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  • Kucki 232

Folge 97 - Niemand hat mir was zu sagen


 

Zweite Sommerwoche: Samstag

Geburtstag: keiner

Event/Feiertag: keiner

Erzähler/in: Niklas

 

Hm, es ist irgendwo cool, dass ich ihn wieder gehört habe, aber eigentlich wollte ich davon ablassen. Nein, ehrlich. Familie ist wichtig und so und wer weiß, was da für ein Spinner in meinem Kopf ist? Ich weiß nur, dass er Fabian heißt. Aber manchmal hat er wiederum auch recht und ich muss doch drüber nachdenken. Sei es drum: Ich fange an, das neue Zuhause zu hassen. Man muss einfach nur schauen, wo wir schlafen. Das ist doch pervers. Bei dem ganzen Geschnarche und Gewühle kann man gar nicht schlafen.

Mich interessiert um mich herum im Moment nichts. Muss gerade doch ordentlich nachdenken. Soll ich Mam wirklich die Kette klauen? Einfach hier verschwinden und wirklich auf alles scheißen? Hmpf. Emilio und ich zanken uns wieder viel. Nur, weil ich recht habe.

„Was ist, wenn schwarze Magie gar nicht so schlimm ist? Alles muss doch im Gleichgewicht gehalten werden, oder nicht? Gutes und Böses ist doch relativ, findet ihr nicht auch? Jeder tut irgendwo etwas Böses, auch wenn er meint, gut zu sein.“

Nachdem ich das gesagt habe, verdrehen alle nur die Augen und hauen ab. Ja, haut mal vor der Wahrheit ab. Meine Güte. Sie wollen es nicht hören und ignorieren es förmlich. Fabian meinte, dass sie eher die Welt retten wollten. Er hat auch viele plausible Gründe dazu genannt. Sie konnten neue Welten erschaffen und das ist doch gut, oder nicht?


„Ich weiß nicht, was du jetzt hast? Ist deine Stimme wieder da, oder wie? Die schwarzen Magier sind die, die unsere Welt zerstören wollten. Findest du das echt so witzig und gut?“

„Wieso? Ein schwarzer Magier hat unsere Welt erschaffen und uns das Leben geschenkt. Und dann löschen wir sie aus?“

„Hör mal zu, du Pfosten. Keine Ahnung, was dich hier gerade reitet, aber hör auf so 'ne Scheiße zu labern. Alter, ich würde dir nie das Zepter geben.“

„So wie du immer redest, bekommst du garantiert niemals das Zepter. Du bist immer total aggressiv und das ist bestimmt nicht das, was Ahnin Kucki möchte. Vielleicht ist sie ja die Böse. Wer weiß das schon?“

Paps setzt sich wieder mit zu uns, der sich das Ganze nur angehört hat. Er ist schon der beste und hört lieber erstmal zu, bevor er irgendwas sagt. So ist es ja auch richtig. Emilio schafft das einfach nicht.

„Hört zu. Ich habe eine Bitte an euch: Steigert euch da jetzt nicht zu sehr rein. Die Magie ist in guten Händen und da sollte sie auch bleiben. Wir sollten uns jetzt erstmal um den Aufbau kümmern, meint ihr nicht auch? Wir wollen doch ein schönes Zuhause, oder nicht?“

Na klar. Und dann darf ich wieder die Drecksarbeit machen. Ich fühle mich hier irgendwie wie ein Sklave. Niklas, mach dies und mach das. Mimimimi. Boah. Ich kann es einfach nicht mehr hören. Vielleicht klaue ich wirklich diese Kette und dann wird alles besser.

„Und dann stellen wir die Stühle nachher hierhin und streichen die Wände. Unsere Küche kommt heute auch und dann können wir hier endlich langsam drinnen wohnen. Nadine holt nachher das mobile Häuschen ab. Schaffen wir das bis dahin umzuräumen, Niklas? Ach ja und dann müssen wir noch den Boden verlegen. Komm mal mit. Ich zeig’ dir alles.“

Ja ja bla bla. Kannst du auch alleine machen. Ich schlafe ganz bestimmt nicht im Wohnzimmer. Da sind nicht mal Fenster drin. Kannst du knicken. Nein, ich klaue die Kette. Ja, ich bin mir langsam sicher, dass ich das durchziehe.

