- Kucki 232
Kapitel 101 - Freund oder Feind?

Ich bekomme sehr früh einen Anruf von Alex. Er fragt, wo Joel denn bleibt. Ähm, hä? Er wurde doch suspendiert? Alex wüsste von nichts. Okay. Muss ich Joel wohl eben wecken.

„Ähm, Joel? Kannst du aufstehen? Alex fragt, wo du bleibst?!“
„Hm?!“

„Was? Hä? Ich brauch’ doch nicht los.“
Joel ist ganz verschlafen. Hat wohl wieder die ganze Nacht mit Katharina gequatscht. Langsam kriecht er schließlich aus dem Bett raus.

Dann steht er nur vor mir und guckt mich mit lauter Fragezeichen an.
„Alex weiß nichts von kaputten Kameras. Deswegen. Was auch immer passiert ist: Zisch dann mal ganz schnell ab. Hopp, hopp.“
„Äh. Okay.“
Wach sieht anders aus. Als er in den Flur geht, bleibt er stehen.
„Ich versteh’ das nicht.“

„Nur hör bitte zu: Solange du die Magie nicht unter Kontrolle hast, sei bitte vorsichtig. Ich habe deiner Mam auch schon Bescheid gesagt. Sie schaut, ob sie noch irgendwas retten kann, aber solange sei bitte vorsichtig.“
„Äh, ja. Hehe. Äh.“

Mein Sohn möchte noch schnell was essen und überlegt, ob er jetzt wach wird oder nicht. Lukas hat sich auch still und heimlich an den Tisch gesetzt. Es ist ungewohnt, eine neue Familie aufzubauen, aber irgendwie auch ein interessantes Gefühl. Ich muss noch viel über Lukas erfahren und verstehen.

Jenny meinte, dass er seine Struktur und Routine braucht. Okay. Und dass er sich hier trotzdem wohlfühlt, ist auch ein gutes Zeichen. Er hat nur etwas Angst, in der Nähe seines Vaters zu sein. Da werde ich aufpassen. Der kommt hier nicht mehr ins Haus. Draußen hängen eh Kameras. Man weiß ja nie.
Der Grundschüler schaut mich die ganze Zeit nur an. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.

„Ähm, wenn du möchtest, können wir dir nach der Schule ja eine neue Brille kaufen. Was meinst du?“
Okay, jetzt bin ich noch mehr irritiert als vorher. Er schaut mich weiterhin nur an.

Joel verlässt das Haus und einige Zeit später dann auch Lukas. Ich kümmere mich um den Haushalt und lasse Jenny einfach mal schlafen. Sie hat bald einen Auftritt in unserer kleinen Kneipe. Selbst bei ihr sieht es sehr mau aus im Moment und sie überlegt, das nur noch nebenberuflich zu machen.
Sie meinte gestern zu mir, dass sie auch nicht vorhat, mir auf der Tasche liegen zu wollen und ist bald wieder weg. Hm, fühlt sich gar nicht so an. Klar, es ist etwas überstürzt, aber ich sage nicht, dass ich es nicht super finde. Ganz im Gegenteil. Deswegen bleibt es nicht nur bei einem Kuss.

Nein.

Bis später dann.

Emily war immer sehr verschlossen. Irgendwann hatte ich dann auch kein Bock mehr. Na ja. Was heißt kein Bock mehr? Ich konnte sie verstehen. Wollte ihr helfen und trotzdem für sie da sein, seit das Tor zu ist. Aber irgendwann wollte sie nicht mal mehr so richtig angefasst werden. Genoss dann trotzdem unser gemeinsames Duschen. Ab und an sprang ihr Motor dann doch nochmal an. Mit Jenny ist es anders. Ich glaube, wir könnten den ganzen Tag. Oh! Was?! Nein, also nicht so. Äh, nein. So nötig haben wir es dann auch nicht.
„Marc, ich werde trotzdem bald wieder nach Hause gehen. Marco soll nicht denken, dass ich schwach wäre oder sowas. Ich weiß ja selbst, dass du deine Detektei neu aufbauen möchtest. Und wenn ich kann, dann unterstütze ich dich auch.“
„Ich weiß.“

Natürlich klingelt es dann an der Tür. Manchmal könnte ich es abstellen. Ganz ehrlich. Okay, schnell anziehen und nachschauen. Sie ist echt ein Traum. Langsam blühe ich wieder auf. Auch wenn es beruflich noch nicht so ganz hinhaut. Der andere Teil stimmt.

