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  • Kucki 232

Folge 98 - Warte bitte!


 

Erste Herbstwoche: Sonntag

Geburtstag: keiner

Event/Feiertag: keiner

Erzähler/in: Madleen

 

Nein, jetzt habe auch ich genug. Ich weiß einfach nicht mehr wohin in diesem Haus. Bald schreie ich. Irgendwo laufe ich hin und lasse es raus. Richtig laut. Ich bin zwar recht geduldig, aber das jetzt hier? Wenn das Haus nicht noch eine Baustelle wäre, dann wäre ja alles okay. Aber das? Im Wohnzimmer mit allen? Echt jetzt? Nein.

Ich verpiesel’ mich auch sofort ins Bad und dusche gefühlt zwei Stunden. Hauptsache erstmal allein sein.

Und dann eben noch das mit Shadow. Ich dachte letztens, dass wir jetzt endlich mal reden, aber nein. Spielt er mit mir? Ist das auch alles nur eine Fantasiewelt für ihn? So wie bei Melody? So süß Shadow auch ist, aber das Reich tat ihm einfach nicht gut.

Trotzdem bemerke ich schon an einem ganz dünnen Faden, wie sich hier alles zum Positiven entwickelt. Ganz langsam. Aber dieser Faden kann schnell wieder reißen. Joel macht Pfannkuchen und diese tun gut, nach einer Woche Was-auch-immer-für-Fraß.

Außerdem ist jetzt Herbst und es ist noch recht kühl hier. In dem mobilen Häuschen war es aber weitaus schlimmer. Und das stank da drin. Ekelhaft. Da ist das Klo hier schon Luxus.

Und dann ist da noch Mam, die sowieso mit ihrer Zauberei schon etwas gruselig ist. Gut, wir sind so etwas schneller fertig geworden.

Paps wiederum hat mittlerweile nebenbei wieder viele Aufträge von seiner neuen Kanzlei. Und dennoch ist er immer für uns da und gibt sein Bestes. Ich muss ihn wohl mal so richtig drücken. Ach, und wenn ihr wissen wollt, was er denn so für Aufträge hat: Letztens waren da so zwei im Park und waren am Rumknutschen. Irgendwann ging es so weit, dass sie sich auszogen. Natürlich. Gehört sich nicht. Da fühlte sich wohl jemand von gestört und hat deren Klamotten geklaut. Paps musste also nicht nur die Klamotten suchen, sondern auch den Dieb. Natürlich erzählt er uns nicht von all seinen Fällen. Aber von den witzigen halt, hihi.


Paps ruft Aurelie und mich in den Flur. Er weiß, dass die Luft langsam immer dicker wird. So dürfen wir uns nun alle ein Zimmer aussuchen und ich bin wieder mit Aurelie in einem. Es ist okay.

„Ist es denn wirklich für euch okay, wieder zusammen in einem Zimmer zu sein? Der Bau hat es leider nicht zugelassen, noch eines zu haben.“

„Also, ich finde es cool, mit Madleen in einem Zimmer zu sein. Die ganze Nacht durchquatschen und sich übers Schminken unterhalten, hihi.“

„Äh, ja. Das macht ihr doch nicht wirklich, oder?“

„Also, das eine Zimmer hat auch einen Balkon, aber die Sache hat einen Haken.“

„Einen Haken?“

„Ich zeige es euch. Kommt mal mit.“

Wir gehen in das Zimmer hinten rechts. Wow. Ist ja doch recht gemütlich hier alles. Hier und da alles ein bisschen anstreichen und schon kann ich mich wohlfühlen.

„Also hübsch ist es wirklich.“

„Und wo ist jetzt der Haken, Paps?“, fragt Aurelie.

„Nun ja.“

Wir gehen auf den Balkon und ja. Ich sehe schon, was er meint.

„Ihr habt einen super Blick auf den Kuhstall.“

Mit samt Blick auf den Sensenmann. Wunderbar, denke ich mir. Habe mich so auf den Balkon gefreut. Irgendwo ja süß, aber wenn da morgens so Kuhkacke in die Nase steigt, möchte ich doch lieber von meinem Wecker geweckt werden.

Also schauen wir uns das andere an. Es ist am anderen Ende links.

„Und was sagt ihr zu dem hier? Zwar kein Balkon, aber trotzdem schöner Ausblick.“

„Äh, ja. Ich finde es trotzdem toll.“

„Ja, ich denke, das ist okay.“

„Super. Dann werden wir es streichen und schon mal eure Betten hier reinstellen. Der Rest kommt nach und nach.“

Natürlich helfe ich mit. Kurz alte Sachen anziehen und auf geht’s.


*****


Etwas später sieht es zwar dann noch nicht wunderbar gemütlich aus, aber hey: Ich bin endlich auch mal für mich. Ich hätte das keinen Tag länger ausgehalten. Niemals.

Wow, diese Ruhe. Einfach himmlisch.

Bis dann mein Handy klingelt und ich aufschrecke. Verdammt. Ich hätte mal schauen sollen, wer dran ist. Oh, nein. Shadow. Nein, auf ihn kann ich jetzt nicht.

Ich gebe die Hoffnung eh langsam auf, dass es mit uns was wird. Und da haben wir früher so viel zusammen gelacht und nur Blödsinn gemacht. Shadow war als Kind noch ganz anders. Ein Kind halt. Das hat Spaß gemacht. Und jetzt? Ist er immer noch ein Kind, was Herzen brechen kann. Anders kann ich das nicht beschreiben.


Mal schauen, ob denn Post kam. Gestern war es noch so warm und heute total eisig. Brrrrr. Wir hatten sogar Frost, die Nacht. Ich vermisse unseren Kamin.

