- Kucki 232
Kapitel 120 - Du und ich

Ich habe meine Webpräsenz jetzt einigermaßen abgeschlossen und Isabelle hat sogar überall Flugblätter verteilt, dass es jetzt einen neuen Detektiv im Dorf gibt. Da bin ich ja mal gespannt, was mich erwarten wird.
„Da du dich ja jetzt ein bisschen in Chestnut Ridge bemerkbar gemacht hast, können wir das neue Gesicht auch gleich zeigen, damit sie wissen, mit wem sie es zu tun haben, hihi. Soll ich dir daher ein bisschen die Gegend zeigen? Was meinst du?“

„Wir haben selbst in unserer frischen Liebe schon so viel durch, dass es Zeit wird, rauszukommen.“

„Marc, du bist nämlich so ein klasse Mann und ähm ....“
Ich schaue Jenny einfach nur an.

„Und dann schwanger und ähm ..... Hey, was guckst du mich die ganze Zeit so an? Hihi. Du ....“
Ja, da sind sie wieder. Unsere stürmischen Küsse. Wie so ein frisch verliebtes Teenager-Pärchen. Obwohl so frisch unsere Liebe gar nicht mehr ist. Nun ja. Es fühlt sich aber immer noch so an. Und hoffentlich können wir es jetzt mal so richtig auskosten. Also nicht, dass wir es nicht schon tun würden ....

Aber wie meine Antwort darauf ist, mal etwas rauszukommen? Klar. Ich glaube, Joel hat von der Gegend schon mehr gesehen, als ich. Lukas und mein Sohn versuchen sich auch stets anzunähern.
Und so gehen Jenny und ich ins Dorf. Einfach jetzt mal so. Um vielleicht endlich mal zu sagen: Ich bin angekommen.

Einfach jetzt mal alles abschütteln. Sei es Kucki und der magische Kram oder sei es Joel. Ja, er braucht mich, aber auch ich brauche mal Abstand von alledem.
Doch eines erfahre ich jetzt erst so richtig. Dass dieser Ort echt der Wahnsinn ist. Ich lebe gern etwas ruhiger. Okay, nicht so abseits wie hier, aber es ist schon ein schönes Gefühl, einfach nur abends draußen zu sitzen und den Sonnenuntergang zu genießen. Ja, so bin ich eben. Den Trubel habe ich schon genug in meinem Job. Wenn denn aus dem endlich mal wieder was wird.

Hier hört man selbst den Schnee auf den Boden fallen.
Auf dem Weg ins Dorf bleiben wir immer wieder stehen und küssen uns einfach nur. Es tut gerade verdammt gut und ich bin froh, dass ich diese Frau kennengelernt habe. Ich lebe einfach wieder. Fange zumindest an damit.

Ich schaue mich ganz interessiert um. Und nun ja ....

Wir reden auch nicht viel. Ich dachte, sie würde mir jetzt hier voll die Touristenattraktionen zeigen und erstmal erklären, was was ist, aber das bleibt aus.

Und so gehen wir immer weiter. Nur, wo wir rauskommen, weiß nur Jenny.

So nehme ich ihre warme Hand und genieße diese Kulisse. Schließe meine Augen und atme nur tief durch. Was die letzten Jahre passiert ist, vergesse ich komplett. Mehr als den Schnee und die Hand meiner Freundin spüre ich gerade nicht.

„Wir sind gleich da. Wenn du irgendwas suchst, dann findest du es hier. Was aber nicht viel ist, hihi. Aber die Sims hier sind sehr nett. Ich freue mich schon, sie alle wiederzusehen.“

Ich streichle Jenny über die Wange.
„Du, ich wollte dir nur sagen, dass ich sehr froh darüber bin, dich kennengelernt zu haben. Ja, es war alles bislang ein bisschen holprig, aber ich verspreche dir, dass jetzt alles besser wird. Ich bemühe mich.“

„Ich liebe dich so unendlich und dass du schwanger bist und so, das haut mich erst recht aus den Socken. Kann das alles noch gar nicht so richtig fassen. Und da haben wir eigentlich noch nie so richtig die Gelegenheit gehabt, mal nur einfach für uns zu sein.“
„Dann lass es uns ändern.“

Als Jenny mir sagte, dass sie schwanger wäre, konnte ich meine Gefühle noch nicht so richtig zuordnen. Es fühlte sich so unwirklich an. Also nicht, dass es negativ wäre, aber ich konnte es einfach nicht glauben. Dann redete ich mir ein, dass ich dem Kind eh nichts bieten kann, bei diesem durcheinander. Ich fühlte mich so leer ohne Job und eben auch in der Hinsicht, weil ich nicht mal mehr Michelle um mich habe.
Jenny bleibt schließlich vor einem Café stehen. Wusste nicht, dass es sowas auch in dieser Gegend gibt. Ich bin da eher bei einem Saloon und solche Linedance-Geschichten.
Erst bleibt sie am Eingang und man merkt ihr an, dass sie sich freut, wieder hier zu sein. Was ihr wohl gerade für Gedanken durch den Kopf schwirren?

