- Kucki 232
Kapitel 121 - Wo ist Joel?

Es ist kurz nach 13 Uhr, als Jenny und ich superhappy zur Ranch kommen. Okay, ich habe mir die Verlobung nun etwas spektakulärer vorgestellt, aber so ging es ja eigentlich auch. Passt dann irgendwie.
So gehen wir unseren weiteren Tätigkeiten nach und relaxen noch ein bisschen. Ja, ich muss gestehen, dass ich erst auch nicht so ganz hier auf der Ranch war. Aber wo ich gesehen habe, dass Jenny so aufblüht, habe auch ich mich langsam an alles gewöhnt. Auch wenn ich eigentlich nur Joels Geburtstag feiern wollte. Natürlich fehlt mir mein Zuhause in Willow Creek. Aber hier habe ich langsam immer mehr das Gefühl, dass ich gebraucht werde.

Während Kucki und Isabelle ebenfalls ihr Ding machen.

Mein Leben hat sich eben um 180 Grad gedreht. So happy habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Gut, auf meiner Website war jetzt noch null Reaktion, aber es ist okay. Irgendwie habe ich es im Gespür, dass alles gut wird. Muss ja langsam mal.
Und dann ein Leben mit dieser bezaubernden Frau. Jenny hat mir erzählt, dass sie erst einen Schwangerschaftstest gemacht hatte und demnächst einen Termin beim Arzt hat. Solange kann es noch nicht her sein, sagt sie.

Heute Abend verkünden wir die tolle Nachricht. Nicht nur mit der Verlobung, sondern auch mit dem Baby. Es fühlt sich im Moment alles so wunderbar an. Wow. Mehr von diesem Gefühl, bitte.
Na ja. Bis Lukas allein nach Hause kommt.

„Kommt Joel später?“

„Äh, ich war allein unterwegs. Habe ein bisschen im Schnee gespielt. Ist das schlimm?“
„Nein, aber wir dachten, du bist mit Joel unterwegs?“
„Nö, wieso? Ich bin schon groß und kann das auch allein.“
Okay, mein schönes Gefühl verschwindet gerade kurz. Nicht nur, dass Lukas allein draußen war, sondern weil ich jetzt auch nicht weiß, wo Joel ist. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen.
„Also weißt du nichts?“
„Nö.“

Jenny kommt zu uns und möchte Lukas umarmen. Dieser wehrt es aber ab.
„Mama, was soll das? Du weißt, dass ich das nicht mag. Hör´auf!“
„Hmpf.“

Okay, ich gehe alles mal durch. Zuletzt habe ich Joel gestern Abend gesehen. Bei seinen Aufgaben. Er sagte zwar nichts mehr, aber .... Hm.
„Ich möchte auch gar nicht mit Joel spielen. Er guckt immer so böse und das mag ich nicht. Ich möchte außerdem keine Freunde außer Emilio. Alle anderen sind doof. Außer Wuffi.“

„Er hat mir mein Spielzeug kaputtgemacht. Das war total geschmolzen. Dann ist er abgehauen.“
Schließlich wird auch Kucki hellhörig und kommt zu uns.

„Wann war das?“, frage ich.
„Gestern Abend. Er wollte mit mir spielen. Dann wurde er traurig und ist abgehauen.“
Langsam bekomme ich doch etwas Panik und ich springe auf. Vielleicht ist er ja auch nur in seinem Zimmer und denkt nach. Ich schaue mal.

Doch in seinem Zimmer ist er nicht. Warum habe ich nichts bemerkt? Verdammt nochmal. War ich zu wenig für den Jungen da? Mache ich mir gerade unnötig Sorgen?

„Joel?!“
Als ich oben nachschaue, rufe ich immer wieder seinen Namen. Keine Reaktion.

Ich durchsuche jeden Raum. Oder vielleicht dreht er nur eine Extrarunde? Ich weiß es einfach nicht.

Vielleicht rufe ich mal Emily an? Vielleicht weiß sie ja mehr? Nein, ich rufe erstmal Joel selbst an.

Kucki macht sich nun auch auf die Suche. Sie möchte draußen nachschauen. Bei meinem Sohn klingelt es nur durch. Mehr passiert nicht. Das Handy höre ich hier auch nirgendwo. Hätte ja sein können, dass er es noch liegen ließ.

Das kann doch jetzt echt nicht wahr sein. Sämtliche Szenarien schießen mir gerade durch den Kopf.

Ich rufe Emily an. Auch sie weiß nichts. Keiner im Haus.
„Okay. Bist du sicher?“

Ich weiß eigentlich nicht, warum ich mir gerade Sorgen mache. Er ist 18 und weiß, was er tut. Aber was ist das gerade? Was ist los mit mir? Warum denke ich das Schlimmste? Obwohl ich gerade so glücklich bin. Geschmolzenes Spielzeug.
„Ja, alles klar. Bitte melde dich, falls er anruft oder sowas.“

Als ich auflege, sagt Kucki auch, dass sie draußen nichts gesehen hat. Vielleicht wäre er im Pferdestall, so wie sie das eine Mal. Aber Fehlanzeige.
Ich rufe erneut Joels Handy an und spreche auf den Anrufbeantworter.
„Hey, wo bist du? Melde dich bitte.“

Jetzt möchte auch Isabelle helfen. Sie hört sich mal bei ihren Nachbarn um. Es wäre jetzt alles gerade halb so wild, wenn Lukas nicht gesagt hätte, dass er gestern rausgerannt ist. Ich habe absolut nichts bemerkt.
Jenny nimmt mich in den Arm und versucht, mich zu trösten. So ein schöner Tag mit einem miesen Beigeschmack. Wo bist du, mein Sohn?

Wir sitzen bis zum Abend am Esszimmertisch. Es wird langsam dunkel und der Schnee wird immer dichter. Kälter ist es auch geworden. Aber Joel hat sich immer noch nicht gemeldet.