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  • Kucki 232

Kapitel 75 - Dich beschützen


 

Als ich vom Arzt komme, werde ich direkt mit SMS bombardiert. Mein Akku ist zwischendrin leer gegangen und tja. Wenn man dann mal kurz nicht erreichbar ist, dann boomt es ganz schön. Max und Raina wollen mich unbedingt mal wiedersehen. Überhaupt alle. Sie machen sich Sorgen und haben ständig nachgefragt, ob alles in Ordnung wäre. Ja, wird echt mal Zeit, dass wir uns alle wieder treffen.

Mal allen antworten und dann was essen. Ich habe Mordshunger.

Paps kommt auf mich zu. Wow. Er lächelt mal. Selten, aber er lächelt.

„Ist denn alles gut verlaufen? Darfst du mit dem Praktikum anfangen? Sag schon. Was hat es ergeben?“

Da ist ja jemand sehr ungeduldig, haha.

„Äh, der Arzt sagt, dass ich übermorgen wieder loskann. Die Fäden wurden ja erst gezogen und dann sollte es aber wieder gehen.“

Okay, da ist Paps kurz wieder doch in seinem ursprünglichen Element. Er scheint noch viel an das alles zu denken, was ja auch okay ist. War ja auch in der letzten Zeit so einiges. Also gibt es eine kleine Schweigeminute.

„Du, hör zu, Joel. Ich habe vorhin mit deiner Mam gesprochen und ich habe vor, mit euch am Wochenende nach Sulani zu fahren. Einfach mal ein Wochenende weg. Auch mit Mam. Wir müssen mal alle reden, finde ich. Oder eben einfach mal alles sacken lassen. Mam braucht uns und wir brauchen sie.“

„Heißt das, ihr kommt wieder zusammen?“

Aber bei dieser Frage schweigt Paps. Okay. Wäre trotzdem schön. Der Urlaub klingt auf jeden Fall gut und ich nicke einfach nur.

„Morgen haben wir auch einen Termin auf dem Revier. Sie wollen uns noch einige Dinge fragen und dann soll das seinen Lauf nehmen. Wäre das okay für dich?“

Auch da nicke ich wieder. Schließlich fällt er mir in die Arme. Irgendwie erleichtert. Keine Ahnung. Aber er braucht das jetzt wohl einfach mal.

„Und ich, ähm. Ich habe dir einen Brief aufs Bett gelegt. Keine Ahnung, von wem der ist. Irgendwas mit Herzchen und so.“

„Äh, aha. Okay. Ich schau’ mal.“

Ein Liebesbrief? Oh man. Auf sowas kann ich jetzt eigentlich gar nicht. Ne. Nicht wirklich. Neugierig bin ich aber trotzdem und gehe in mein Zimmer, um den Brief zu öffnen.


16 Uhr nebenan im Park?


Äh. Okay. Mehr steht da nicht. Klasse. Ob ich dahin soll? Im Park nebenan? Der wird doch noch gebaut. Eigentlich habe ich ja gar keine Lust drauf, aber was soll's? Habe immer noch Mordshunger. Hmpf. Und wenn ich so auf die Uhr schaue, dann. Toll. 5 Minuten habe ich noch Zeit. Na gut. Ich gehe. Hole ich mir halt einen Burger oder so. Was soll mich da schon erwarten? Hoffentlich aber nicht Svenja oder Raina. Vielleicht Katharina? So als Versöhnung? Ich war ja wirklich etwas grob zu ihr. Tut mir ja auch voll leid.

Ach, ich gehe einfach mal los.

Heute ist es irgendwie total feuchtwarm. Ungemütlich, aber irgendwie auch nicht.

Wenigstens brauche ich keine Jacke. Schon mal gut. In Windenburg war es etwas kühler. Hier geht es ja noch.

Als ich so in den Park komme, sehe ich eine Decke vorbereitet. Weit und breit ist aber niemand.

Ich sehe Käse-Sandwiches, aber eigentlich weiß nur eine Person, dass ich die mag, außerhalb meiner Familie. Und meine Mam wird mir bestimmt kein Liebesbrief geschickt haben. Da muss ich dann doch grinsen. Das kann nur Katharina sein. Sie weiß das. Irgendwo bin ich ja erleichtert, denn ich habe noch einiges mit ihr zu bereden.

Katharina hat sich seitdem nicht mehr gemeldet. Gut, habe mich auch nicht so ganz getraut, mich bei ihr zu melden. Habe Angst, dass es aus ist. Ich habe so lange auf das richtige Mädchen gewartet, auch wenn ich einmal fast dachte, ich hätte sie schon gefunden. Aber Melody war dann ja ein totaler Reinfall.