Bis sie dann schließlich nur den Kopf schüttelt und lächelt.
„Einen Kakao spezial, bitte.“

Keine Ahnung, was man hier so trinkt, also bestelle ich einfach mal das Gleiche.
Wir ziehen unsere Jacken aus und setzen uns an einen Tisch, wo ein älterer Mann sitzt. Ob Jenny ihn kennt? Zumindest setzt sie sich direkt neben ihn.

Es ist auch recht ruhig hier. Ein paar Gäste treffen wir an und aus den Boxen kommt Countrymusik. Das hier ist echt eine ganz andere Welt. So richtig weiß ich jetzt auch nicht, was ich sagen soll.

Nachdem sich der Mann auch etwas bestellt hat, setzt er sich wieder zu uns. Er scheint die ganze Zeit überlegt zu haben, woher er Jenny nochmal kennt.
„Ha, jetzt weiß ich es. Du bist doch Isabelles und Enricos Tochter. Die kleine Jennifer.“

Nach dieser Frage versinkt er jedoch wieder in seinen Gedanken. Jenny nickt ihm nur zu.

„Wissen Sie? Das ist schlimm, was mit dem armen Martinez passiert ist. Er war so ein netter Mann und hat Gutes fürs Dorf getan. Und die arme Isabelle ist jetzt allein.“

„Und Moment mal. Sind Sie dann nicht auch der neue Detektiv in unserem Dorf? Wissen Sie? Sowas brauchen wir hier dringend. Können Sie sich vorstellen, dass die Pferde einfach so auf die Straße kacken? Seit wir keinen Sheriff oder Detektiv mehr haben, macht jeder, was er will.“

„Hihi Marc. Das ist übrigens der alte Don. Natürlich kenne ich den alten Don noch.“

Ich habe es mir hier zur Aufgabe gemacht, einfach nur zu sitzen und zuzuhören. Was soll ich denn auch groß erzählen? Das Kucki uns gerettet hat und mein Sohn zu einem Super-Magier geworden ist?
„Sind Sie denn verheiratet mit der liebreizenden Jennifer? Ich kann Ihnen so viel erzählen. Diese alte Ranch da oben. Isabelle hat das alle mit ihrem Mann aufgebaut.“
„Äh. Verheiratet? Äh. Ne ne. Aber. Moment. Ich.“
Tja, auch der wieder angehende Privatdetektiv Marc Duvan ist noch für Überraschungen zu haben. Auch darüber habe ich mir Gedanken gemacht und es klingt jetzt zwar etwas komisch, aber:
„Äh, noch nicht. Nein.

Ja, ich bin in letzter Zeit sehr durcheinander gewesen. So viel passierte und so richtig zur Ruhe kam ich auch nicht. Dann erfahre ich, dass ich erneut Vater werde und .... uff. Die Gedanken drehten sich nur. Obwohl ich eigentlich nur eines möchte: Ein friedliches und glückliches Leben.
„Ich wollte das eigentlich viel später machen, aber dann hast du mir das letztens erzählt und ich habe dann einen Augenblick ausgewählt, wie diesen hier. Hast du kurz Zeit?“

„Ähm, was? Okay, klar.“
Wir stehen also auf. Eigentlich war ich bislang ganz cool und ich hätte nicht gedacht, dass mich Jenny heute hierher hinführen würde. Aber hey. Es ist wirklich ein schönes ruhiges Ambiente hier und damit die Sims sehen, wer der Neue im Dorf ist, mache ich das jetzt eben so.

