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  • Kucki 232

Kapitel 131 - Immer langsam


Okay, die Nacht war scheiße, aber das musste alles mal raus. Wenn Katharina mich wirklich nur wegen der Aura geliebt hatte, was ist das dann bei mir? Dieses magische Leben kann grausam sein, aber muss das auch so bleiben?

Deswegen geht mein Wecker um Punkt vier. Ich muss schon verrückt sein, aber ich ziehe das jetzt durch. Gibt ja immerhin kalte Duschen.

Boah, tut das gut. Am besten -20 Grad duschen. Das hilft garantiert. Hauptsache wach werden.


Als ich in die Essecke komme, ist es kuschelig warm. Gemütlich warm. So ein Kamin ist ein Wunderwerk. Draußen hat sich der Schnee schon wieder gelegt. In den nächsten Tagen soll es aber richtig zur Sache gehen.

„Du meinst im Dorf selbst können sie bleiben? Hm. Oder ich habe mir überlegt in Henford. Ist ja auch nicht weit weg. Da hätten die beiden ihre Ruhe und wir können sie immer besuchen.“

„Morgen.“

„Okay, Henford wäre auch gut. Das müssen sie dann eben entscheiden.“

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Mam und Michelle hier hinziehen würden. Dann am besten noch Emilio. So habe ich immer was zum Lachen, haha.

Wie schaffen es alle, morgens um vier schon so ausgiebig zu quatschen? Krass.

Paps schaut mich an und ich lasse mir nicht anmerken, dass ich die ganze Nacht geheult habe. Oder sieht man mir das etwa an?

„Kucki ist im Moment dabei einen Weg zu finden, dass alle ihre Erinnerungen wiederbekommen. Sie sucht ganz Willow Creek ab. Ist das okay für dich, wenn wir da mal hinfahren? Sie würde gerne alles über diesen anderen Typen erfahren. Vor Ort geht das besser.“

„Äh, Willow Creek? Neeee. Da fahre ich nicht mehr hin.“

„Joel, da kommen wir nicht drumherum. Wir müssen auch irgendwann die restlichen Sachen holen.“

Ich will da nicht hin. Katharina liebt mich eh nicht, also was soll ich da? Das würde mir das Herz zerbrechen, wenn ich sie nochmal sehen würde.

„Vielleicht solltest du mit ihr nochmal reden. Einen Abschluss finden. Oder vielleicht entdeckt ihr eure Liebe ja neu. Wer weiß? Es tut mir auch leid wegen gestern. Ich wollte dich nicht so mit den vielen Leuten überrumpeln.“

Okay, okay. Cut. Hier an dieser Stelle. Ich stehe nicht so früh auf, um mir jetzt sowas anzuhören. Ich möchte doch einfach nur nach vorn schauen. Was ist da so schlimm dran? Kucki und ich haben noch viel zu tun. Jetzt will ich mit allem anderen abschließen. Und sie kommen gleich alle so. Hmpf.

So verpiesel ich mich jetzt einfach. Kurz beim Abwasch helfen und dann ab nach draußen. Was auch immer ich machen werde. Irgendwie fehlt mir eine Spülmaschine. Wie kann man so das Geschirr spülen?

Mir ist nämlich in diesem ganzen Trubel noch gar nicht so richtig bewusst gewesen, wie wirklich schön es hier ist. Ich wusste zwar, dass es schön ist, aber das jetzt hier morgens? Irgendwie krass. So eine Ruhe habe ich noch nie erlebt. Und erst recht habe ich vom eigentlichen Ranchleben nie was mitbekommen. Diese Aufgaben jeden Morgen. Und ich helfe ab sofort mit.

Und immer schön langsam.


Jeder scheint hier seine festen Aufgaben zu haben.

Selbst Paps mittlerweile. Er repariert vieles auf der Ranch. Und freut sich, dass immer mehr Aufträge reinflattern. Als er erfahren hat, dass auch hier ein Altersheim ist, musste er lachen. Jeder braucht nun mal irgendwann Hilfe, haha.

Auch Jenny ist in ihrem Element. Wir wollen uns bald mal ausquatschen. Es wird langsam Zeit, oder nicht?

Es ist, wie es ist. Ich muss nur langsam aus meinem Schneckenhaus raus.

Schaut euch das mal an. Ist das nicht cool? Die Luft ist zwar sehr frisch, aber diesen Anblick hatte ich in Willow Creek nie.

Jeder packt mit an.

So schlimm ist das eigentlich gar nicht. Ich mache eben das, was mir Spaß macht. Und ich habe Paps auch schon gesagt, dass ich jetzt mein Taschengeld sparen werde, um Streamer zu werden. Erst sagte er, dass es mich auch nicht wirklich nach draußen holt, aber ich habe ihm geschworen, dass ich nicht mehr nur in meinem Zimmer hängen werde. Habe jetzt auch irgendwie Lust bekommen, hier mal ein bisschen rumzugehen. Mal schauen, was es alles so gibt.

Tja. Und weiterhin nebenbei die Welt retten. Klingt doch nach einem Plan, oder nicht?

Ich muss ja nicht unbedingt sowas hier machen:

Ach, und mit Lukas habe ich irgendwie auch etwas Hoffnung, dass wir uns irgendwann verstehen werden. Ich werde vielleicht nicht so cool wie Emilio, aber vielleicht ja ein bisschen? We will see.

Er macht eh sein Ding. Genau wie ich ab sofort.

Was ich aber mal erfahren habe ist, dass er es spannend findet, wie wir unsere Geschichten immer erzählen. Dass wir euch immer mitnehmen und alles zeigen und so. Das möchte er vielleicht auch mal ausprobieren.

Aber ich kann endlich mal wieder etwas lachen. Klingt wirklich verrückt, doch ich habe Perspektiven vor Augen. Einiges muss ich zwar dann nochmal nachholen, aber das ist es mir wert. Und vielleicht finde ich dann ja auch mal ein Mädchen, das mich wirklich liebt? Ich weiß es noch nicht. Mädchen stressen mich einfach zu sehr.

Vielleicht helfe ich dann auch Paps wie in alten Zeiten?

Selbst er packt mittlerweile mit an.

Ich wusste nicht einmal, dass es hier einen Weinkeller gibt. Isabelle meint, dass das ihre kleine Goldgrube ist. So finanziert sie zum größten Teil ihre Ranch.

Wir sind noch bis 11 Uhr am Schuften wie blöd. Meine Augen fangen aber auch langsam schon an zu brennen. Ich kann nicht mehr. Respekt an alle, die das jeden Morgen durchziehen.


Deswegen haue ich mich jetzt erstmal kurz aufs Bett. Nur kurz.

.........

„Hey, du. Bist du da?“


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