- Kucki 232
Kapitel 87 - Zerbrochenes reparieren
Aktualisiert: 13. Juli

Anmerkung:
Joshua wird nicht mehr in meiner Geschichte vorkommen, da ich leider einige Probleme hatte. Somit haben Emily und Marc drei Kinder zusammen, ohne eben Joshua.
Ich bin schon früh wach. Eigentlich wollte ich nochmal ordentlich ausschlafen, bevor wir unsere Sachen packen, aber irgendwie musste ich wieder zu viel nachdenken. Im Großen und Ganzen fand ich den kurzen Urlaub aber trotzdem schön. Auch wenn an diesem Ort viele Erinnerungen stecken.
„Hey, Süße. Heute fahren wir wieder nach Hause.“
Meine Tochter ist schon ein richtig liebes Baby. Auch wenn sie manchmal ordentlich einen in der Nacht sausen ließ, konnte ich trotzdem gut schlafen.

Mir lässt es nämlich verdammt nochmal keine Ruhe, dass so viele Scherben auf dem Boden liegen. Irgendwie muss man doch alles wieder reparieren können. Meine Detektei, die Freundschaft zu Emily. Einfach alles eben. So viel hat sich verändert, aber auch das macht die Sache interessant. Also, warum nicht einfach nach vorn schauen und anfangen?

Niemand braucht Angst zu haben. Wenn ich bedenke, was ich damals in Sulani miterlebt hatte und alles plötzlich wieder aufgerüttelt wird. Aber ändern kann man daran ja nun auch nichts. Joel hat nun mal diese Gabe - na ja - dieses Erbe und das scheint man so schnell wohl nicht wegzubekommen.

Joel weiß nicht, dass es in Sulani noch einen „weißen Ort“ gibt. Das ist wohl auch besser so. Dass er diese Erinnerungen nun auch hat, ist nicht gut. Gar nicht gut. Aber wer weiß, ob es wieder so ausartet wie früher? Muss ja nicht sein. Aber was die Magie betrifft, rechne ich mit allem.
Trotzdem habe ich noch andere Dinge im Kopf. Also Marc - auf geht's. Steh auf und fang damit an, deine Schüssel abzuwaschen.

Der Urlaub tat mir richtig gut. Auch wenn eben die Vergangenheit aufgewühlt wurde. Trotzdem bin ich glücklich. Glücklich mit dieser Frau hier. Sie schläft wie ein Engel.

Ein bisschen Zeit haben wir noch. Ich lasse sie schlafen. Die anderen sind ja auch noch nicht unter den Lebenden. Also gehe ich mit Michelle joggen.

Später toben wir noch etwas rum. Ich möchte keine Zeit mehr mit meiner Familie verlieren, wenn ich mir nämlich Emilio wieder so anschaue. In letzter Zeit zieht er nur so ein Gesicht. Dann soll er Naomi doch verlassen, wenn er sich von ihr erdrückt fühlt. Er meckert rum, aber tut eben nichts dagegen.
„Paps? Kann ich nachher mal mit dir reden? Ist wichtig.“

Erstmal heißt es trotzdem Sachen packen, wenn hier langsam alle rumwuseln. Unser Flieger kommt zwar erst in knapp drei Stunden, aber lieber mache ich alles in Ruhe, als nachher total in Hektik zu geraten, weil man ja so spät angefangen hat. Ne. So läuft das bei mir schon lange nicht mehr. Gibt nur unnötig Stress.
Ich setze mich zu meinen großen Jungs und höre erstmal zu.
„Alter, die macht mir voll Vorschriften und so. Stell dir das vor. Die kommt voll an und will, dass ich ihre BHs wasche und so, obwohl die das doch selber kann. Ich mach’ mittlerweile auch viel selber. Warum auch nicht? Und dann geht sie tagelang mit ihren Freundinnen feiern und wehe ich will mal. Deswegen bin ich jetzt einfach mal abgehauen. Kann mir dann voll was anhören, aber mir doch egal. Ey, wenn deine Katharina so wäre und so, dann Alter. Dann hau die voll in den Wind. Frauen sind voll kompliziert.“

„Und das lässt du dir dann einfach so gefallen? Ich habe dir schon hundertmal gesagt, dass das so nichts wird. Entweder ihr liebt euch und bekommt das hin oder ihr geht eben getrennte Wege.“

„Deswegen fragt Emilio mich ja, ob du Ja sagen würdest, wenn er erstmal bei uns wohnen könnte, haha.“

„Äh, wie bitte? Emilio. Du bist wohl alt genug, um Probleme selbst zu lösen, oder nicht? Hast doch einen guten Job und da findet sich bestimmt eine Bleibe.“
„Ja was, Mann? Alter, ich guck ja schon immer voll, aber find eben nichts. Und wenn die Frau mich so weiter zuplärrt, dann schmeiße ich sie eher bald raus. Voll die blöde Kuh geworden.“

Emily kommt mit zu uns, um schon einmal alles sauberzumachen.
Ich muss gestehen, dass ich zu Naomi auch nie einen guten Draht hatte. Damals war sie noch ganz nett und als sie sich mit Emilio verlobte, war er irgendwie nur noch ihr .... hmm. Wie soll ich das ausdrücken? Ihr Butler. Und da dachte ich, dass mein Sohn besser damit umgehen könnte.

