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  • Kucki 232

Kapitel 93 - Eine Gefahr für die Öffentlichkeit


 

Es sind einige Tage vergangen, seit wir uns ausgesprochen hatten. Das tat ganz gut, auch wenn es danach trotzdem nicht einfacher wurde. Plötzlich habe ich Dinge weggezaubert, ohne dass ich das wollte. Oder der Fernseher ging kaputt. Mittlerweile fängt sogar mein Mal an zu jucken. Wer auch immer da die ganze Zeit zu mir spricht: Ich habe jetzt einen Deal mit dieser Stimme. Sie lässt mich erstmal in Ruhe. Ich möchte in Ruhe mein Praktikum durchziehen. Eine Woche habe ich jetzt noch vor mir und da möchte ich alles zeigen.


Bevor Katharina zur Arbeit muss, kommt sie bei mir vorbei. Das macht sie im Moment jeden Morgen, weil sie mir einfach ein Lächeln ins Gesicht zaubern möchte. Das tut gut. Mit ihr habe ich jetzt aber so noch nicht übers Tor geredet und das alles. Erstmal möchte ich mich auf mich konzentrieren. Auf uns.

„Guten Morgen. Dein persönlicher Weckdienst ist da, hihi.“

„Alles klar.“

Zum Glück ging es recht ruhig zu in den letzten Tagen. Bin auch sehr viel am Büffeln oder Berichte schreiben. Da würden mich Stimmen im Kopf einfach nur stören.

Es hat niemand mitbekommen, dass ein paar Kameras kaputtgegangen sind oder plötzlich kleine Gegenstände fehlten. Fragt mich nicht, wie ich das mache. Eigentlich ja nichts. Aber sie verschwinden einfach oder gehen eben kaputt.

Ein bisschen Zeit habe ich noch. Dann noch einmal in die Kanzlei und ab ins Wochenende.

Draußen schneit es sogar. Bald ist Winter. Aber erst nach meinem Geburtstag. Dieser ist übrigens am Gruselfest. Ob das so gewollt war? Haha.

Trotzdem denke ich noch viel an das Gespräch. Natürlich kann ich das nicht ewig wegschieben. Die Stimme redete von jemand anderem, den ich mit zum Tor mitnehmen soll. Ist mir näher, als ich denke. Hm. Mam vielleicht? Paps? Michelle? Ich habe echt keine Ahnung.

„Du. Ich muss los. Sehen wir uns später?“

„Klar.“

Bald werde ich ihr alles erzählen und mit ihr die Bücher durchgehen. Aber erstmal bin ich einfach nur glücklich mit ihr und habe ein bücherfreies Leben. Schaut sie euch doch an. Sie ist einfach wundervoll.

Später kommt Paps zu mir. Er macht sich immer noch ordentlich Sorgen. Aber was ich total cool finde ist, dass er gestern zwei kleinere Aufträge im Mailfach hatte. Es geht also aufwärts.

Und jeden Tag fragt er mich jetzt:

„Geht es dir gut? Hörst du wieder Stimmen? Brauchst du Hilfe?“

Doch von mir kommt einfach dann immer nur:

„Nein, Paps. Alles in Ordnung.“

Und dann großes Schweigen.

So, aber nun langsam mal fertigmachen. Um 9 muss ich los.

Wäre ja eigentlich fast ein perfektes Leben - wäre dieses juckende Mal nicht. Es ist schlimm. Ich kratz’ das immer voll rot.

Die restliche Zeit nutze ich, um noch etwas zu lernen. Bis ich dann Alex bei uns sehe. Huch? Aber da muss ich doch eh gleich hin.

„Ich denke nicht, dass ähm ....“

Warum hören sie so abrupt auf zu reden und schauen mich so an? Was ist los?