Noch verrückter kann es doch eh nicht mehr werden und mittlerweile ist mir sowieso klargeworden, dass man keine Zeit verlieren sollte. Immer kann irgendwas passieren und warum dann warten? Okay, okay. Jetzt werde ich doch etwas nervös.
Doch schließlich reiße ich mich zusammen und falle vor Jenny auf die Knie. Der Ring immer brav in der Tasche gewesen und jetzt kann ich ihn endlich zücken.
„Äh. Marc? Was, äh. Was wird das denn jetzt?“
„Jenny. Ja, ich weiß. Wir haben bislang eine holprige Zeit erlebt, aber sie war dennoch schön. Als ich dich damals das erste Mal sah, da dachte ich nur ......“
Äh, stopp. Moment. Was dachte ich da eigentlich nochmal? Ich habe alles so gut vorbereitet und dann habe ich plötzlich einen Blackout. Ich denke in sekundenschnelle an die Zeit zurück, aber sie ist nicht mehr ganz. Ach, verdammt. Egal, jetzt.
„Ich hätte auf jeden Fall nie gedacht, dass es noch einmal möglich sein wird, sich neu zu verlieben. Doch dann sah ich das erste Mal in deine wunderschönen braunen Augen und dann war es geschehen.“
Seit wann kann ich so schnulzig reden?
„Und jetzt mit dem Nachwuchs ist alles nahezu perfekt. Okay, nun ja. Ein paar Windeln durfte ich ja schon .... Nein, egal. Willst du meine Frau werden?“
Ich bin selten nervös, aber gerade bin ich es dann doch.

„Äh. Huch?!“

Und dann versuche ich mein schönstes Lächeln aufzusetzen. Ihr möchte ich zeigen, wie happy ich gerade bin und nun ja. Ich schäme mich langsam doch etwas. Der alte Don schaut total komisch hier rüber und der am Tresen tut so, als würde er die Situation wegwinken wollen. Okay, war das jetzt doch uncool?

Doch plötzlich strömt es aus Jenny förmlich raus.
„Ja, natürlich will ich. Ja, hihi. Ja. Okay, hihi. Bin nur gerade etwas überrascht.“
„Glaub mir: Ich auch.“

Ich stehe auf.
„Ich mag vielleicht nicht so in diese Welt hier passen, aber ich möchte trotzdem ein guter Ehemann für dich sein und auch ein guter Vater.“
„Okay, hihi.“
Jenny sagt dazu nicht viel, aber ihr intensiver Kuss reicht mir als Bestätigung. Also. War ja eh jetzt alles spontan.
„Ich liebe dich, Marc.“

Was für ein verrückter, aber schöner, Ausflug.

Das kann ich gerade einfach nicht in Worte fassen. Und der alte Don wohl auch nicht.

Egal. Ich musste jetzt einfach sowas machen. Ich versinke schon wieder viel zu viel in meinen Gedanken und dachte wieder, dass sich alles so leer anfühlt. Bis eben Jenny damit ankam, dass sie ein Baby bekommt. Von da an war irgendwie alles anders.
„Ich dich auch, Jenny.“

Als wir uns wieder zum alten Don hinsetzen, wirkt es so, als ob gerade gar nichts passiert wäre.
„Wissen Sie. Als Enrico hier noch lebte, haben wir viele Fiestas gefeiert. Das macht man so in Tartosa und diese Traditionen wollte auch er hier nach Chestnut bringen.“

Jenny muss nur grinsen und holt sich derweil was zu essen. Baked Alaska? Wow. Wie weit ist sie schon? Haha.
„Und damals im Herbst, da hat er uns immer bei den Äpfeln geholfen.“

„Und als es einmal so schlimm schneite .... wissen Sie. Das passiert hier oft. Die Winter sind sehr kalt. Also, auf jeden Fall hat er dann immer bei uns den Schnee weggeschaufelt. Ein guter Kerl.“

Meine Verlobte schaut den alten Don nur an und lächelt ihm zu. Versucht es zumindest. Immerhin erzählt er von ihrem Vater. Es scheint auch für sie Erinnerungen aufzuwecken.
Aber wisst ihr, was jetzt noch viel besser ist? Immerhin bin ich jetzt verlobt.

Na klar. Dasselbe zu essen, wie seine schwangere Verlobte. Hilfe, sind das Kalorien.

Auf dem Weg zurück male ich noch ein Herz in den Schnee.
„Du bist total kitschig, hihi.“
„Ne, warum?“

Ich merke, wie Jenny das guttut, mit mir hier zu sein. Alte Erinnerungen aufzufrischen und alte Bekanntschaften wiederzusehen. Und wenn sie sich wohlfühlt, dann tu’ ich das auch.

Okay, den Antrag hätte ich vielleicht mit einer etwas romantischeren Kulisse machen können, aber ich bereue nichts. Denn auf der Ranch bedankt sie sich auf ihre Art und Weise. Der Tag wurde perfekt.