Hm, als ich schaue, sehe ich einen fremden Mann. Okay, dann ist das ja schnell erledigt. Habe besseres gerade zu tun.

„Ja, bitte? Ich habe gerade keine Zeit und kaufe auch nichts oder so.“

„Ähm, ja. Hi. Ich, ähm. Ich bin Maik und äh.“
Wisst ihr, wie schnell mein Blick gerade so richtig fies wird, als er Maik sagt? So fies. Genau so fies.

Meint ihr, ich habe das schon vergessen? Er stieg immerhin mit Emily ins Bett, als wir noch verheiratet waren. Pah, dieser ..... Ha, und er merkt auch, wie ich darauf reagiere.
„Ähm. Ich wollte reden.“
Pfff. Schön für ihn. Obwohl. Nein. Eigentlich sollte es mir doch egal sein. Eigentlich ist es ein Segen, nicht mehr mit Emily verheiratet zu sein. Ja, ehrlich. Schaut doch selbst, wie glücklich ich jetzt bin. Ich hatte schon länger das Gefühl, dass es nicht mehr so richtig läuft. Natürlich ist es schade gewesen. Okay, trotzdem bin ich angepisst. Plötzlich steht er vor mir. Boah.

„Okay, na gut. Aber dann schnell. Sagen Sie, was Sie zu sagen haben und dann gut.“
Ich bitte ihn herein und wir gehen ins Esszimmer. Und ja, ich habe immer noch diesen giftigen Blick. Aber so richtig.

Immerhin hat der da meine Ehe zerstört.
„Also, ich. Es tut mir leid. Ich ähm. Ich konnte nicht ahnen, dass Emily verheiratet war, da sie nie was gesagt hatte und dann kam alles Schlag auf Schlag und ähm .....“
Bei dem verheiratet, habe ich aufgehört zuzuhören.

„Ich habe doch schon alles vergessen. Für mich gibt es da nichts mehr zu bereden.“
Zumindest versuche ich, mir nichts anmerken zu lassen. Wenn der wüsste.

„Okay, das finde ich gut und vielleicht kann ich Sie ja besser kennenlernen. Emily meinte, dass Sie ein netter Kerl sind.“
Ich beobachte ihn ganz genau. Sehe seine Unsicherheit, jetzt bloß nichts Falsches zu sagen. Ha.

Und er braucht gar nicht so Jenny anschauen. Das kann er knicken. Aber so richtig.
„Äh, ja, klar. Wir können uns gern mal auf ein Bierchen treffen, wenn Sie mögen.“

„Hallo, hihi. Ich bin Jenny.“
Boah, der Blick von dem. Tja, hätte wohl nicht gedacht, dass ich jetzt so ein süßes Mädchen habe. Brauchst gar nicht so gucken du ....

Eigentlich bin ich ja ein recht ruhiger und gelassener Typ, aber da kann ich gerade nicht anders. Dieser Kerl stinkt. Aber so gewaltig. Ich mag ihn nicht.
„Also, ähm. Okay. Finde ich toll.“

Und damit er kapiert, wo hier der Hammer hängt, werde ich ihm zeigen, dass Jenny jetzt meine Freundin ist. Nicht dass er auf blöde Gedanken kommt. Ja, guck genau, was ich jetzt mache, du Honk.


„Ähm, alles gut, Marc?“
„Klar.“

„Okay, alles klar. Ich ähm. Ich glaube, ich geh’ dann mal. War nett, Sie beide kennengelernt zu haben. Freue mich schon auf das Bier.“
„Klar, ich auch. Und wie ich mich freue. Entschuldigen Sie mich jetzt aber. Die Arbeit ruft.“
Pah. Hab Besseres zu tun. Idiot der.

Und nein. Ich bin nicht eifersüchtig. Niemals.