermasselt hatten und die Sims bekamen Angst. Und dann .....“

Paps steht plötzlich mit den leeren Tellern auf und verpieselt sich sprachlos in die Küche.

„Herr Duvan, ich ....“

„Katharina? Du? Ähm. Es mag sein, dass dich das Thema interessiert, aber ist das nicht gerade etwas zu weit hergeholt? Hey, du knallst uns sowas auf den Tisch. Also, es ist nicht böse gemeint, aber du bist ja total aus dem Häuschen.“

Trotzdem wundert es mich, dass Paps darauf so reagiert. Langsam bekomme ich doch irgendwie ein mieses Gefühl.

„Ja, du hast recht. Entschuldigung.“

Als Paps dann noch zu uns zurückkommt, entschuldigt sie sich auch bei ihm.

„Tut mir leid. Natürlich ist das weit hergeholt. Es sind Geschichten. Nichts weiter.“

Es kehrt langsam Ruhe ein. Natürlich würde es mich jetzt doch irgendwo interessieren, was da in den Büchern steht. Ich bin immerhin mit diesem Tattoo geboren worden. Passiert ja auch nicht alle Tage. Aber mir ist es erstmal gerade viel wichtiger, dass ich für Paps da bin. Er hat so nicht weiter irgendwas gesagt und das macht mich traurig.

Katharina wird bald auch von ihrem Vater abgeholt. Es regnet in Strömen und sie jetzt loszuschicken, wäre nicht so prall. Es soll den ganzen Tag nur regnen, regnen, regnen. Perfektes Wetter für den Kamin.

Schließlich klingelt ihr Paps. So wirklich gesprächig ist er aber nicht. Toll. Wollte mich eigentlich bei ihm vorstellen und er zischt einfach ab. Sicher, dass ich da zum Essen hinkommen soll?


Später mache ich es mir selbst gemütlich vor dem Kamin. Etwas den Schongang einlegen. War doch etwas übermütig. Mit Michelle zu spielen, ist eine dumme Idee gewesen.

Paps kommt zu mir.

„Du? Können wir reden? Ich denke, ich muss dir da doch langsam einiges erzählen.“

Bevor ich aber antworten kann, klingelt Paps sein Diensthandy.

„Privatdetektei Marc Duvan. Wie kann ich helfen? ...... Wie bitte? Äh. Okay. Wann? Ich. Aber eigentlich wäre es besser, wenn Sie damit zur Polizei gehen. Ich habe den Fall Jimmy nicht.“

„.... Ähm. Okay, okay. Wenn das aber eine miese Falle ist, dann ......“

„Wie bitte? Der Mörder von Jimmy? Ähm. Sicher? Puh. Okay.“

Da werde ich hellhörig und stehe auf.

„Alles klar. Aber sein Sie versichert, dass ich Ihnen jederzeit Handschellen anlegen kann.“

Paps legt auf und ist plötzlich ganz nervös. Echt? Der Mörder von Jimmy will sich mit ihm treffen? Was ist, wenn Paps nun selbst ins Visier rückt? Was ist, wenn er Paps töten will? Puh.

„Hey, hör´zu, Junge. Ich werde zwar allein gehen, aber ich werde dir einen Code schicken. Lass bitte dein Handy immer griffbereit. Wenn ein Signal von mir kommt, dann rufst du umgehend die Polizei, okay? Der Mörder von Jimmy möchte mit mir reden, bevor er sich stellt. Kommst du klar? Ich lege mir diesmal auch eine Weste um. Mir wird nichts passieren. Nicht noch einmal.“

Zur Beruhigung nehme ich Paps in den Arm.

„Schnapp ihn dir, Paps. Bring ihn hinter Gitter. Aber sei vorsichtig und komm im ganzen Stück wieder an, versprochen?“

„Dabei hilfst du mir ja.“

Paps verschwindet plötzlich ganz schnell. Wenn das wieder eine Falle ist? Und ich kann einfach nichts für ihn tun. Er hat schon genug durch. Ich bleibe wachsam.

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