Folge 71 - Vielleicht?! Ja! Oder doch nicht?

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Das Problem bei Jennifer Steinberg ist, dass sie auch, wie ich, von Schicksalen getroffen wurde. Wenn ich sie sehe, dann. Hm. Ich weiß nicht. Meine Sorgen verfliegen kurz und ich habe das Bedürfnis, für sie da zu sein. Aber dann ist da noch Emily. Mein verletzter Sohn und Jimmy. Sven.

Doch dann gibt es wieder diese Momente:

„Ach, herrje. Ist sie süß. Wirklich niedlich. Die blonden Haare vom Papa, hihi.“

Ich habe Frau Steinberg ganz anders kennengelernt. Verzweifelt. Hilflos. Und plötzlich bin ich der, der Sims zum Lachen bring. Ihnen guttue. Das ist irgendwie verrückt.

Und wer weiß, wie viel Lukas und Emilio damit zu tun haben? Die beiden sind beste Kumpels. Das sehe ich. Komischerweise Kommt mein Sohn damit an, dass Frau Steinberg auf mich steht und jetzt auch Lukas. Die beiden stecken doch unter einer Decke.

Trotzdem muss ich darüber nachdenken. Bin wieder bei dem Abend in der Bar. Wo sie vor sich hinsummte. Die Musik scheint ihre Ablenkung zu sein. Ob ich sie doch mal näher kennenlernen sollte? Der Abend war so anders. Ich denke zu viel darüber nach. Lieber aber darüber, als über alles andere. Es macht mich verrückt, gar nichts zu erfahren, von den Fällen der letzten Wochen und Monaten. Das Warum und Wieso. Nichts bekomme ich mit. Ich bin immer kurz davor, Alex anzurufen.

Ich sehe Frau Steinberg im Flur stehen. Sie scheint sauer zu sein. Eigentlich geht es mich nichts an, aber vielleicht ja doch? Mal schauen.

„Es tut mir leid. Ich stürme in Ihr Leben und Sie haben ganz andere Probleme. Manno. Und eigentlich sollte ich jetzt gehen und mich nicht weiter einmischen und ähm ....“

„Es ist nur. Ich konnte letztens alles vergessen und das tat mir so gut. Und auch ich habe gesehen, dass es Ihnen guttat und ich konnte endlich mal wieder lachen, verstehen Sie? Sie sind so ein liebenswürdiger Mann. Ganz anders als Marco. Marco ist wild und alles muss nach seiner Pfeife tanzen. Aber herrje. Ich denke einfach nicht nach. Sie haben so viel erlebt und .... Es tut mir leid.“

Und da ist es wieder. Mir geht es ja genauso. Es tat mir gut. Das hier tut mir gerade gut. Jemand ist da, mit dem man lachen kann. Bis dann wieder Emily und Co durchs Bild huschen.

Plötzlich rede ich frei raus. Das habe ich nie getan.

„Ich fand den Abend auch schön. Muss ich gestehen. Nur, ich brauche Zeit. Jetzt irgendwas zu überstürzen, wäre nicht gut, nur weil unsere Kinder sich da irgendwas wünschen. Ich ähm....“

Nein. Ich und Herzrasen? Wackelige Beine? Hallo? Ich bin 37. Ich bin kein Teenager mehr. Was ist hier los? Das ist doch absurd.

„Wenn ich alles sortiert habe und nun ja .....“

Diese großen Augen wieder. Das kann nicht sein. Ich war 20 Jahre verheiratet. Dachte, dass ich mit dieser Frau alt werde und plötzlich steht da eine junge Dame vor mir und .....

Mein Handy vibriert. Es ist Alex. Endlich höre ich was von ihm. Ich soll ihn anrufen. Okay.

„Entschuldigung. Ich muss eben wo anrufen.“

Hat er endlich was Neues? Ich sitze hier wie auf heißen Kohlen. Durcheinander wie eh und je. Also schnell nach draußen.

„Was hast du, Alex? Schieß los!“

„Sie haben Karl festgenommen. Sven hat gesagt, dass er ein Komplize von Jimmy wäre. Was auch immer die beiden vorhatten: Sie haben ganze Arbeit geleistet, wie es ausschaut. Ich kann dir nur leider nicht jedes Detail nennen. Du weißt. Schweigepflicht und so. Aber ich finde, es ist wichtig für dich, das zu erfahren.“

„Wir brauchen Joel und dich auch auf dem Revier. Einige Aussagen wären noch wichtig. Was hat Jimmy zu dir gesagt, als er damals bei euch war? Wie war das Verhältnis? Einfach alles musst du erzählen. Seit dein Vater hier ist, kommt so viel ans Licht. Der Mann ist eine Goldgrube.“

„Eine Goldgrube, sagst du? Freut mich. Nur. Es ist trotzdem zu spät. Meine Familie ist im Eimer. Was soll ich daran jetzt noch ändern?“

„Marc. Sag das nicht. Du könntest ungemein helfen und egal was ist. Nimm dir erstmal eine Auszeit. Ich wollte sowieso mit dir mal reden. Aber es ist mir auch wichtig, dass du erstmal runterkommst und dich sortierst. Mach doch mal Urlaub mit deinen Kindern. Das wolltest du doch immer machen. Beantworte auf dem Revier ein paar Fragen und dann ab nach Sulani mit euch. Das sage ich dir als Freund.“

„Okay, ich komme mit Joel vorbei. Wenn es hilft und endlich diesen Horror beendet. Ich kann einfach nicht mehr, okay?“

„Es wird bald vorbei sein, Marc. Das verspreche ich dir.“

Ich lege auf und bleibe noch kurz hier so sitzen. Kann ich jetzt durchatmen? Ich weiß es einfach nicht. Ist endlich langsam Ruhe? Warum mein eigener Bruder? Woher kommt er so plötzlich? Warum jetzt? Wieso habe ich plötzlich einen anderen Vater? Arghs. Mein Kopf ist Matsch.

Trotzdem weiß ich nicht, warum ich das Gefühl habe, dass sich in der nächsten Zeit noch viel ändern wird. Das sagt mir nicht nur mein Bauchgefühl, sondern auch mein Herz. Irgendwo ganz tief. Oder sind das alles nur Illusionen?

Nein. Ich muss jetzt erstmal mein Leben aufräumen. Und dann weitersehen. Eine Frage stelle ich mich sowieso die ganze Zeit: Warum kommt Sven jetzt erst? Wo eh alles zu spät ist?