„Was hast du für ein Problem, Niklas? Du meckerst rum, dass du endlich dein eigenes Zimmer haben möchtest, aber tust Null dafür? Meinst du, das erledigt sich hier von selbst?“

Ja, was denn auch? Das mobile Haus war ja schon hässlich, aber das hier jetzt? Das übertrifft alles.

Aurelie hat bislang wenigstens noch nichts gesagt. Sie meckert nicht so viel wie die anderen. Vielleicht sollte ich ja mal mit ihr reden und sie nervt das hier auch alles. Habe ich nämlich manchmal das Gefühl.

Wenigstens haben wir hier jetzt 'ne Glotze. Das ist das Mindeste in diesem hässlichen, langweiligen, was auch immer.

Und dann habe ich noch diese wunderbare Schönheit. Wenn sie hier ist, dann blüht mein Herz auf. Ist ein schönes Gefühl und man kann sich mal etwas ablenken.

„Na, meine Zuckerschnecke. Wie geht's dir so?“

„Ich lieb´ dich und wenn ich könnte, würde ich alles für dich stehen- und liegenlassen.“

Und dann ist da noch Joshi, der auch total korrekt ist. Ich mag meinen großen Bruder. Er labert nicht so einen Müll wie die anderen und vielleicht kann ich ja bei ihm bleiben. Besser als in diesem Haus voller ach so guter Magier. Hier stinkt es schon förmlich vor Weisheit.

Aber cool. Die Küche ist einigermaßen fertig. War so frei und habe etwas mitgeholfen. Was bleibt mir auch anderes übrig? Lieber hätte ich mein Wochenende aber auf der faulen Socke gelegen. Wozu ist ein Wochenende sonst da?

Ich bin so hin und weg von ihr. Ich bin auch am Überlegen ihr mal zu zeigen, wie sehr. Ich bin alt genug, um selbst entscheiden zu können, was ich mache. Mir hat keiner was zu sagen. Mam kann mir nicht erzählen, dass sie in meinem Alter schon so unschuldig war. Pah. Sie hat gesoffen. Ja, gesoffen hat sie. Und dann will sie die Kette beschützen?

Deswegen ziehe ich meine Honigschnitte mal nach draußen. Es wird Zeit, ihr zu zeigen, wie sehr ich sie liebe. Immerhin ist sie immer für mich da und hört mir zu und so. Und vielleicht gefallen ihr meine Pläne ja auch.

„Hey, mein Traum, hihi. Was hast du vor?“

„Hast du nicht mal Lust, so richtig schmuddelig zu sein? Ich hab da jetzt irgendwie total Bock drauf.“

„Äh? Und wo? Hier sind doch alle.“

„Das zeig’ ich dir dann.“

Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet? Mit diesem Mädel einfach nur mal durchbrennen? Fabian meinte auch, dass ich an diesem heißen Schlitten dranbleiben soll. Na, er scheint auch Geschmack zu haben. Heißer Schlitten. Oh ja. Das ist sie. Und wie sie das ist.

Zwar nicht der beste Ort fürs erste Mal, aber ganz ehrlich? Ich hab mich in diese Frau gerade noch mehr verliebt. Woah. Hätte nie gedacht, dass sie so abgehen kann. Woah.

„Ich lieb dich richtig. Uns wird nichts trennen können. Du bist einfach der Hammer.“

„Und wie wär's? Ich komme einfach mit dir mit und dann fahren wir irgendwo hin, wo uns keiner nerven kann. Einfach ein Leben aufbauen. Was meinst du?“

„Äh, du solltest erstmal die Schule fertigmachen und dann können wir gern drüber reden. Der Gedanke gefällt mir nämlich, hihi.“

„Ach, die Schule kann ich auch fertigmachen, während ich mit dir zusammen bin. Wo ist das Problem?

Ja, manchmal ist es dann doch ein bisschen doof, wenn sie gegen meine Vorschläge ist. Manchmal sieht sie immer das Gegenteil von dem, was ich eigentlich denke. Das nervt.


Doch eines habe ich heute mehr erreicht als diese Lusche da. Ich kann behaupten, dass ich schon so richtig getechtelt habe. Was der da von sich nicht behaupten kann. Große Sprüche und dann trotzdem voll das Weichei.

Und jetzt mal schauen, wie es weitergeht. Aktuell bin ich da mehr auf Fabians Seite. Weiße Magie ist Gift.


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