- Kucki 232
Kapitel 107 - Das Leben auf der Ranch (Teil 2)

Okay. Ich versuche, mich zusammenzureißen. Obwohl ich gerade alles in die Luft jagen könnte. Bäh. Ich hasse das alles. Meine Hand leuchtet immer doller. Immer mehr, aber nein, Joel. Keep cool, Junge. Ganz ruhig. Isabelle möchte nur helfen und die Farm kann jetzt auch nichts dazu. Die armen Tiere. Nein. Reiß dich verdammt nochmal zusammen!!

Dieser Kram darf einfach nicht gewinnen. Es fühlt sich so falsch an. Doch dann aaaaaaaah .... Ich muss einfach aufstehen und losschreien. Meine Hand explodiert gleich.
„Aaaaaaaaaaah, verdammte Scheiße, Maaaaannnnnn!!!!!“
Ich brülle einfach los.

„Joel? Hörst du mal auf zu schreien und kommst runter? Tessa und John sind da. Ich würde sie dir gern mal vorstellen.“
Kurz zucke ich zusammen und die glühende Hand verschwindet. Irgendwann werde ich was zerlegen. Ganz bestimmt. Wer mich nervt, bekommt so richtig einen ab. Pah.

Ich schaue runter und atme tief durch. Diese brutale Wut, die sich immer aufbaut. Sie ist so krass.
Isabelle lächelt mir zu und winkt mich zu sich.

„Was machen wir denn heute, Isabelle? Darf ich wieder Kürbisse ausschnitzen? Das hat mir letztes Jahr so viel Spaß gemacht.“
„Klar. Ich konnte dieses Jahr schöne große ernten. Bedien dich ruhig.“
„Cool.“

„Und du John? Könntest du heute bitte die Obstbäume ernten? Das wäre klasse.“
„Klar.“
„Und Entschuldigung, wenn der Junge hier so rumschreit, hihi. Er ist ähm. Nun ja, hihi.“

Ich höre jedes Wort. Jedes verdammte Wort. Was bin ich, hmm? Schwierig? Hättest wohl nicht gedacht, dass ich das mitbekomme, hmm? Verdammt, Joel. Jetzt reiß dich zusammen. Immer dran denken: Schwarze Magie zerstört Welten. Willst du Honk das echt?

Vielleicht versuche ich mal zu lächeln oder sowas.
„Kommt ihr eigentlich auch zur großen Halloweenparty? Der Bürgermeister soll auch da sein.“

Ich komme langsam zu der Gruppe, aber habe etwas Angst, dass ich doch wieder ausflippe. Was müssen sie nur über mich denken? Boah, ich bin der harmloseste Kerl und dann plötzlich ....
Ganz cool.

„Ich muss schauen, ob ich auch hinkomme. Joel hat Geburtstag und vielleicht mache ich ja hier was. Ach, und Joel? Freut mich, dass du hergefunden hast, hihi. Das sind übrigens Tessa und John. Eigentlich heißt sie ja Theresa, aber Tessa geht auch, oder Süße?“

Okay. Mir doch egal, wie ich sie nennen kann. Mir ist das alles hier egal. Und guck mich nicht so an. Bin vergeben. Vergiss es. Hmpf. Ja. Ich muss mich unbedingt jetzt bei Katharina melden.

Okay, nein. Keine Lust mehr.
„Darf ich dann gehen? Ich denke, ich habe für heute genug gemacht. Immerhin habe ich mich dazu nötigen lassen, früh aufzustehen.“

„Wow, Isabelle. Was ist das denn für ein grimmiger Typ, hihi?“
Äh, ich? Grimmig? Niemals. Hmpf. Ich muss mich zusammenreißen.

Ich gehe einfach weg, bevor es noch peinlicher wird.
„Lass mich raten: Stadtsim?“

„Fangt ihr doch bitte schon mal mit der Arbeit an. Tessa, du findest die Kürbisse hinten am Gewächshaus und ich habe dir schon mal Eimer zurechtgestellt, John. Ich muss eben mit dem Jungen reden.“
Isabelle kommt zu mir und zieht eine betrübte Miene. Sie bleibt vor mir stehen und sagt erst nichts.

„Hör zu. Es tut mir leid. Ich habe eben bislang nur die Tiere durch so eine Krise begleitet und nicht unbedingt andere Sims. Ich kann ja nicht einfach auf dich zukommen und streicheln, hihi. Können wir nicht einfach nochmal von vorn beginnen?“

„Also, was sagst du? Wir lernen uns erstmal in Ruhe kennen und dann kannst du frei entscheiden, ob du bleiben möchtest, oder nicht. Aber gib mir und der Ranch bitte eine Chance. Dein Vater macht sich große Sorgen um dich. Was meinst du?“

Sie kommt etwas näher und ich beobachte sie ganz genau. Mich packt keiner an. Okay, Katharina vielleicht, aber sie hasst mich ja eh. Also. Was habe ich zu verlieren?
„Es ist gar nicht so schlimm und wenn du dich einmal mit den Tieren beschäftigst, dann wirst du sehen, wie gut das tut. Sie haben mir auch sehr viel geholfen. Weißt du? Mein Mann starb vor 5 Jahren. Ich wollte aufgeben, verstehst du? Aber dann bin ich kurz zu den Ziegen gegangen und sie waren da. Oder Rainbow, mein Pferd damals. Ich blieb stark. Und du schaffst das auch.“

„Also? Was sagst du? Eine Chance.“

Erst sträube ich mich, doch dann überkommt mich ein Gefühl der Geborgenheit. Als ob ich hier nichts falsch machen kann und ich eben respektiert werde, wie ich bin. Nur, weiß sie von meiner Gabe? Hat sie eben was mitbekommen? Nachher hat sie Angst vor mir, wie alle anderen auch.
Isabelle versucht, ihre Hand auf meine Schulter zu legen.
„Ich bin da, wenn irgendwas ist. Und wichtig ist erstmal, dass wir uns kennenlernen. Ich backe gern einen Kuchen und dann reden wir.“

Ich schaue sie sehr genervt an und eigentlich möchte ich nur noch weg.

Doch dann überkommen mich Tränen. Einfach so.
„Es tut mir auch leid. Ich möchte niemandem wehtun. Ich bin einfach ein Loser und Meister im Verletzen. Verstehen Sie? Ich wäre doch nicht hier, wenn alles in Ordnung wäre, oder? Wäre jetzt dabei, meine Party zu planen. Mit meiner Freundin. Stattdessen habe ich alles verloren.“

„Ich ..... maaaan. Ich bin ein Idiot. Ein Verletzer. Ein Nichtsnutz. Die Schule. Meine Freunde. Alle lasse ich im Stich. Selbst Paps. Und Mam. Alle.“
„Hey, komm mal her. Das wird schon. Ich werde dir helfen und es wird dir gutgehen. Aber ein bisschen Hoffnung brauchst auch du, sonst helfen dir die knuddeligsten Tiere nicht, hihi.“
Isabelle nimmt mich in den Arm und ich habe das erste Mal Bock, auf dieser Farm zu bleiben. Bleibt das so?
„Danke.“

Plötzlich kommt alles hoch und mir wird klar, dass nur ich allein das Blatt wenden kann.