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  • Kucki 232

Kapitel 136 - Gleichgewicht


 

Ich überlege gerade echt, mit ihr zu reden. Soll ich? Was sie wohl gerade denkt? Mein Herz pocht immer noch wie wild, weil ich dieses Mädchen liebe. Traue mich gerade nicht, sie anzuschauen.

Emilio kommt zu uns und schaut sie nur an. Sie reagiert nicht mal. Als wäre Katharina gerade in einer anderen Welt. Abseits von uns.

„Alter, hör zu. Ich hab doch gesagt, dass sie dich voll ignoriert. Die spinnt. Find’ ich auch voll uncool. Werd für dich mal ’ne coolere Braut suchen. Hat ja bei Paps auch geklappt.“

Ne, da kann ich jetzt nicht drauf. Ich stehe einfach auf und gehe.

„Alter, waaas?! Ich will doch nur helfen!“

Nebenan ist zum Glück Kucki. Ich wollte eh noch mit ihr reden. Irgendwann muss ich ja mal einen Anfang finden.

„Du, ähm. Kannst du mir denn jetzt helfen, mit der Magie umzugehen? Deswegen bin ich ja eigentlich hier.“

Nein, Emilio. Du sagst jetzt nichts. Halt einfach deine Klappe. Danke.

Und cool. Mam kümmert sich drum.

„Du lernst es wohl irgendwie nie, oder? Ich weiß, du meinst es gut, aber misch dich nicht immer überall ein. Das ist Joels Ding.“

Kucki schaut mich nur an und nickt. Sie möchte, dass wir unten in den Keller gehen. Hier habe ich so oft trainiert oder mich einfach mal zurückgezogen. Ob wir hier jemals wieder einziehen werden? Vieles ist sogar noch an seinem Platz.

Als ich in den Bus gestiegen bin, da war ich irgendwie voller Freude. Ich hatte Perspektiven und habe nicht mal an Katharina gedacht. Und jetzt bin ich hier. Viele Erinnerungen kommen hoch und das tut mir gerade doch ein bisschen weh.

Deswegen möchte ich mich damit ablenken, dass Kucki mir zeigt, mit der Magie zu leben. Zwar hatte ich es unter Kontrolle, aber trotzdem verstehe ich nicht, wie und warum.

„Hör zu. Ich. Mich macht das traurig, mit dieser anderen Dimension da. Irgendwas muss ich doch tun können.“

„Die Magie von Raum und Zeit ist dafür verantwortlich. Die schwarzen Magier haben sie missbraucht und Dimensionen erschaffen und auch wieder zerstört. Wenn du die schwarze und weiße Magie unter Kontrolle hast, können wir gerne mal schauen, ob wir noch andere Dinge sinnvoll nutzen können. Nur sei dir stets bewusst, dass du dich niemals verlieren darfst. Ein guter Anfang war das letztens. Du hast die Magie genutzt, damit du überlebst. Schnee gegessen, damit du stark bleibst. Du hast dir mit der Feuermagie ein Feuer gemacht, um dich zu wärmen. Okay, bist du bereit?“

„Mehr als bereit.“

„Und dann versuche ich auch wieder Kontakt mit dem anderen Joel aufzunehmen. Plötzlich ist er verschwunden. Wer weiß, was mit uns dann passiert?“

„Darum mach dir jetzt bitte keine Gedanken. Und setz dich auch nicht unter Druck. Das macht es nicht besser. Okay. Dann zeig mal. Ich möchte sehen, wie du deine Gefühle unter Kontrolle halten kannst. Fangen wir damit an. Denk mal an etwas, was dich so richtig wütend macht.“

Hm, was mich wütend macht? Dass ich Joel nicht helfen kann. Das die Dimension verschwindet und ich nichts machen kann und ..... Plötzlich steigt wieder diese Wärme auf. Diese gewaltige Wut.

„Okay, okay. Gut. Und jetzt denk an etwas, was dir Freude bereitet.“

Ganz ehrlich? Da ist aktuell nicht viel. Aber mal überlegen. Hmm. Echt. Da ist nichts. Meine rechte Hand fängt auch plötzlich wieder fast an zu glühen. Scheiße. Wie kontrolliere ich das jetzt? Ich will das doch gar nicht.

„Okay, was auch immer du jetzt denkst: Ich möchte, dass du den Ofen anmachst.“

Kleinigkeit. Ist eh langsam ganz schön kalt hier.

Doch die Flammen kommen richtig rausgeschossen. Nein, ruhig bleiben.

„Hey, nein. Stopp. Du saugst die Flammen jetzt nicht auf. Tief durchatmen. Ja, ich merke. Es ist nicht leicht. Du bist wütend. So richtig. Aber denk an deinen Vater, was er bislang für eine Stütze war. Oder dass du bei deiner Mam jetzt erstmal bist. Dass sie bald nach Chestnut zieht. Das sind doch schöne Dinge.“

Okay, sie hat recht. Es sind manchmal echt nur Kleinigkeiten, die einen glücklich machen können. Fast wäre ich wieder explodiert, aber Kuckis Worte helfen. So fange ich an, mich lediglich nur zu wärmen.