„Mann, Paps. Bitte. Ich mach’ auch kein Dreck oder so. Versprochen. Kann ja dann helfen und so. Aber ich halte das keine Sekunde länger bei der aus. Bis ich was Eigenes gefunden habe. Versprochen.“
„Ich kann doch jetzt nicht so einfach Ja sagen. Emilio, ich kenn’ dich. Aus ein paar Tagen werden schnell Wochen und Monate.“
„Alter nein. Voll nicht. Echt.“

„Ich überleg’s mir. Immerhin. Hm. Du bist mein Sohn.“
Emily kommt zu uns und schaut mich an.
„Können wir kurz reden, Marc? Geht das?“
„Äh, klar.“
Sie deutet an, dass sie aber gern woanders reden möchte. Also gehen wir vor mein Zimmer. Emily schaut durch die Tür, was Michelle macht. Trotzdem schön, sie mal wieder lächeln sehen zu können.

„Du. Ich. Äh. Ich habe dir da was noch nicht gesagt, weil ich nicht wollte, dass ich noch weiter irgendwas ins Feuer schütte. Ich. Ich wollte erstmal, dass sich alles beruhigt und okay. Ja, mit Joel noch nicht so ganz, aber ......“
Ich warte geduldig darauf, dass sie auf den Punkt kommt.

„Ich äh. Ich. Ähm. Ich habe mich mit Maik ausgesprochen, weil ähm. Nun ja. Eigentlich wollten wir getrennte Wege gehen, nach der ganzen Sache aber dann .....“

„Also er wollte, dass ich mit in den Urlaub komme und wir reden. Ich bin wieder zu ihm gezogen und wohne gar nicht woanders und ich .... Also das ist ein schönes Haus und ich wollte dich fragen, ob ich nicht Michelle haben könnte? Ich möchte wenigstens noch einen kleinen Teil um mich haben von uns. Ich. Ich. Äh, ich weiß, das klingt jetzt wirklich viel und so, aber auch ich habe viel nachgedacht. Ich würde mich freuen, wenn das klappen würde.“
„Moment. Du bist doch wieder mit diesem Maik zusammen und ich soll ihm mein Kind geben?“
Okay, erst bin ich ein bisschen geschockt, weil es für mich ja selbst noch ungewohnt ist, dass Emily ja jetzt auch einen neuen Mann haben könnte.

„Marc. Ich möchte sie dir ja nicht wegnehmen oder so und das ist ja nun mal ihr zuhause, aber es fehlt mir halt und sie ist eben auch meine Tochter. Und du hast eben Joel. Außerdem kannst du dich dann in Ruhe wieder um deine Detektei kümmern. Dann kannst du in Ruhe arbeiten.“
Ich schaue sie eine Weile an und sie hat ja recht. Es ist halt alles nur plötzlich so anders. Alles wird neu ausgewürfelt und verändert sich. 20 Jahre sind kurz mal eben neu sortiert worden. Hmpf.
„Okay, wenn ich weiß, dass es Michelle gutgehen wird, dann nimm du sie. Ich möchte sie aber regelmäßig sehen und sie auch mal einen Tag bei mir haben und ......“
Emily fällt mir in die Arme.
„Danke. Natürlich bringe ich sie regelmäßig vorbei. Maik hat auch noch eine kleine Tochter. Die beiden würden sich bestimmt gut verstehen.“

„Marc. Ich. Ich bin so froh, dass wir das alles klären konnten und es tut mir leid, dass ich so war und ...... Es war alles so schwer und so ein durcheinander und dann jetzt mit Joel und ......“
„Alles gut. Wir bekommen das hin.“
Vor einem Jahr saßen wir noch alle an einem Tisch und keine Anzeichen auf die Strapazen der letzten Monate. Und nun ziehen Familienmitglieder ein und aus, was mich einfach nicht zur Ruhe bringt. Legt sich jetzt aber endlich mal alles? Und soll ich Emilio wirklich erstmal bei uns wohnen lassen? Puh.
Erstmal muss ich Jennifer aber wecken. Sie schläft wirklich sehr lange. Diesen ruhigen Schlaf hätte ich auch gern.
„Hey. Wir wollen bald los. Lebst du überhaupt noch?“
„Hm? Was?! Wie spät ist es?“
Kommt ganz verschlafen von ihr.