Ich schaue mir die Decke genauer an. Käse-Sandwiches in Herzform. Alles klar. Eindeutig Katharina.

Hinter mir höre ich Schritte und drehe mich um. Sag’ ich doch, dass sie es ist. Und ich bin gerade noch mehr froh als eben.

„Hey, Joel. Bevor du irgendwas sagst, möchte ich mich entschuldigen. Du hast mich gefragt, wen ich jetzt mehr in dir sehe. Diesen Magiermeister oder Joel? Darüber muss ich nicht lange nachdenken, da es Joel ist. Und das wird auch immer so bleiben. Von mir wird niemand was erfahren und ich werde in Zukunft meine Klappe darüber halten. Ich liebe dich, okay? Und ähm. Ich hoffe, du magst die Käse-Sandwiches, hihi.“

Bevor ich jedoch antworten kann, schnappt sie mich und möchte mir wohl zeigen, wie sehr es ihr leidtut.

„Huch?!“

Das habe ich vermisst. Muss ich gestehen.

Uff.

Okay, alles klar. Alles klar. Sie meint das wirklich ernst und wow. Das haut mich aus den Socken. Ich hätte echt voll gedacht, dass es das jetzt war mit uns und sie mir ständig das mit den Magiern unter die Nase reiben würde. Ich verstehe da selbst noch so wenig von, aber mir ist es eben wichtig, Joel zu sein. Was soll das denn jetzt sonst an meinem Leben ändern?

„Ich möchte dich eher beschützen und hatte nie vor, irgendjemandem was zu sagen oder dir jetzt damit auf den Geist zu gehen. Aber nein. Stopp, stopp. Das ist doch alles egal. Ich möchte nicht schon wieder damit anfangen. Es tut mir leid. Joel, du bist zwar für mich was Besonderes, aber auf eine andere Art und Weise. Und immerhin müssen wir doch zusammen zum Abschlussball gehen, hihi. Denk an das Gedicht.“

Mein Problem ist gerade, dass ich nicht so richtig weiß, was ich sagen soll. Bin ich so baff? Habe ich vielleicht doch etwas Angst, dass es wieder ausarten wird? Liebe ich dieses Mädchen einfach nur?

„Hey, cool. Nein. Äh. Cool. Ja. Äh. Wirklich alles cool. Ich, äh. Ich wollte sowieso mit dir reden und so. Aber wusste eben noch nicht, wie. Die ganzen Bücher und das. Äh. Stimmt. Wir reden nicht mehr drüber, okay?“

„Aber, äh. Bevor du was sagst. Ich habe Mordshunger. Also ja. Klar. Die Sandwiches, aber ich brauche gerade was Warmes. Ich bin gleich wieder da. Hol mir nur was und dann geht es los. Ich äh. Ich frier’ voll und ähm.“

Was laber’ ich hier für einen Müll?

Ich flitze also kurz zum Stand und hole mir eine Suppe. Weil. Es ist einfach so, dass es für ein Picknick dann doch etwas zu kalt ist. Der Boden ist nass und das hat wohl auch Katharina mittlerweile bemerkt. Sie setzt sich kurz auf die Decke, aber ihr Hintern wird sofort nass. Gut, dass es nebenan eine Bank gibt.

Ich bin aber auf dem besten Wege, mich wieder zu sortieren und so erzähle ich einen Witz. Versuche es zumindest. Sie weiß ja selbst gar nicht so richtig, was sie noch sagen soll.

„Was macht ein Drache im Fußballstadion? Die Leute anfeuern.“

„Du hör zu. Das Einzige, was ich nur noch über die Sache sagen möchte, bevor ich damit ganz abschließe: Pass bitte auf meinen Vater auf. Er darf dein Tattoo nie sehen. Er ist nämlich der Grund, warum ich nicht in der Kirche bin. Na klar, gehe ich immer mit hin und so, aber es ist traurig, was die Kirche den Magiern antun wollte. Mein Vater schreit mich immer an, wenn ich über die Magie rede. Er will darüber nichts hören und er weiß auch nicht, dass ich in dem Verein bin. Wir wollen der Kirche zeigen, dass Magier nicht böse sind. Dass wir mit allem zusammen leben müssen, was mit uns auf dieser Welt existiert. Jeden so respektieren, wie er ist. Selbst wenn es nur eine kleine Ameise ist. Bitte tu mir den Gefallen und pass auf.“

Die Sache macht mich ja trotzdem nachdenklich. So ist es ja nicht. Seitdem Paps mit mir gesprochen hatte, sogar noch mehr. Ob ich dem doch mal nachgehen soll? Was damals passiert ist und so? Es interessiert mich ja irgendwie schon.