„Sehr gut. Was spürst du jetzt?“

„Hm. Wärme. Geborgenheit. Schutz.“

„Wunderbar.“

„Das Feuer hilft mir, die Mission zu überstehen. Weiß nicht. Voll dumm.“

„Nein, warum? Du bist eins mit dem Feuer, aber man muss es eben steuern. Willst du Welten zerstören oder lieber retten?“

„Retten natürlich.“

„Gut.“

Dann drehe ich mich um und mir kommt wieder alles hoch. Katharina ist nicht mehr mit mir zusammen und die andere Dimension zerfällt und. Maaaaaaannnnnn!!!!!

„Stopp! Mitkommen! Sofort!“

Oh verdammt. Diese Wut wieder. Arghs. Nein, nein. Konzentrier dich. Scheiß auf Katharina.

Wir gehen flink nach oben ins Bad.

„Wasch deine Hände! Schnell!“

Als ich den Wasserhahn aufdrehe, merke ich, wie ich schnell wieder runterkomme. Mein Herz beruhigt sich und ich fühle mich wieder sicher. Das ist gerade echt krass. Als ob mich das Wasser ummanteln will. Wie eine Schutzblase.

„Und jetzt wieder tief durchatmen. Denk eher an das Positive. Immerhin zeigst du Stärke, dass alles auf dich zunehmen. Davor ziehe ich meinen Hut.“

Ich fühle mich gerade selbst in Kuckis Nähe total sicher. Sie ist sehr ruhig und schaut genau, was ich mache. Beschützt mich, damit nichts aus dem Ruder läuft.

„Und jetzt mach im Wohnzimmer den Kamin an. Wäre schon cool, wenn es nicht mehr so kalt dort wäre, hihi.“

Okay. Kucki folgt mir ins Wohnzimmer. Jetzt sind wir auch allein. Da kann ich das ja machen.

Also mache ich den Kamin an. Diesmal ganz entspannt.

„Und jetzt? Was spürst du?“

„Wärme. Schutz.“

„Super.“

„Was passiert, wenn du jetzt wieder an die Dimension denkst? An Katharina. Kannst du versuchen, das Feuer nicht einzusaugen?“

„Äh.“

„Versuch einfach.“

Ich fange an, an die negativen Dinge zu denken. Alles, was mich im Moment nervt. Was mich wütend macht. Aber ich bleibe ruhig. Starre nur das Feuer an.

„Was fühlst du?“

„Gute Frage gerade.“

„Hass?“

„Nein.“

„Gut, super. Darauf hast du dir ein Glas Wasser verdient, hihi. Für heute soll gut sein.“

Ich habe sogar gerade richtig Lust darauf, Wasser zu trinken. Komisch. Trinke ich normal nie. Eher dann Cola und so. Ein bisschen stolz bin ich dann ja doch gerade auf mich.

Kucki setzt sich zu mir hin und auch sie scheint langsam etwas Hoffnung zu haben. Sie lächelt nur. Es ist ungewohnt, sie so zu sehen. Normal ist sie mehr der Wirbelwind, aber heute ist das irgendwie anders.

Und jedes Mal, wenn ich Wasser trinke, fühle ich mich stärker.

„Wir könnten es schaffen, das Tor wieder zu öffnen. Klar, du kannst da jetzt nicht einfach hin und Hokuspokus machen, aber wir sind auf dem besten Weg. Es gibt noch viele andere Magiearten, die du beherrschen musst. Da gehören nicht nur die Elemente dazu.“

„Die schwierigste ist die Manipulation. Auch diese haben sich die schwarzen Magier zunutze gemacht. Okay, es ist auch die mit Raum und Zeit, aber was man damit machen kann, ist grenzenlos. Du kannst Dinge manipulieren. Egal, wo, egal wie, egal wann. Gedanken auslöschen. Wir weißen Magier haben dieses auch benutzt, aber eben, um die unwissenden Sims zu schützen. Irgendwann gehörte es aber in die Kategorie schwarze Magie und selbst wir mussten dann aufpassen, dass wir nicht die Beherrschung verlieren. Lenkt eine Art von Magie etwas, dann wurde gerade ein Siegel draufgeklebt, wer sie wie nutzen kann.“

„Weiße Magie heilt und Leben entsteht. Das Element Erde. Blumen wachsen, Vögel singen. Leben entsteht. Feuermagie: Sie zerstört. Verbrennt Dinge. Löscht Leben aus. Nun sieh es mal von der anderen Seite. Erdmagie verschüttet Leben. Sims ersticken und sterben. Kein neues Leben entsteht, so wie bei Wüstensand. Und Feuermagie wärmt. Beschützt dich vor Wölfen im Wald. Gibt dir Sicherheit. Merkst du, was ich meine? Und du kannst aus all dieser Magie weiße Magie machen.“

Ich schaue Kucki die ganze Zeit an und höre aufmerksam zu. Keine Ahnung. Aber ich fühle mich irgendwie gerade ..... hm. Ich könnte die Welt umarmen. Okay, da fange ich lieber erstmal nur bei Kucki an.

„Danke.“

„Also? Jetzt bereit, die Welt zu retten und zu verstehen? Nur so geht das.“

Ich nicke nur und lächle.


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