- Kucki 232
Kapitel 91 - Emilios große Klappe

Wow. Keine Ahnung, was hier gerade passiert ist, aber es war wunderschön. Manchmal wünschte ich mir, dass es auch mit Emily so gelaufen wäre und. Ach, was denke ich jetzt daran? Nein, das ist falsch.
Ich habe Jennifer im Arm und es fühlt sich gut an. Nur, wie erkläre ich es ihr, dass mein Sohn ein angehender Magier ist? Sie wird mich doch direkt verlassen, weil sie denkt, dass ich verrückt bin. Verdammt! Was mache ich nur?

Ich beschließe noch eine Weile liegenzubleiben. Den Moment genießen und zZzZzZz......

„Alter. Was geht mit euch? Ey, voll der krasse Scheiß, Junge.“
Moment mal. Da steht nicht gerade mein Sohn bei uns im Schlafzimmer und starrt uns an, oder? Verdammt. Es reicht.

Während er das Licht anknipst, schrecken Jenny und ich hoch und suchen so schnell es geht unsere Klamotten.
„Alter, man sieht ja voll dein Ding. Ey, was treibt ihr hier?“
Keiner realisiert so richtig, was hier passiert. Nur dass ich weiß, dass ich lieber mal irgendwo im Boden versinken sollte. Und Emilio steht da ganz lässig und denkt sich nichts bei. Was läuft bei dem Jungen falsch?

Hektisch ziehe ich meine Unterhose an und hoffe gerade sehr, dass Emilio von Jenny nichts gesehen hat. Nein, jetzt reicht es echt. Ich muss echt mal so richtig Klartext mit ihm reden. Das kann einfach nicht wahr sein.
Ich schaue Emilio mit einem giftigen Blick an.

„Raus hier. Sofort!“
„Mann, ja. Kein Ding. Bin ja schon weg.“
Als er rausgeht, schauen Jenny und ich uns total beschämt an. Ich könnte ihm gerade links und rechts eine scheuern. Verdammt.

Wir ziehen uns an und ich entschuldige mich tausendmal bei Jenny. Sowas Peinliches ist mir noch nicht untergekommen. Das muss ich klären. Sofort. Dieser .... Boah.

Na klar, ahnt er, was ihm jetzt blüht, als ich ins Wohnzimmer komme. Nein, ich versuche aber ruhig zu bleiben. Muss ich in meinem Job auch. Immer die Ruhe selbst sein, obwohl man losschreien könnte. Nachher gleiche ich das am Sandsack wieder aus.

Trotzdem muss ich jetzt so ordentlich mit ihm schimpfen.
„Was fällt dir ein? Hast du keinen Anstand? Was geht in deinem Kopf vor, bevor du sowas machst, hmm? Denkst du überhaupt mal nach? Du kannst doch nicht einfach so ins Schlafzimmer tanzen.“

„Was maulst du mich immer an, Paps? Meinst du, ich finde das immer schön? Ständig meckerst du an mir rum und mimi. Meine Fresse. Ich hab dich mit meiner besten Freundin verkuppelt und dann maulst du wieder nur rum. Alter. Meine Fresse. Dann geh’ ich halt. Entschuldigung, dass ich störe. Kommt nie wieder vor.“

„Du kannst auch mal ein bisschen Dankbarkeit zeigen und nicht immer motzen.“
Schließlich steht er beleidigt auf und möchte abzischen.
„Das eine hat doch gar nichts mit dem anderen zu tun.“
„Ja ja, Paps.“

Ich stehe schließlich auch auf und gehe ihm hinterher.
„Warte mal bitte. Das war doch nicht so gemeint, aber schau doch mal, wie du dich verhältst. Emilio. Auch ich habe Privatsphäre, okay? Und ....“
„Ja ja.“

„Ich möchte dir doch nichts Böses und du weißt, dass du mir wichtig bist und ich da bin, wenn was ist, aber .....“
Emilio dreht sich um.
„Weißt du, was, Paps? Ja, du hast recht. Du hast sowas von recht. Ich bin eben ein Idiot und bringe nichts auf die Reihe. Nein, du hast wirklich recht. Vielleicht bin ich ja auch selbst schuld, dass die Beziehung mit Naomi kaputt ist. Weil ich einfach nur dumm bin. Früher wusste sie das halt noch nicht. Ist wohl besser, wenn ich mein Ding mache. Und das allein. Okay? Mann, du hast echt recht.“
„Emilio, du bist doch nicht dumm.“

Schließlich schaut er mich nur an und sein Ton wird leiser.
„Nein, ohne Scheiß. Ich werd’ mein eigenes Ding machen, in meiner eigenen Hütte. Ohne Freundin oder den Scheiß. Ich hab euch und Jenny. Mehr brauche ich nicht. Alles cool. Ich komm’ klar.“