„Ähm, ist alles in Ordnung?“

„Ähm, Joel. Ich. Ich muss dir sagen, dass ..... Ähm. Also, es sind Dinge abhandengekommen und der Täter hat vorher die Kameras zerstört. Du wurdest leider beobachtet, wie du in den jeweiligen Räumen warst zu der Zeit. Und ....“

„Ich muss Joel leider suspendieren und auch mit der Schule habe ich schon geredet. Und ja, Marc. Ich weiß. Du fängst dich langsam wieder mit deiner Detektei und wenn ich könnte, würde ich das jetzt kurz mal so mit euch klären, aber meine Mitarbeiter würden das bemerken und .... Hach, Mann. Ich, ich muss dich eigentlich anzeigen wegen Diebstahl und der Zerstörung von Beweismaterial. Also, ich hoffe, es ist nur ein Missverständnis und wir können das schnell abhaken, aber .....“

Ich klappe mein Buch zu und kann gerade nicht glauben, was Alex da sagt.

„Ich. Ich weiß, dass Joel nichts gemacht hat, also dachte ich zumindest und ....“

„Aber er ist eine Gefahr für die Öffentlichkeit, weil es nicht nur das ist. Er hat sämtliche Akten durcheinandergebracht. Das wird Wochen dauern, bis wir wieder Ordnung haben. Und derweil sind Sims in Not und .....“

„Alex. Joel würde niemals klauen und auch keine Sachen zerstören. Also gut. Ja, vielleicht das mit den Akten, aber ich bitte dich. Er würde nie klauen.“

Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es schockt mich gerade sehr. Soll ich ihm jetzt sagen, dass ich angehender Magier bin und solche Sachen gerade passieren können? Das ist doch lächerlich.

„Ich würde dich nie bestehlen oder gar was kaputtmachen. Warum sollte ich? Ehrlich. Mir macht der Job Spaß.“

„Es tut mir leid, Joel. Wenn es sich nachher als unwahr rausstellt und es jemand anders war, der dir vielleicht nur was in die Schuhe schieben will, dann finden wir den wahren Täter. Ich mache diesen Job schon eine Weile. Aber fürs Erste, fällt das Augenmerk auf dich, weil du der Einzige war, der im Kopierraum war gestern. Und da ist es ja unter anderem passiert.“

„Ich kümmer’ mich drum und schaue, was ich tun kann. Joel, es tut mir wirklich sehr leid.“

„Ja ja.“

„Alex, das ist doch gerade nicht dein ernst?“

Ich stehe auf und gehe in mein Zimmer. Ich kann kaum atmen oder gar sprechen. Es ist wie weggeschnürt. Versuche es cool zu sehen, aber das klappt nicht. Wie soll ich da wieder rauskommen?

Ich höre, wie Alex noch zu Paps sagt, dass mir wohl die Scheidung auf die Niere schlägt. Ich einfach nicht drüber hinwegkomme und vielleicht Hilfe brauche. Ach, so weit ist es schon? Bäh.

Als wäre es die Scheidung. Pff.

Es läuft doch langsam wieder gut bei uns. Paps hat wieder Aufträge und ich bin gerne Anwalt. Aber meine Zukunft hat wohl etwas anderes mit mir vor. Ein kleinkrimineller Magier? Wie soll ich das nennen?

Paps setzt sich zu mir und schaut mich nur an.

„Hey, wir kriegen das schon wieder hin. Wenn du das alles unter Kontrolle bekommst, dann sieht die Welt wieder anders aus.“

„Ach ja? Nichts werden wir, Paps. Nichts werden wir.“

Ich stehe auf und gehe an meinen Rechner.

„Geh bitte. Ich möchte allein sein. Nicht, dass noch mehr passiert.“

Es reicht mir langsam. Dieses Magierleben kann doch nicht einfach so mein Leben zerstören. Was soll ich auch dagegen machen? Soll ich doch langsam mal zum Tor gehen, wie die Stimme es möchte? Vielleicht hätte ich es schon eher tun sollen und hätte mir das Desaster erspart. Aber ich traue mich nicht. Ich traue mich einfach nicht.

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