Ich gehe wieder ins Haus und packe mich in mein Bett. Heute möchte ich einfach nur noch allein sein. Ich habe es so vermisst. Aurelie sitzt eh in der Küche und liest wieder irgendwelche Bücher. Das nutze ich, um einfach mal meine Ruhe zu haben.

Bis ich dann eine Stimme hinter mir höre. Verdammt. Es ist Shadow. Hmpf. Es ist doof, dass er nebenan wohnt.

„Hey, warte doch mal bitte. Können wir reden? Bitte.“

Hmpf. Ich versuche wegzuhören, aber es klappt nicht.

Hilfe. Dieser Blick. Nein. Ich bleibe jetzt nicht stehen. Nö. Hmpf.

„Es tut mir leid, okay?“

Anfangs versuche ich ja noch stark zu bleiben, aber plötzlich nimmt er meine Hände. Huch? Sowas hat er nie gemacht. Außer diesem Kuss da das eine Mal. Aber ich habe es nicht so ernst genommen, nachdem was danach dann alles passiert ist. Es ist alles nur Spielerei für ihn und das wird sich nie ändern.

„Huch?!“

„Ich hab doch gesagt, ich möchte mit dir reden.“

„Ich weiß, ich bin ein Idiot und ich hab viel Mist gebaut, okay? Man, ist halt alles nicht leicht und so. Plötzlich wirst du in diese Welt gesetzt und musst klarkommen. Das war zu viel für Melody und mich. Schließlich hat uns dann aber Clarissa geholfen. Hey, ich wusste nicht, dass es witzig ist, um die Häuser zu ziehen. Kannst du mir verzeihen?“

„Äh.“

Er ist plötzlich so erwachsen. Selbst seine Stimme ist ganz anders. Das macht mich nervös. Ich weiß absolut nicht, was ich sagen soll, außer:

„Ähm.“

„Hallo? Was soll ich denn jetzt noch alles machen, um zu beweisen, dass ich dich liebe, hmm? Man ja. Ich bin ein Clown und so, aber hey. Früher hast du noch drüber gelacht.“

Hat er mir echt gerade gestanden, dass er mich liebt? Uff.

„Ich wollte dich nicht verletzen. Ich war ein Dussel. Einfach nur dumm.“

Im Moment frage ich mich wirklich, in welchem Film ich gerade bin. Auf jeden Fall absolut nicht in der Realität. Ich bekomme immer noch kein Wort raus, aber mein Herz rast wie blöd. Weiß ich nicht. Das macht mich doch gerade ziemlich nervös. Ich kenne Shadow schon eine halbe Ewigkeit und ich muss öfter hinschauen, ob er das wirklich ist. Was hat Clarissa mit ihm gemacht?

Und dann ist ganz vorbei, wo er mich plötzlich umdreht und mich mit seinen Rehaugen total süß anschaut.

„Also? Verzeihst du mir?“

„Ähm. Ich. Nun ja. Ich. Huch?“

Plötzlich streichelt er mir auch noch mit seiner Hand über meine Wange. Boah, ich muss weg hier. Ganz schnell.

„Ich brauche kurz was zu trinken, okay? Gleich wieder da.“

Nur Moment mal. Warum mache ich das jetzt? Ich rege mich auf, dass Shadow immer einfach abhaut und da bin ich doch gerade nicht besser. Er kommt mir auch hinterher.

„Nein, Madleen. Hier haut jetzt keiner mehr ab. Warte bitte.“

Im Flur bleiben wir stehen.

„Dann sag mir, was mit dir passiert ist.“

„Hab ich doch gesagt. Clarissa hat uns geholfen. Sie ist wirklich eine Nette. Selbst Melody möchte mit Joel reden. Es soll eine Überraschung werden, also sag´ihm bitte nichts. Tut uns doch leid, dass wir uns so lange nicht mehr gemeldet haben. Wirklich. Aber wir hatten Angst, okay? Und so haben wir eben gelernt, in dieser Welt zu leben. Und hey, es ist cool. Und ich möchte, dass du ein Teil von meinem Leben bist.“

Hat er das wirklich gerade gesagt? Hat er das?! Nur, bevor ich mir diese Frage selbst beantworten kann, nimmt er mich schon in den Arm. Ich habe seine Nähe wirklich sehr vermisst. Aber er hat mir halt sehr weh getan.

Es fühlt sich auch diesmal nicht so an, als hätte er irgendwas auswendig gelernt. Es fühlt sich wirklich so an, als würde es von Herzen kommen. Meine Gefühle zu ihm kommen gerade so richtig hoch. Ich habe versucht, alles zu vergessen. Immerhin wollten wir den Zwillingen immer helfen. Bis wir uns irgendwann verarscht vorkamen. Und dann muss ich ihn einfach küssen. Und auch das kommt von Herzen. Ich bin gerade so happy.

Und ich schmelze dahin. Er wieder mit seinen süßen Sommersprossen, hihi.

„Was, was ist da passiert? Du, ähm. Du bist so anders. Nein, also nicht so anders. Also du bist Shadow. Aber kein magisches-Reich-Shadow mehr.“

„Tja. Dann bin ich jetzt wohl ein diese-Welt-Shadow.“

„Hihi.“

Puh, dann bin ich jetzt aber auch gespannt, was denn mit Melody ist. Ob Joel solche Augen machen wird, wie ich gerade? Aber ich werde ihm nichts sagen. Deswegen geht Shadow auch gleich wieder nach Hause, damit keiner mitbekommt, was gerade passiert ist.


Ich schwebe im siebten Himmel.

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