„Ich hab mir ein bisschen Geld zurückgelegt für 'ne Bude in San Myshuno. Keine WG. Ist dumm. Mein Kumpel, der ist eh komisch. Raucht und so nen Zeug und das mag ich nicht so. Stinkt dann die ganze Bude, weißt? Hab da voll das geile Apartment gefunden. Bisschen teurer, aber ich mach’ voll die gute Musik und die Leute lieben das. Und dann kann ich mir das auch leisten. Freu mich voll. Echt.“
„Bist du sicher? Du kannst gern bleiben, solange wie es nötig ist, aber das Schlafzimmer ist eben tabu. Sollte eigentlich klar sein.“
Emilio nimmt mich in den Arm und klopft mir auf den Rücken.
„Nein, Paps. Alles cool. Tut mir leid. War eben echt voll das scheiß Ding. Auch wenn ich das feier.“

„Ja. Dafür bin ich dir ja auch dankbar. Also nicht das mit dem Schlafzimmer, aber mit Jenny. Nur ähm ....“

„Alles cool, Paps. Und wenn ich die Bude habe, dann meld’ ich mich und wir machen 'ne Poolparty. So mit Grillen und dem Kram. Wäre voll geil.“

„Okay.“
Mir fehlen langsam die Worte. Die peinliche Situation und dann mein Sohn, der sowieso schon immer so speziell war und ..... Es ist schwierig, aber ich würde mich auch für ihn freuen, wenn er sich ein ordentliches Leben aufbauen kann. Kann mir zwar nicht vorstellen, dass er plötzlich so ein Apartment hat, aber ich werde es beobachten.
Er verabschiedet sich bei mir und zieht von dannen.
Tja. Und dann ist da immer noch die beschämte Jenny, der ich noch das mit Joel sagen muss. Na, das kann ja heiter werden. Ich glaube, mein Sandsack wird heute ordentlich leiden müssen.

Erst weiß ich gar nicht, wie ich anfangen soll.

„Äh, hehe. Ich.“

„Sag nichts, Marc. Irgendwie war das gerade heiß, hihi. Okay, vielleicht nicht heiß, aber witzig. Sexy.“
„Äh.“

„Äh, das ist jetzt nicht dein ernst, oder? Das war alles andere als sexy.“
Okay, ich merke, dass ich so auch nicht zum eigentlichen Thema komme.

Sie fand das doch jetzt nicht wirklich sexy? Öhm.

Okay. Nein, egal. Ich muss das jetzt klären. Jenny soll die Wahrheit erfahren und dann hoffe ich einfach mal, dass sie mich nicht für blöd hält und schreiend rausläuft. Obwohl es noch viel mehr zu erzählen geben würde. Viel zu viel. Aber gut. Das braucht sie ja nicht alles wissen.
„Also, du. Äh, hör zu. Ich. Ich wollte doch mit dir reden und nun ja....“
„Du brauchst mir nichts sagen, Marc. Ich weiß es schon. Also das mit Joel.“
„Ähm, was?“
„Na, das mit seiner Gabe.“

„Ähm. Moment. Du weißt davon? Hat Emilio das etwa erzählt? Er kann das doch nicht einfach so weitererzählen.“

„Du weißt das echt?“

„Ähm, ja. Ich dachte erst, dass Emilio doch reif für einen Doktor ist, hihi. Aber als er da immer mehr erzählte, meinte er nur, dass es ihm wichtig ist, dass es später keinen Ärger gibt, wenn wir uns näherkommen und ich mich erschrecken würde. Er wollte auf Nummer sichergehen und hat eben alles erzählt.“
„Ähm, und du hältst ihn und uns nicht für verrückt?“
„Nein, nicht mehr. Ich habe etwas mit Katharina gesprochen. Sie ist ja wirklich eine ganz Liebe und möchte Joel unbedingt beschützen. Komisch, dass es sowas wirklich geben soll.“
Also, ich weiß gerade nicht, ob mir ein Stein vom Herzen fällt oder ob jetzt doch alles schlimmer werden wird. Weiß sie echt Bescheid? Ich schaffe es nicht, noch irgendwas zu sagen und schaue sie einfach nur an.

Aber was ist, wenn es sich jetzt rumspricht? Es zu den falschen Sims kommt? Die ganzen Jahre war Ruhe mit dem Thema und plötzlich müssen wir uns doch wieder mit beschäftigen. Ich möchte nicht, dass mein Sohn in Gefahr ist. Möchte ihn beschützen. Nur wie?
„Sicher, dass das okay ist? Also wir .....“
„Nein, es ist alles gut. Ich muss zwar noch viel verstehen, aber irgendwie fasziniert mich das. War halt erst nur schwer zu glauben. Ich weiß zwar, dass Emilio eine Schraube locker hat, aber er ist trotzdem mein bester Freund, hihi.“

„Und ich werde auch keinem davon erzählen. Ich finde eure Familie toll. Besonders dich. Du bist so anders. So … perfekt. Aber du. Ich muss jetzt los. Lukas hat gleich Schulschluss. Und da ist es doof, wenn er allein zuhause ist.“
Jennifer steht auf und holt ihre Jacke.

„Warte bitte.“
Ich stehe auf und gehe ihr nach.
„Ist das wirklich okay für dich?“
„Ja.“
Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange.
„Ich melde mich. Es war ein schöner Vormittag. Gerne wieder, hihi.“

Langsam habe ich doch wieder Angst, dass alles kaputtgehen könnte mit dieser Gabe. Nein, bitte nicht noch einmal. Deswegen wird mein Sohn gleich alles erfahren, wenn er nach Hause kommt. Und Emily hilft mir dabei.