Als ich ihr die Zeit nenne, ist sie ganz schnell aus dem Bett gesprungen. Aber so wie sie aussieht, fällt sie wohl gleich wieder rein.
„Wir wollen in einer halben Stunde los. Schaffst du das?“
„Hm?! Ja. Denke.“

Und so herrscht langsam Aufbruchstimmung. Habe ich auch alles eingepackt? Michelles Rassel? Meine Hausschuhe? Hm. Nochmal alles durchgehen.
Wow. Jenny hat ganze 20 Minuten gebraucht, bis sie es zu uns nach draußen schafft.
„Es tut mir leid. Ich wollte eigentlich gar nicht so lange schlafen. Habe schon lange nicht mehr so gut geschlafen, wie jetzt. Hier können wir öfter hin, hihi.“
„Du kannst auch jederzeit bei mir sein, wenn du magst. Wenn du vorbeikommen möchtest, mach das ruhig.“
Wow. Diese Augen. Etwas verschlafen, aber immer noch wunderschön.“

„Äh. Würde ich gern. Aber ich kann Lukas nicht einfach allein lassen. Am Wochenende war es noch okay, da er bei seiner Großmutter war, aber ich kann ihn ja nicht ewig dahinschicken. Also. Ich würde echt gern. Wirklich.“

„Dann nimm ihn doch mit?“
„Äh. Nun ja. Da gibt es zwei Probleme. Er. Ja, es ist etwas komplizierter, aber er fühlt sich an fremden Orten nicht lange wohl und er möchte nicht in der Nähe seines Vaters sein. Das ähm. Das habe ich schon mal versucht. Und .....“
Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und lächle nur.
„Okay, ich verstehe. Kein Problem. Mir fällt schon was ein.“

So, aber wir müssen jetzt echt los. Der Flieger kommt bald und langsam wird es doch eng. Ich hole also Michelle und dann geht es ab an den Flughafen. Ein bisschen laufen müssen wir ja noch.

„Du, Michelle. Wäre es okay, wenn du zu Mam gehst? Also deine Mam liebt dich auch ganz dolle und.....“
Mir kommen doch echt Tränen. Ich habe mich so lange um sie gekümmert und die kleine Pupsnase wird mir richtig fehlen. Emily hat trotzdem recht. Ich glaube nicht, dass sie nochmal so ausrasten würde. Ich weiß ja jetzt, warum das so war. Warum soll ich ihr also ihre Tochter wegnehmen wollen oder sowas?

Also Michelle mit Emilio austauschen? Na, das könnte heiter werden.
„Alter. Glaub mal. Die hat nen Schatten, die Frau. Ey, wenn ich könnte, würde ich Jennys Cousine heiraten. Voll die Schnitte, aber sie ist voll jung. Besser als die dumme Naomi.“

„Können wir dann los?!“
*****
Toll. Unser Flug hatte ganz schön Verspätung. Ganze 5 Stunden. Wir kommen am späten Abend in Willow Creek an. Mit einer Emily und schlechtem Gewissen.
„Also, Marc. Ich mein. Wenn du mir Michelle aber nicht geben möchtest, dann ist das total okay. Ich kann ja dann auch immer vorbeikommen. War ja nur so eine Idee.“
„Nein, alles gut.“

Natürlich fällt mir die Verabschiedung nicht leicht. Emily ist keine schlechte Mutter. Sie hat immerhin den kleinen Emilio großgezogen und das verdient eine Medaille. Na ja. WIR haben ihn großgezogen.
Und somit übergebe ich ihr Michelle, damit ich einige Sachen zusammenräumen kann. Puh. So viele Veränderungen. So viel zu verdauen. Aber einen Anfang müssen wir eben machen.

Trotzdem möchte ich diesen Maik mal kennenlernen. Ich möchte wissen, bei wem meine Tochter ist. Dieses süße Lächeln.
„Michelle wird es gut haben.“
„Das weiß ich.“

Ich hole Michelles Sachen und schaue mich noch einmal um. Hier wird ganz schön was fehlen.

„Du. Äh. Du kannst auch jederzeit vorbeikommen. Ich bin froh, dass wir uns endlich aussprechen konnten. Und egal, was auch mit Joel und der Magie ist: Ich bin immer bei euch. Das weißt du. Wir haben das schon einmal geschafft, also schaffen wir das auch ein zweites Mal. Klingt das gut?“

„Also. Wir packen das schon. Daran glaube ich ganz fest. Und bevor du wieder so einen wie Karl kennenlernst oder dir irgendwas nicht geheuer ist, dann ruf mich an und ich kümmer’ mich drum und mache ihn sofort dingfest.“

Und da gehen sie. Ich hoffe jetzt aber, dass nicht mehr zu viele Veränderungen sind, da ich jetzt einfach nur noch meine Detektei retten und mich wieder auf meinen eigenen Kram konzentrieren möchte. Wenn mich denn meine Gedanken lassen. Also Jenny. Uff. Ich vermisse sie jetzt schon.

Ich mache mich direkt ans Werk. Eine Detektei möchte gerettet werden.

Auch Joel hat noch viele Ziele und Pläne.