Aber trotzdem bin ich Joel und ich bleibe auch Joel. Daran wird sich nichts ändern. Ich bin ein Sim, wie jeder andere auch.

„Okay“.

Mehr möchte ich dazu nicht sagen und setze mich auf die feuchte Decke, um doch noch das Beste aus dem Picknick zu machen.

„Ja, was? Kommst du? Sonst ist gleich alles matschig, oder so.“

„Versprichst du mir, dass du vorsichtig bist?“

Katharina setzt sich bedrückt hin. Hm. Eben war die Stimmung noch so schön. Ihre Küsse. Ihre Nähe. Es war wieder wie in alten Zeiten und plötzlich kommt wieder dieser magische Scheiß. Okay, verstehen kann ich sie trotzdem gerade. Sie macht sich Sorgen.

Sie weiß nun mal wohl mehr als ich über das alles.

„Steh mal bitte auf. Hey, mach mal bitte. Und dann guck mich an. Bitte.“

Langsam steht Katharina auf und schaut jedoch erst zu Boden. Ich stelle mich vor sie und nehme meinen Zeigefinger, der ihr Gesicht so hochschiebt, dass sie mich anschauen muss. Erst versucht sie dem auszuweichen, aber dann schaut sie mir schließlich doch ganz tief in die Augen.

„Ich bin vorsichtig. Versprochen.“

Erleichtert nimmt sie mich in den Arm und drückt mich ganz doll.

„Gut. Das war mir wichtig. Denn. Ich habe noch was für dich.“

„Äh. Okay.“

Wieder schauen wir uns nur an. Jetzt erst sehe ich, dass sie die ganze Zeit versucht, Tränen zu unterdrücken. Manno. Ich bin schon vorsichtig.

Aber dadurch wird meine Liebe zu ihr gerade noch stärker als je zuvor.

Eigentlich wollte ich noch kurz zum Picknickkorb, um mir was zu holen, da die Suppe für nen holen Zahn war. Aber nein. Auch ich muss mich noch entschuldigen. Ich hätte sie nicht einfach rausschmeißen sollen letztens. Das tut mir so leid.

„Äh, mir tut auch leid, dass ich so nen Arsch war. Aber es hat mich so genervt und äh ....“

„Schon okay.“

Und ich kann nicht anders, als sie zu küssen. Ja ja. Da ist er wieder. Dieser Erdbeermund. So erdbeerig, dass ich das richtig vermisst hatte. Und ich bin so verdammt froh, diesen Erdbeermund wieder auf meinen Lippen zu haben.

Wir beiden mögen uns nicht so viel austauschen und so. Sind eher die Stillen und finden eh nie die passenden Wörter. Aber das ist nicht schlimm. In den zwei Monaten haben wir auch so viel voneinander erfahren. Man braucht den anderen nur anschauen.

„Aber ich habe trotzdem noch was für dich, hihi. Guck mal, meine Kette. Und ich habe auch eine Kette für dich und ich äh. Ich würde mich freuen, wenn du die andere tragen würdest. Also sie hatten kein Gegenstück mehr, aber ich habe da trotzdem was ähm ..... Ach, trag sie einfach, bitte.“

Bevor ich antworten kann, habe ich sie schon um den Hals hängen. Ich schaue Katharina nur an und mir wird wieder bewiesen, dass dieses Mädchen einfach nur wunderbar ist.

„Oder findest du das jetzt schnulzig?“

„Äh, nein. Hab doch nichts gesagt.“


So verbringen wir noch etwas Zeit bei diesem feuchtwarmen Wetter. Einfach die Nähe des anderen genießen und sich darüber freuen, dass es langsam bergauf geht. Insofern Katharina nicht plötzlich wieder mit diesem Magierkram anfängt. Bitte nicht.

Mein Hintern wird zwar total nass, aber das ist egal. So richtig egal.

„Du, Joel?“

„Hm?“

„Bleiben wir auf ewig zusammen?“

„Das will ich doch schwer hoffen.“

„Ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“


Und so bleiben wir einfach noch schweigend zusammen so sitzen. Die Nähe des anderen genießen. Die Wärme. Bis jedoch der Hintern irgendwann so durchgeweicht ist, dass wir langsam unser Lager abbrechen und nach Hause gehen. Habe es ja nicht so weit. Praktisch.

„Du bist wunderschön, Katharina und ich hoffe wirklich, dass wir auf ewig zusammenbleiben. Es sollte niemand wagen, uns auseinanderzubringen. Niemand.“

„Und selbst diese blöde Magie nicht.“

 

Zum Schluss ein Outtake^^


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